100 Tage im Amt

Zambo: „Können keine Versicherung gegen politische Fehlentscheidungen anbieten“

Stuttgart - 12.08.2021, 09:15 Uhr

Zum 1. Mai übernahm Tatjana Zambo das Amt als Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg.(Foto: LAV Baden-Württemberg)

Zum 1. Mai übernahm Tatjana Zambo das Amt als Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg.(Foto: LAV Baden-Württemberg)


„Es ist  schwierig zu evaluieren, welche Betriebe  ‚TI-ready‘ sind“

Welche Themen haben Sie darüber hinaus in den ersten 100 Tagen Ihrer Amtszeit bearbeitet? 

Das meiste hat uns natürlich die Corona-Pandemie vordiktiert: Wir haben dafür gesorgt, dass unsere Mitglieder in ihren Apotheken die Testverordnung bestmöglich umsetzen konnten. Die Versorgung der Hausarztpraxen mit den COVID-19-Impfstoffen war eine große Herausforderung. Und derzeit beschäftigt uns natürlich die Ausstellung der Impf- und Genesenenzertifikate über das Verbändeportal. Ein Ende ist nicht in Sicht, denn der Gesetzgeber bereitet schon die Corona-Maßnahmen für die kommenden Monate vor. Dazu muss man anmerken, dass wir im Präsidium und Vorstand natürlich nicht nur ehrenamtlich mit diesen Themen in Berührung kommen. Seit Beginn der Pandemie sind praktisch alle Inhaberinnen und Inhaber noch mehr gefordert in ihren eigenen Apotheken. Da bleibt nur noch weniger Zeit für weitere Aktivitäten darüber hinaus. 

Und abseits der Pandemie: Welches Thema hat aktuell die höchste Priorität für Sie im Apothekerverband? 

Sicher die Einführung des E-Rezepts und alles, was mit dem Anschluss der Apotheken an die Telematikinfrastruktur zusammenhängt. Wir möchten unsere Mitglieder bei diesem Prozess begleiten und das ist zum Teil eine sehr individuelle Angelegenheit, denn es treten die unterschiedlichsten Fragen in der Geschäftsstelle auf. Nach wie vor gibt es vereinzelt Apotheken, die erst jetzt beginnen sich mit der Materie zu beschäftigen. Es ist auch schwierig zu evaluieren, welche Betriebe jetzt tatsächlich „TI-ready“ sind und bei welchen es noch hapert. In dem einen Fall müssen noch die elektronischen Zugangskarten ausgestellt werden, im anderen Fall fehlt noch der Konnektor. Insgesamt liegen wir aber im Bundesdurchschnitt. 

Die Honorierung ist ja eines der originären Arbeitsfelder eines Verbands und inzwischen hat die Apothekenvergütung durchaus mehrere Gesichter: Einerseits existiert das Packungshonorar, hinzu kommen die fondsbasierten Honorierungen der Nacht- und Notdienste, dann wurden relativ spontan diverse Corona-Maßnahmen vergütet und schließlich hat das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz (VOASG) den Weg zu den honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen geebnet. Wo sehen Sie den größten Handlungsbedarf? 

Die Apothekenvergütung muss stets weiterentwickelt werden und dazu gehört vor allem, dass sie auch den tatsächlichen Kosten immer wieder angepasst wird. Dazu zählen wir nach wie vor das Packungshonorar, das seit Jahren keine Dynamisierung erfahren hat. Es reicht einfach nicht aus. Und die rund 150 Millionen Euro für die pharmazeutischen Dienstleistungen sind viel zu niedrig kalkuliert. Darin wird schon das bisherige Leistungsspektrum nicht gewürdigt. Wie sollen die Apotheken unter diesen Voraussetzungen neue Tätigkeiten erbringen? 
 



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Unternehmerisches Risiko

von Nikolaus Guttenberger am 13.08.2021 um 15:27 Uhr

Bei Avp von „unternehmerischen Risiko“ zu sprechen, ist eine absolute Unverschämtheit. Ich empfehle der Dame den betreffenden Wikipedia Artikel dazu. Dass die Abrechnungsgelder zunächst von den Banken für eigene Fehlentscheidungen teilweise geklaut, und dann bei white & case versumpfen, hat absolut NICHTS mit betriebswirtschaftlichen Entscheidungen zu tun, die ein Apothekenleiter fällen könnte. Einen Totalverust bildet unser Honorar auch nirgendwo ab

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