Neuer FIP-Report

Wie es weltweit in den Apotheken zugeht

Remagen - 18.08.2021, 09:15 Uhr

Eine Offizin in Ländern mit niedrigem Einkommen muss durchschnittlich fast 27.000 Einwohner versorgen, viermal so viele wie eine Apotheke in einem Land mit hohem Einkommen. (x / Foto: IMAGO / Future Image)

Eine Offizin in Ländern mit niedrigem Einkommen muss durchschnittlich fast 27.000 Einwohner versorgen, viermal so viele wie eine Apotheke in einem Land mit hohem Einkommen. (x / Foto: IMAGO / Future Image)


Apotheken-Neugründungen stärker reguliert 

Die Gründung neuer Apotheken wird in der Regel von den öffentlichen Verwaltungen durch die Anwendung demografischer oder geografischer Kriterien festgelegt. Eine größere Gruppe von 23 Ländern und Gebieten (29 Prozent) verwendet dafür eine Kombination von beidem. Bemerkenswerterweise ist die Zahl der Länder, die keine Beschränkungen für Neugründungen haben, seit dem letzten Datenerhebungszyklus von 49 auf 27 Prozent gesunken. Für die FIP deutet dies auf einen internationalen Trend zu einem höheren Regulierungsniveau bei der Gründung neuer Apotheken hin. 

Mehr Länder erlauben Verschreibungen durch Apotheker

Die Umfrage untersuchte auch den Umfang der regulierten Dienstleistungen und Aktivitäten von Apothekern. Impfdienste wurden in der diesjährigen Erhebung nicht berücksichtigt, weil die FIP innerhalb desselben Kalenderjahres eine spezifische Umfrage über die Rolle von Apothekern bei Impfungen durchgeführt hatte.  

In der Kategorie von Dienstleistungen, die die klinische Entscheidungsfindung für die Einleitung, Fortsetzung oder Änderung der Behandlung beinhalten, ist die Abgabe von Notfallkontrazeptiva besonders weit verbreitet (76 Prozent der Länder). Einige Länder starten mit der Anpassung von Verschreibungen (25) sowie ergänzenden (16) oder eigenständigen Verschreibungen von Apothekern (13).    

Unter den Dienstleistungen, die sich auf das Screening von Krankheiten konzentrieren, wurden HIV- und COVID-19-Tests abgefragt. Apothekenbasierte HIV-Tests können in Apotheken in 15 Ländern oder Territorien durchgeführt werden, während COVID-19-Tests zum Abfragezeitpunkt in 14 Ländern möglich waren. Der Wert hat sich danach noch weiter erhöht. Dasselbe betrifft die Impfdienste, wobei Länder wie Italien, Litauen und Polen diese neu eingeführt haben. 

Wacklige Regelungen zur Substitution

Von 73 Befragten gab die Mehrheit (44) an, dass die INN-Verschreibung bei ihnen nicht obligatorisch sei. In 27 Rechtssystemen ist sie verbindlich und in den verbleibenden vom Drittzahler abhängig. In Umgebungen ohne Verpflichtung zur INN-Verordnung wird den Apothekern manchmal die Möglichkeit gewährt, ein Markenarzneimittel durch ein Generikum zu ersetzen. Die Substitution kann jedoch aus einer Reihe von Gründen entweder vom verschreibenden Arzt oder vom Patienten verhindert werden. Dies gilt zum Teil auch dann, wenn eine generische Substitution obligatorisch ist. Von 79 befragten Ländern berichteten fast drei Viertel, dass der verschreibende Arzt eine generische Substitution ablehnen könne und in noch mehr Ländern dürfen das auch die Patienten.

Vergütungen nach Arzneimittelpreisen oder nach Services

Die größte Anzahl von vergüteten Dienstleistungen betrifft die Entscheidungsfindung für die Einleitung, Fortsetzung oder Änderung der Behandlung oder für die Verbesserung des Einsatzes von Arzneimitteln. Von den 65 Befragten, die durch Dritte vergütet werden, haben 37 es nur mit einem zu tun und 28 bekommen ihr Geld von mehreren. Rund die Hälfte der Länder gab an, dass sich die Apothekenvergütung überwiegend am Arzneimittelpreis orientiert. Lediglich elf (15 Prozent) berichtete über ein Vergütungsmodell, das eher auf Gebühren für Dienstleistungen abstellt.    

In 21 von 75 Rechtssystemen gibt es für Arzneimittel keine Preisregulierung. Die übrigen 54 Länder und Gebiete lassen sich in drei Kategorien unterteilen: Nur erstattungsfähige Arzneimittel (17), alle verschreibungspflichtigen (12) oder alle Medikamente insgesamt sind preisreguliert (25). 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

2,5 Millionen Apotheker weltweit

FIPEd veröffentlicht neue Trendanalyse

Welt-Apothekerverband setzt sich für Verbesserung der Impfraten ein

FIP-Handbuch ermuntert zum Impfen in Apotheken

Apotheken mit Apotheker sind weltweit in 84 Prozent der Länder vorgeschrieben

Weltverband warnt vor Qualitätsverlust

FIPEd veröffentlicht neue Trendanalyse

2,5 Millionen Apotheker weltweit

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.