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E-Rezept-App der Gematik
Was steckt hinter der Open-Source-Strategie?
Seit Juli steht die E-Rezept-App der Gematik in den App-Stores zum Download bereit. Im Rahmen des E-Rezept-Projekts in der Fokusregion Berlin-Brandenburg kann sie bereits genutzt werden – jedenfalls theoretisch. Anfang August veröffentlichte die Gematik die sogenannten Quellcodes der App. Zum einen, um Transparenz zu schaffen, zum anderen, um die Sicherheit zu erhöhen – denn nach ihrer Vorstellung soll sich jetzt die „Fachcommunity“ mit der App befassen. Was hat es damit auf sich? Die DAZ sprach darüber mit dem IT-Experten Martin Tschirsich.
Als die Gematik kürzlich die Quellcodes für die E-Rezept-App veröffentlichte, hieß es in ihrer Pressemitteilung vom 5. August: „Damit folgt sie ihrem Weg der Transparenz gegenüber der breiten Öffentlichkeit und der Fachcommunity.“ Man wolle damit das Vertrauen in die Telematikinfrastruktur (TI) stärken und in den Austausch gehen. „Die Community ist kein stiller Leser – wir erwarten konstruktive Kritik von Experten, was unserer App letztendlich zugutekommt und die Nutzerfreundlichkeit erhöhen kann“, kommentierte Florian Hartge, Verantwortlicher für Produktionsprozesse innerhalb der Gematik. „Die Entwicklung, die Einführung und auch die sicherheitstechnische Bewertung der E-Rezept-App sollen mit größtmöglicher Offenheit geteilt werden“, so die Idee.
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Doch die wenigsten Apotheker:innen dürften mit solchen Codes etwas anfangen können. Wie viel Transparenz steckt also wirklich in der Open-Source-Strategie der Gematik? Und lässt sich auf diesem Weg das Ziel erreichen, das Vertrauen in die TI zu stärken – also bringt dieses Vorgehen einen Gewinn in puncto Sicherheit?
Spezifikationen bedeutender als Quellcode
Martin Tschirsich ist Spezialist für Informationssicherheit und Mitglied im Chaos Computer Club (CCC). Im Gespräch mit der DAZ begrüßt er grundsätzlich den Ansatz, diese Informationen öffentlich zugänglich zu machen – auch wenn das im Fall der Quellcodes für die E-Rezept-App aus seiner Sicht nicht unmittelbar einen Mehrwert bringt. Denn vor rund einem Jahr hatte die Gesellschaft bereits die Spezifikationen für die App bekannt gemacht. Deren Bedeutung ist laut Tschirsich deutlich höher einzustufen als die der nun publizierten Quellcodes.
Verglichen mit dem Bau eines Hauses seien die Spezifikationen so etwas wie der Bauplan, erläutert der IT-Experte. „Da steckt alles Wichtige drin“, sagt er. Die Quellcodes könne man mit dem Rohbau vergleichen. „Anhand der Quellcodes kann man also überprüfen, ob das, was im Bauplan steht, auch umgesetzt wurde und ob vorgeschlagene Änderungen eingeflossen sind.“ Immer vorausgesetzt, die publizierten Quellcodes würden auch eins zu eins umgesetzt.
Zudem ist es möglich, anhand der Quellcodes potenzielle Sicherheitslücken zu identifizieren. Das ist naturgemäß keine Spielwiese für die Apotheker, sondern für Fachleute wie Tschirsich. Es gibt nur ein Problem: Anders als auf Konzernebene inzwischen üblich, lobt die Gematik keine Prämien aus für das Auffinden solcher Schwachstellen. Die im Fachjargon als „Bug Bounties“ bezeichneten Boni sind meist gestaffelt, je nachdem, als wie gefährlich die aufgespürte Sicherheitslücke einzustufen ist. „Damit sorgt man dafür, dass möglichst viele Menschen, die etwas davon verstehen, die Sicherheit des Systems prüfen“, erklärt der IT-Spezialist.
1 Kommentar
Gematik APP kontra Apotheke vor Ort
von Andreas Neumann am 31.08.2021 um 9:29 Uhr
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