Selbstmedikation aus der Apotheke

Reizhusten bei Kindern – was ist empfehlenswert?

Berlin - 01.11.2021, 07:00 Uhr

Welche Arzneimittel können Apotheker Eltern von Kindern mit Reizhuten empfehlen? (Foto: veronica / AdobeStock)

Welche Arzneimittel können Apotheker Eltern von Kindern mit Reizhuten empfehlen? (Foto: veronica / AdobeStock)


Rezeptfreie synthetische Hustenstiller aus der Apotheke

Antitussiva unterdrücken den Hustenreiz in der Regel durch eine Hemmwirkung auf das Hustenzentrum in der Medulla oblongata im Stammhirn. Rezeptfreie synthetische Hustenstiller enthalten Dextromethorphan, Pentoxyverin, Benproperin oder Dropropizin. Voraussichtlich ab Januar kommenden Jahres wird auch Levodropropizin (Quimbo® Saft, Tropfen), das S-Enantiomer von Dropropizin, aus der Verschreibungspflicht entlassen werden. Levodropropizin blockiert Hustenrezeptoren im Tracheobronchialbaum.

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Pentoxyverin und Benproperin wirken dämpfend auf den Hustenreflex, jedoch nicht auf das Atemzentrum. Benproperin wirkt sogar atemanregend und darf deshalb auch bei eingeschränkter Atmung verwendet werden. Dennoch ist bei gleichzeitiger Behandlung mit einem Schleimlöser Vorsicht geboten, da auch dieser Wirkstoff das Abhusten des Sekrets behindern kann. Pentoxyverin besitzt zusätzlich leicht bronchodilatatorische und spasmolytische Eigenschaften. Dropropizin wirkt teilweise zentral, eine Atemlähmung ist jedoch nicht zu befürchten. In der Lunge unterbricht Dropropizin wahrscheinlich den Hustenreflex über eine Hemmung vagaler afferenter Neuronen. Dextromethorphan besitzt neben seiner sehr guten antitussiven Wirkung auch ein Abhängigkeitspotenzial; in höheren als den therapeutischen Dosierungen können Rauschzustände mit Halluzinationen, Verwirrtheit und Herzrasen auftreten. Grund dafür ist der Antagonismus von Dextromethorphan an NMDA-Rezeptoren. Besonders bei der Abgabe eines entsprechenden Hustenmittels an Jugendliche sollte das bedacht werden. Dextromethorphan wird auch in Kombination mit zentral wirksamen H1-Antihistaminika wie Diphenhydramin missbräuchlich verwendet.

Alte Marke, neuer Inhalt

Das Antitussivum Clobutinol, vertrieben unter dem Handelsnamen Silomat®, galt über Jahrzehnte als ein bewährtes rezeptfreies Mittel gegen trockenen Reizhusten. Es wurde 2007 vom Markt genommen, 2008 erfolgte der Widerruf der Zulassung. Grund waren neue Studien, die gezeigt hatten, dass der Wirkstoff zu einer QT-Strecken-Verlängerung mit der Folge lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen führen kann. Die Marke Silomat® blieb erhalten, jetzt mit Dextromethorphan oder Pentoxyverin als Wirkstoffen.

Rezeptpflichtige Antitussiva

Neben dem bereits erwähnten Levodropropizin können bei Kindern bei Reizhusten Codein, Dihydrocodein und Noscapin angewendet werden. Die antitussive Wirkung wird teilweise durch Angriff an supraspinalen Opiatrezeptoren (μ-Rezeptoren) vermittelt. Bei Kindern unter zwölf Jahren ist Codein (z. B. BronchiCodein® Tropfen) kontraindiziert, bei Kindern im Alter von zwölf bis 18 Jahren mit eingeschränkter Atemfunktion wird der Wirkstoff nicht empfohlen. Dihydrocodein (z. B. Paracodin® Saft) ist dreimal so wirksam wie Codein und kann bereits bei Kindern ab vier Jahren zum Einsatz kommen. Noscapin kann bei unproduktivem Reizhusten in den flüssigen Darreichungsformen Capval® Saft und Tropfen Kindern bereits ab sechs Monaten verordnet werden, die entsprechenden Dragees erst ab sechs Jahren.

Was bietet die Komplementärmedizin?

Anthroposophische oder homöopathische Mittel werden bei Husten ebenfalls häufig nachgefragt. Je nach Zusammensetzung wirken sie oft gegen einen Symptomkomplex. Beispielsweise kann Weleda® Hustenelixier Sirup bei akuten katarrhalischen Entzündungen der Luftwege bei Kindern ab einem Jahr sowohl zur Linderung des Hustenreizes als auch zur Förderung des Abhustens von zähem Schleim empfohlen werden. Bereits ab einem Alter von sieben Monaten wird das homöopathische Komplexmittel Monapax®-Saft unter anderem bei nächtlichem Krampfhusten angewendet. Auch bei Mitteln der Komplementärmedizin sind Anwendungsbeschränkungen zu beachten. So enthält beispielsweise Wala Plantago Bronchialbalsam® neben homöopathischen Dilutionen (z. B. aus Spitzwegerich-Blättern) auch D-Campher, der einen Kehlkopfkrampf mit Atemstillstand hervorrufen kann und deshalb bei Kindern unter zwei Jahren nicht angewendet werden darf. Auch Einreibungen mit Menthol, Eukalyptus- oder Kiefernnadelöl sind aus diesem Grund kontraindiziert. Bei Mitteln, die Thymian enthalten, sind außerdem Allergien gegen diese Pflanze oder andere Lippenblütler sowie Birke, Beifuß und Sellerie zu beachten.

Sie möchten eine tabellarische Übersicht mit allen Wirkstoffen, Präparaten und Abgabehinweisen? Diese finden Sie in der DAZ 43|2021, ebenso die Quellen zu diesem Beitrag.

DAZ 32|2021


Dr. Claudia Bruhn, Apothekerin / Autorin DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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