Herbstsitzung in Baden-Württemberg

LAV mahnt zur „Umsicht bei der Portalwahl“

Stuttgart - 09.11.2021, 11:30 Uhr

LAV-Präsidentin Tatjana Zambo rät Apotheker:innen, bei der Portalwahl umsichtig zu sein. (x / Foto: LAV BaWü)

LAV-Präsidentin Tatjana Zambo rät Apotheker:innen, bei der Portalwahl umsichtig zu sein. (x / Foto: LAV BaWü)


Die Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, Tatjana Zambo, rät Apotheker:innen eher noch nicht, sich allzu vielen kostenpflichtigen E-Rezeptportalen anzuschließen. Das machte sie bei der Herbstsitzung des LAV deutlich. Sie verwies dabei auch auf die standeseigene Lösung – die kostenfreie Gematik-App in Kombination mit dem Apothekenportal und der Patientenplattform www.mein-apothekenmanager.de. Für die Gründung der Digitalgesellschaft GEDISA, die das Portal künftig betreiben soll, erhebt auch der LAV in Baden-Württemberg eine Sonderumlage von seinen Mitgliedern.

Vor knapp zwei Wochen traf sich der Landesapothekerverband Baden-Württemberg zu seiner Herbstsitzung. Eines der großen Themen war die Digitalisierung bzw. das E-Rezept. „Wir wollen alle Apotheken E-Rezept-ready machen“, gab LAV-Präsidentin Tatiana Zambo den Kurs vor, räumte dabei aber ein, dass es hier etwas erschwerend sei, dass man heute noch nicht wisse, wann genau die ersten echten E-Rezepte in die Apotheken kommen werden. „Der Termin am 1. Januar 2022 steht zwar, doch zu dem Termin wird noch lange nicht alles elektronisch ablaufen. Machen Sie sich darauf gefasst, dass das E-Rezept zunächst noch als Papierausdruck in die Apotheken kommen kann. Und auch das bisherige Muster 16 wird sicherlich noch im Umlauf sein.“ Zambo gab auch zu bedenken, dass viele Ärzt:innen mit ihren Praxissoftwareprogrammen Stand heute noch kein E-Rezept in digitaler Form ausstellen und an ihre Patient:innen weitergeben könnten. Das zeige sich auch in den aktuell laufenden Tests in Berlin-Brandenburg.

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Im Hinblick auf die Portale, Plattformen und Apps, die derzeit beworben werden, rät die Präsidentin von übertriebenem Aktionismus abzusehen: „Zum aktuellen Zeitpunkt können wir den Apotheken eher noch nicht raten, sich auf allzu vielen Portalen für das E-Rezept gleichzeitig kostenpflichtig anzumelden.“ Hier sei eine ruhige Hand ratsam, die weiteren Entwicklungen abzuwarten.

Außerdem sollten Apotheker:innen bei ihren Überlegungen auch berücksichtigen, dass mit der kostenfreien App der Gematik „Das E-Rezept“ in Verzahnung mit dem Apothekenportal sowie der Patientenplattform unter www.mein-apothekenmanager.de bereits eine apothekerliche Lösung bereitstehe, die die nötigen Services abbilden könne. Durch die wichtige Funktion in den letzten Monaten mit der Ausstellung von 45 Millionen Impfzertifikaten innerhalb von nur vier Monaten habe das Portal seine Feuerprobe bestanden. Laut Zambo wurde das zugehörige Patientenportal mein-apothekenmanager hervorragend eingeführt und auch genutzt.

Auch in BaWü: Sonderumlage für die GEDISA

Bekanntermaßen soll das Portal künftig von einer Gesellschaft namens GEDISA betrieben werden. Sie soll durch die Landesapothekerverbände gegründet werden mit dem Ziel, diese standeseigene Lösung gut aufzustellen und weiter auszubauen. So sollen beispielsweise das E-Rezept-Handling und Mehrwertdienste etabliert und der Apothekenmanager als Serviceportal für die Apothekenkunden fest verankert werden.

Auch der LAV in Baden-Württemberg will sich an GEDISA beteiligen. Wie die meisten anderen Verbände mit Ausnahme von Westfalen-Lippe, wo das Mitgliedervotum noch aussteht, sammelt auch der LAV Geld von seinen Mitgliedern ein – das erforderliche Finanzvolumen für das Projekt beläuft sich in den ersten drei Jahren der Aufbauphase auf rund 9 Millionen Euro jährlich. Diese Summe soll proportional auf die beteiligten Verbände verteilt werden.

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Zambo und LAV-Geschäftsführerin Ina Hofferberth machten erneut und wie bereits zuvor auf der LAV-Mitgliederversammlung deutlich, dass dies nicht aus dem normalen LAV-Haushalt finanziert werden könne. Daher habe der LAV-Vorstand im Rahmen seiner Entscheidungskompetenz beschlossen, eine Sonderumlage zu erheben, so Zambo. Konkret sollen für die Jahre 2021 und 2022 je Apothekenbetriebsstätte 300 Euro erhoben werden. „Dieses Geld ist für jeden von uns und für uns alle gut angelegt. Wir investieren in unsere Zukunft und halten die digitalen Services ohne Fremdinteressen in Apothekerhand, um morgen und übermorgen unsere Kundinnen und Kunden auch digital individuell bei uns vor Ort zu versorgen.“



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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