Pharmazie-Professor Thorsten Lehr

Corona-Arzneimittel – Impfungen sind der bessere Weg

Stuttgart - 25.11.2021, 10:45 Uhr

Pharmazie-Professor Thorsten Lehr von der Universität des Saarlandes hat mit der Nachrichtenagentur dpa gesprochen. (Foto: IMAGO / teutopress)

Pharmazie-Professor Thorsten Lehr von der Universität des Saarlandes hat mit der Nachrichtenagentur dpa gesprochen. (Foto: IMAGO / teutopress)


Zehn Präparate auf verschiedenen Stufen im Zulassungsverfahren

Weltweit wird nach Angaben des US-Biotech-Branchenverbands Bio an mehr als 600 Medikamenten gegen COVID-19 geforscht. Die meisten davon seien ursprünglich gegen andere Krankheiten entwickelt worden, heißt es vom Verband der forschenden Pharma-Unternehmen in Deutschland. Zehn Präparate befinden sich bei der EMA auf verschiedenen Stufen im Zulassungsverfahren.

Bis vor Kurzem war das einzige in der EU zugelassene Medikament das antivirale Mittel Remdesivir des US-Konzerns Gilead (Handelsnamen Veklury). Anders als Ronapreve und Regkirona wird das ursprüngliche Anti-Ebola-Mittel nicht bei milden Infektionen verabreicht, sondern bei Corona-Patienten mit Lungenentzündung, die zusätzlich Sauerstoff (aber noch keine invasive Beatmung) brauchen. Mittlerweile schätzen Experten etwa der Weltgesundheitsorganisation WHO oder des Gemeinsamen Bundesausschusses den Nutzen des Medikaments als eher überschaubar ein.

Daneben kommen in Deutschland weitere Mittel zum Einsatz, die nicht das Coronavirus direkt ins Visier nehmen, sondern Komplikationen, die der Erreger auslöst. Das entzündungshemmende Dexamethason zum Beispiel soll bei invasiv beatmeten Patienten auf der Intensivstation eine überschießende Immunreaktion bremsen.

Auch Medikamente wie Baricitinib (Eli Lilly), Anakinra (Sobi) oder Tocilizumab (Roche), die sich im EMA-Zulassungsverfahren befinden, zielen auf die Folgen einer Viruserkrankung ab. Vor allem bei schweren Verläufen werden diese Mittel verabreicht. „Das Immunsystem zu früh herunterzuregulieren, ist auch gefährlich, denn dann gäbe es keine körpereigene Abwehr mehr gegen SARS-CoV-2“, sagt Lehr.

Daneben gibt es zwei antivirale Medikamente, die eine „ganz ordentliche Wirksamkeit gezeigt haben“, so Lehr. Also Präparate, die direkt den Vermehrungszyklus der Viren unterbrechen sollen: Bei Molnupiravir (MSD/Merck), das ursprünglich gegen Grippe entwickelt wurde, zeigte sich in der sogenannten Phase-III-Studie eine Halbierung der Zahl von COVID-Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.

Mit Paxlovid konnten Testergebnissen des Herstellers zufolge Krankenhauseinweisungen und Todesfälle bei Hochrisiko-Patienten um fast 90 Prozent gesenkt werden. Jüngst teilte die US-Regierung mit, zehn Millionen Dosen davon für 5,3 Milliarden US-Dollar (4,7 Milliarden Euro) zu kaufen. Und auch die EMA schaut sich das Arzneimittel bereits genauer an.



Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Impfen der billigere Weg?

von Thomas Eper am 25.11.2021 um 14:15 Uhr

Sicher, bestimmt!
Medikamente für ca. 0,5% der CoV-Infizierten wäre viel teuerer, als die Erdbevölkerung 3 + x mal zu impfen.
Die halten uns wirklich für bescheuert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.