Pharmazie-Professor Thorsten Lehr

Corona-Arzneimittel – Impfungen sind der bessere Weg

Stuttgart - 25.11.2021, 10:45 Uhr

Pharmazie-Professor Thorsten Lehr von der Universität des Saarlandes hat mit der Nachrichtenagentur dpa gesprochen. (Foto: IMAGO / teutopress)

Pharmazie-Professor Thorsten Lehr von der Universität des Saarlandes hat mit der Nachrichtenagentur dpa gesprochen. (Foto: IMAGO / teutopress)


Viele Arzneimittel zeigen erst nach der Zulassung Probleme

Und wie steht es um die Nebenwirkungen? Über die Antikörper-Präparate sagt Lehr: „Die Substanzen sind relativ sicher.“ Es könne zwar Irritation an der Einstichstelle der Infusion geben, aber nennenswerte Nebenwirkungen seien bisher nicht bekannt. Damit sind diese Mittel Ausnahmen – bei den anderen Medikamenten könnten durchaus unerwünschte Folgeerscheinungen auftreten. „Ein Medikament, das keine Nebenwirkungen hat, gibt es nicht – und das wirkt auch nicht.“

Studien zu den Medikamenten vor ihrer Zulassung haben meist eine Größe zwischen 1.000 und 2.000 Patienten. Zum Vergleich: Beim Impfstoff von Biontech nahmen insgesamt 43.000 Probanden an der wichtigen Phase-III-Studie teil, bei Moderna waren es rund 30.000. Die Medikamente sind also vor der Zulassung bei viel weniger Menschen getestet worden, als es bei den Impfstoffen der Fall war.

Hinzu kommt: Die Impfstoffe wurden seit ihrer Zulassung zum Jahreswechsel 2020/2021 millionenfach verabreicht und dabei parallel weiter überwacht. Dabei wurden auch seltene Nebenwirkungen erkannt – und die neuen Erkenntnisse bei der Anwendung der Impfstoffe berücksichtigt. Bei den Arzneimitteln ist es noch ein langer Weg, bis das Nebenwirkungsprofil ähnlich gut untersucht ist. „Es gibt viele Medikamente, die erst nach der Zulassung Probleme gezeigt haben.“ Daher werden auch sie langfristig kontrolliert.

Und damit nicht genug: Wer tatsächlich schwerst erkrankt, erhält unzählige weitere Medikamente. Anfang November machte in sozialen Medien ein Foto aus Großbritannien die Runde mit Dutzenden Präparaten, die benötigt werden, um einen COVID-Patienten für einen Tag auf der Intensivstation zu versorgen. Darunter sind Schmerz- und Narkosemittel sowie Mittel für die künstliche Ernährung oder die Stabilisierung des Kreislaufs beatmeter COVID-Patienten. Und auch diese Medikamente haben alle Nebenwirkungen.

„Abgesehen von den Kosten: Das möchte niemand gerne nehmen, wenn es nicht sein muss“, sagt Lehr. Prävention sei immer besser als die Behandlung. „Die Wirksamkeit der Therapien wird höchstwahrscheinlich nicht so gut sein wie das, was wir mit einer vollständigen und geboosterten Impf-Immunität erreichen können.“



Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Impfen der billigere Weg?

von Thomas Eper am 25.11.2021 um 14:15 Uhr

Sicher, bestimmt!
Medikamente für ca. 0,5% der CoV-Infizierten wäre viel teuerer, als die Erdbevölkerung 3 + x mal zu impfen.
Die halten uns wirklich für bescheuert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.