Kammerversammlung Westfalen-Lippe

„Wenn wir handeln müssen, dann tun wir es“

Berlin/Münster - 01.12.2021, 16:15 Uhr

AKWL- und ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hofft, dass sich rund 6.000 Apothekenbetriebe in der Bundesrepublik an der COVID-19-Impfkampagne beteiligen könnten. (s / Foto: Schelbert / DAZ)

AKWL- und ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hofft, dass sich rund 6.000 Apothekenbetriebe in der Bundesrepublik an der COVID-19-Impfkampagne beteiligen könnten. (s / Foto: Schelbert / DAZ)


Zur Stunde tagt die Kammerversammlung in Westfalen-Lippe. Redebedarf hatten die zugeschalteten Kolleginnen und Kollegen am Vormittag insbesondere zu den möglichen COVID-19-Impfungen in den Apotheken. Eine wichtige Forderung: Sollte der Gesetzgeber sie in die Nationale Impfkampagne einbeziehen, wie es sich derzeit anbahnt, müssten insbesondere die bürokratischen Vorgaben so gering wie möglich gehalten werden.

AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening ist eine gefragte Frau: Die ABDA-Chefin hangelt sich derzeit von Interview zu Interview, wie sie berichtet – hinzukommen zahlreiche Termine mit Vertreterinnen und Vertretern des Bundesministeriums für Gesundheit. Das dominierende Thema ist dabei das mögliche Einbeziehen der Apotheken in Deutschland in die Nationale Impfkampagne.

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Am gestrigen Dienstag setzten sich Bund und Länder in einer Videoschalte ein ambitioniertes Ziel: Bis Weihnachten sollen noch rund 30 Millionen Impfungen gegen COVID-19 verabreicht werden. Um das zu schaffen, wird es wohl unumgänglich sein, auch andere Leistungserbringer als die Ärztinnen und Ärzte in die Lage zu versetzen, gegen die Erkrankung immunisieren zu dürfen, zum Beispiel die Apotheken. Doch trotz der prekären Situation können sich die ärztlichen Standesvertreter nicht damit arrangieren, dass das Impfprivileg für den Berufsstand fallen könnte. „Es ist, als würde man ihnen eine wesentliche Säule ihrer Existenz nehmen“, berichtete Overwiening.

Um den Burgfrieden mit der Ärzteschaft nicht zu gefährden, habe die ABDA das Thema COVID-19-Impfung in den Apotheken auch nach einem entsprechenden Beschluss beim Deutschen Apothekertag im September zunächst nicht weiter vorangetrieben. Nun aber schaltet sich die Politik ein – dem könne sich die Standesvertretung nicht entziehen. „Wir haben das nötige Kompakt-Schulungsprogramm bereits vergangene Woche auf den Weg gebracht“, sagte Overwiening. Der Theorieteil soll nach Angaben der Präsidentin im Videoformat bereitgestellt werden, um ihn kurzfristig so vielen Apothekerinnen und Apothekern zugänglich zu machen. Die praktischen Kenntnisse und Fertigkeiten können sich interessierte Approbierte demnach voraussichtlich in Kammerschulungen, Impfzentren oder Arztpraxen aneignen.

Wer bereits für die Grippeimpfung geschult ist, soll Overwiening zufolge sofort loslegen können, wenn die rechtlichen Weichen gestellt sind – egal, ob die Kollegin oder der Kollege tatsächlich bereits aktiv an einem Modellprojekt teilnimmt. Somit seien deutschlandweit schon 2.600 Apotheken auf den Einsatz vorbereitet. Insgesamt hofft Overwiening, dass rund 6.000 Betriebe in der Bundesrepublik sich an der Impfkampagne beteiligen könnten.

Keine überbordende Bürokratie

Aus der Kammerversammlung waren vereinzelt Stimmen zu hören, dass es personell nicht möglich sei, diese Aufgabe auch noch zu stemmen. Viele der zugeschalteten Kolleginnen und Kollegen zeigten sich jedoch durchaus bereit, alles zu tun, um auch diesen Beitrag zur Pandemiebewältigung noch leisten zu können. Einig waren sich aber alle: Sollte die Politik die Apotheken bitten, gegen COVID-19 zu impfen, könne das nur von Erfolg gekrönt sein, wenn die bürokratischen Vorgaben so gering wie möglich gehalten würden. Zu hohe Barrieren würden dazu führen, dass nur wenige Apotheken mitmachten. Wenn hierzulande in Bussen und vor Supermärkten geimpft werde, dürfe es nicht gleichzeitig Auflagen für Apotheken geben, die eine Beteiligung der Betriebe nur schwer möglich machten, etwa was die räumlichen Voraussetzungen betrifft.

Overwiening betonte, es sei bezüglich der COVID-19-Impfungen in den Apotheken ein Erwartungsmanagement nötig – denn für viele werde es kapazitär nicht machbar sein, diese Leistung zu erbringen. Allerdings habe der Berufsstand in der Pandemie bereits viel geleistet, das vorher niemand für möglich gehalten hätte. „Wir waren keine Bittsteller in der Krise, sondern haben Lösungen angeboten“, sagte die Präsidentin. „Wenn wir handeln müssen, dann tun wir es.“ Das mache sie mutig. „Ich vertraue uns, dass wir das schaffen.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Kompakt-Schulungsprogramm

von Susanna Liers am 01.12.2021 um 21:59 Uhr

Wo genau findet man denn das erwähnte Kompakt-Schulungsprogramm?
Viele Grüße

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