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Gematik beklagt fehlendes Engagement
Verschleppen Kassen und Software-Anbieter das E-Rezept?
Die Gematik-Gesellschafter rebellieren und fordern den Gesetzgeber auf, das E-Rezept erst nach ausreichender Testung flächendeckend einzuführen. Die mehrheitlich vom BMG kontrollierte Gematik sieht die Schuld für das schleppende Anlaufen der E-Rezept-Erprobung vor allem bei Kassen und Software-Anbietern: Trotz mehrfachen Angebots hätten sich nur wenige von ihnen in die Tests eingebracht. Das müsse sich nun schnellstens ändern.
Seit gestern können sich Hersteller von Apotheken- und Praxissoftware sowie Rechenzentren für den bundesweiten E-Rezept-Test anmelden, sofern sie technisch bereit dafür sind. Das betrifft allerdings offenbar noch nicht allzu viele, zumindest aufseiten der Software-Anbieter: Die Gematik moniert in einer Pressemitteilung vom gestrigen Mittwoch, dass „trotz des mehrfachen Angebots“ bisher nur vier Praxisverwaltungssysteme an der Testphase in Berlin-Brandenburg teilgenommen haben. Und das, obwohl der Marktanteil der von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zertifizierten Praxisverwaltungssysteme bereits bei 94 Prozent liege. Auch die Zahl der Krankenkassen, die aktuell mitmachen, lässt demnach zu wünschen übrig: Derzeit sind das laut Gematik nur die AOK Nordost und die IKK BB.
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Ärzte, Apotheker, Krankenhäuser und Zahnärzte
Gematik-Gesellschafter wollen E-Rezept-Start verschieben
Spätestens seit gestern ist klar, was Beobachter schon längst ahnten: In der Fokusregion läuft es alles andere als rund. Gerade einmal 42 E-Rezepte haben nach Angaben einiger Gesellschafter, darunter der Deutsche Apothekerverband, den gesamten Prozess durchlaufen. Das ist nach Einschätzung von Apothekern, Ärzten, Zahnärzten und Krankenhausvertretern deutlich zu wenig – sie fordern den Gesetzgeber auf, das E-Rezept „erst nach einer ausreichenden Testphase und erwiesener Praxistauglichkeit für den Regelbetrieb in den Praxen vorzusehen“.
Aktuell gilt gemäß § 360 Sozialgesetzbuch V, dass in knapp einem Monat die Nutzung des E-Rezepts zur Pflicht wird – sofern die technischen Voraussetzungen es zulassen. Der Appell der Gesellschafter, diesen Stichtag auszusetzen, geht insbesondere an das Bundesministerium für Gesundheit, das mit 51 Prozent auch den Löwenanteil der Stimmen in der Gematik auf sich vereint. Es könnte einen entsprechenden Gesetzentwurf auf den Weg bringen, um die einschlägige Passage anzupassen. Aktiv werden könnten allerdings genauso gut die Ampel-Fraktionen im Bundestag.
Gematik: verbleibende Zeit intensiv nutzen
Dem obersten Digitalisierungs-Gremium selbst fehlt diesbezüglich der Handlungsspielraum. Es tut derweil, was es kann, und ruft Kassen und Software-Anbieter auf, die verbleibende Zeit intensiv zu nutzen, um „den flächendecken Start des E-Rezepts optimal vorzubereiten“. Denn nur so ließen sich die verschiedenen Konstellationen der Systeme auf allen Seiten (Praxen, Apotheken, Krankenkassen) durchspielen.
Abrechnung im Fokus
Es müsse jetzt mit Hochdruck vor allem an der Abrechnung zwischen Rechenzentren, Krankenkassen sowie deren technischen Dienstleistern gearbeitet werden, betont die Gematik in ihrer Mitteilung. Jüngst war bekannt geworden, dass auch bei der Abrechnung der elektronischen Verordnungen massive Probleme drohen. „Im Endspurt vor der Einführung des E-Rezepts ist nun gemeinsames Miteinander gefragt“, schreibt die Gematik. „Denn: Ein Projekt dieser Größenordnung kann nur gemeinsam mit allen Beteiligten und Partnern gelingen.“
Apotheken selbst haben übrigens der Gematik zufolge keine Möglichkeit, sich für den Test einzuschreiben. Sie sind darauf angewiesen, dass dies ihr jeweiliger Software-Anbieter übernimmt.
1 Kommentar
bei der Wahrheit bleiben...
von Michael Weigand am 02.12.2021 um 9:36 Uhr
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