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Pandemie und Versorgungsengpässe haben in einigen Ländern neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Apothekern und Ärzten hervorgebracht. Apotheker unter anderem in den USA, Großbritannien oder Frankreich expandieren selbstbewusst in neue Versorgungsbereiche. Eine Studie der Columbia University unterstreicht diesen Trend.
Eine aktuelle Studie der Mailman School of Public Health an der Columbia University zeigt, dass sich viele Apotheker in den USA bereit fühlen, ihr Wirkungsspektrum zu erweitern. Vor allem vor dem Hintergrund der Pandemie wollten sie Verantwortung übernehmen und Lücken in der Versorgungskette füllen. Eine Mehrheit der Befragten erwartet demnach für Apotheker in den kommenden zehn Jahren mehr direkten Patientenkontakt und mehr Verantwortung bei deren Versorgung.
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Die Studienergebnisse seien ein klares Zeichen dafür, dass die Mehrheit der Bevölkerung es den Apothekern zutraut, eine größere und direktere Rolle in der Versorgung zu spielen, sagt John McHugh, Assistenzprofessor an der Columbia Mailman School of Public Health. Die Pandemie habe diesen Trend verstärkt, nicht zuletzt, weil durch sie Ärzte und Pflegekräfte knapp sind. Neue komplexe Therapien und das Voranschreiten digitaler Angebote verstärkten die Entwicklung noch.
Die Autoren der Studie befragten 3.000 Patienten, 1.000 Pharmazeuten und 500 Ärzte und Pflegekräfte. Mehr als 53 Prozent der befragten Pharmazeuten hielten ihre Ausbildung für ausreichend, um sich stärker direkt in Versorgungsaufgaben einzubringen. Allerdings formulierten sie auch Wunschthemen für eine Vertiefung ihrer Ausbildungsinhalte, etwa auf dem Gebiet des Versorgungsmanagements, der Diagnostik und der Verschreibung von Arzneimitteln.
Positive Resonanz auf die Studie
Die Ergebnisse der Columbia stießen im US-Gesundheitswesen auf überwiegend positive Resonanz. Stellung bezog unter anderem die stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Apothekensparte des US-amerikanischen Pharmakonzerns Express Scripts, Susan Peppers. Die Pandemie habe das Vertrauen in den Apothekerstand als Beteiligte der medizinischen Versorgung untermauert, sagte sie.
Zwar nehme die Öffentlichkeit Apotheker traditionell eher als Zuarbeiter hinter den Kulissen wahr, sagte sie in einem Statement, welches auf der Unternehmenswebsite veröffentlicht wurde. Doch werde sich ihre Rolle in den kommenden Jahren verändern und erweitern.
Apotheker als Teil eines medizinischen Versorgungsteams
Bei Scripts Pharmacy erhalten die mehr als 1.000 angestellten Apotheker bereits Fortbildungen zu speziellen Diagnosen und Krankheitsbildern. Diese Schulungen sollen sie befähigen, sich direkt in das Medikationsmanagement einzubringen, dieses mit den Patienten zu besprechen und als Teil eines medizinischen Versorgungsteams zu agieren.
Die überwiegende Mehrheit der in der Studie befragten Patienten betrachteten Apotheker ohnehin als integralen Part eines Versorgungsteams, heißt es. Auch 90 Prozent der befragten Ärztinnen und Ärzte bringe dem Berufsstand Vertrauen entgegen. Das gelte in besonderem Maße für die Mediziner, die in ihrem Berufsalltag häufig eng mit Pharmazeuten zusammenarbeiten.
Ein Gebiet, auf welchem sich diese in den USA vor allem einbringen könnten, ist offenbar die Betreuung zu Hause. Knapp die Hälfte aller in der Studie befragten Personen hielten Hausbesuche für sinnvoll. In den USA beliefern wie in Deutschland auch inzwischen viele Apotheken ihre Patienten auch nach Hause. Von diesen möchte sich immerhin die Hälfte künftig noch stärker auf dem Gebiet der Beratung engagieren und dabei vor allem digitale Angebote aufbauen und nutzen.
Pandemie-Effekte auch jenseits des Atlantiks
Einen ähnlichen Effekt hatte die Pandemie offenbar auch jenseits des Atlantiks: So formulierte der stellvertretende Chef-Pharmazeut des britischen Nationalen Gesundheitsdienstes (NHS), Bruce Warner, in einem Interview unlängst, Apotheker hätten eine Schlüsselrolle in der Bewältigung der Pandemie eingenommen: „Wir haben als Teil der NHS-Teams integrierte medizinische Dienstleistungen erbracht“, betonte Warner.
Die zunehmende Beteiligung der Apotheker am Versorgungsgeschehen geht unter anderem zurück auf das ‚Community Pharmacy Contractual Framework (CPCF)‘ von 2019, welches die Ausweitung von Apothekendienstleistungen auf das Management von Erkrankungen vorsieht. Zu den sechzehn in Teams gemeinsam zu bearbeiteten Krankheitsbildern zählen unter anderem die Hypertonie und Adipositas. Sogenannte Community-Pharmacies nehmen außerdem Teil an neu entwickelten Programmen zur Behandlung von Epilepsie, Parkinson, Herzinsuffizienz oder Schlaganfall.
In Frankreich wird die Teleberatung in öffentlichen Apotheken seit kurzem erstattet. Umfragen zufolge soll rund ein Viertel der Apotheken daran Interesse haben. Unter „Teleberatung“ (téléconsultation) wird dabei die Fernberatung eines Arztes verstanden, der gegebenenfalls andere Angehörige der Gesundheitsberufe, also auch Apotheker, bei der Beratung hinzuziehen kann.
Auch in Deutschland erweitert sich das Aufgabenspektrum
Auch in Deutschland zeichnen sich neue Aufgaben für die Apotheken ab: Seit Ende 2019 gelten hierzulande unter anderem neue Botendienst-Regelungen. Zu diesen gehört, dass Beratungen im Zusammenhang auch telepharmazeutisch erfolgen können. Im Zuge der Coronapandemie wurde zudem eine Vergütung eingeführt. Außerdem haben neue patientennahe Dienstleistungen in die Apotheken Einzug gehalten: Coronatests und demnächst auch Impfungen gegen SARS-CoV-2. In einigen Regionen wird in Modellprojekten bereits gegen Grippe geimpft. Im Rahmen regionaler Pilotprogramme betreuen Apotheker überdies Altenheime bei der Umsetzung und Überwachung von Verordnungskonzepten. In Niedersachsen sind Stationsapotheker mittlerweile Pflicht. Und dann ist da noch die Sache mit den pharmazeutischen Dienstleistungen – was eigentlich dahinter steckt, erwarten die Apotheker:innen derzeit noch gespannt.
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