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SARS-CoV-2 Nachweis
Österreich setzt auf PCR-Gurgel-Tests – auch eine Lösung für Deutschland?
Nicht zu verwechseln mit Lolli-Tests
So hatte ein Sprecher des deutschen Gesundheitsministeriums in der vergangenen Woche auf der Bundespressekonferenz gesagt, die „PCR-Lolli-Tests“ aus Österreich hätten nicht genügend Aussagekraft, erst nach kritischen Nachfragen von Journalisten hatte er später die Aussage zurückgenommen. Tatsächlich sind die in Österreich angebotenen PCR-Gurgeltests nicht mit Lolli-Tests zu verwechseln, wie sie häufig in deutschen Kindergärten eingesetzt werden. Bei dieser Art von Tests wird nicht mit einer Lösung gegurgelt, sondern es wird am Teststäbchen gelutscht und es handelt sich meist um Antigen-Schnelltests. Eine Ausnahme gibt zum Beispiel in NRW, wo Schülerinnen und Schüler mit Lolli-PCR-Test getestet werden. Auch in Bayern wird zunehmend auf PCR-Pooltests um gestellt.
„Ergebnisse irgendwo zwischen Schnelltests und echten PCR-Tests“?
Auch Andreas Bobrowski, Vorsitzender des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, hatte sich kritisch über das österreichische Verfahren geäußert. Gegenüber der Zeitung „Tagesspiegel“ sagte Bobrowski, die Ergebnisse seien deutlich unzuverlässiger als bei anderen PCR-Tests, ihre Genauigkeit liege „irgendwo zwischen Schnelltests und echten PCR-Tests.“
Tatsächlich gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Gurgel-PCR-Tests schlechtere Ergebnisse liefern. In einer von Lead Horizon in Auftrag gegebenen Vergleichsstudie wurden mit dem Gurgeltest nicht weniger, sondern sogar mehr positive Fälle erkannt als mit Nasen-Rachenabstrichen. So wurden von 240 untersuchten Proben 61 als positiv erkannt, genauso viele, wie bei der Probenentnahme durch einen Nasen-Rachenabstrich. Bei den restlichen 179 Proben fiel die RT-PCR der Nasen-Rachenabstriche negativ aus, ein zu Hause durchgeführter Gurgeltest war aber in zwei Fällen davon positiv. Nicht getestet wurde hierbei, inwieweit sich das ansonsten übliche Pooling-Verfahren auf die Genauigkeit der Ergebnisse auswirken könnte, in der Studie waren alle Proben einzeln untersucht worden.
Lead Horizon würde seine Gurgel-Tests gerne auch in Deutschland anbieten. Das sagte eine Managerin des Unternehmens vor wenigen Tagen im Gespräch mit dem Magazin „Spiegel“. Man könne „weitere substanzielle Kapazitäten innerhalb weniger Wochen aufbauen“, da es in Deutschland „augenscheinlich großen Bedarf nach PCR-Tests“ gebe. Voraussetzung wäre laut „Spiegel“ allerdings, eine größere Stadt und ein Labor als Partner zu finden.
In Deutschland andere Anforderungen an Identitätsnachweise
Zudem würden die Identitätsnachweise nach dem österreichischen Modell wohl nicht akzeptiert. Ob die Person, die sich testet, mit dem Bild auf dem Personalausweis übereinstimmt, wird in Österreich nur stichprobenartig überprüft. In Deutschland müsste laut Lead Horizon eine Software zur biometrischen Gesichtserkennung eingesetzt werden. Auch wäre der Zeitpunkt für einen Einstieg in den deutschen Markt wohl nicht ideal: Bis die Strukturen in Deutschland aufgebaut werden, könnte die Omikron-Welle schon wieder abgeflacht sein.
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