Lässt sich das so ausdrücken, dass gesund.de mittlerweile zu einem Projekt von Phoenix und Noventi geworden ist und die weiteren Pro AvO-Partner so mitmachen, wie sie können und mögen?
Sicherlich. Mit den Anteilen an einer Gesellschaft verändern sich natürlich auch die Einflussmöglichkeiten der beteiligten Unternehmen. Die Bildung der Gesundheit für Deutschland GmbH & Co. KG zwischen Phoenix und Noventi hat natürlich auch eine ganz andere unternehmenspolitische Ausrichtung als die ursprüngliche Pro AvO, wo alle gleichberechtigt unterwegs waren.
Aber die Sanacorp bleibt weiterhin Gesellschafter? Oder gibt es den Plan, sich mittelfristig zu lösen?
Da gibt es Stand heute überhaupt keine Entscheidung. Wir müssen sehen, wie sich insgesamt diese Geschäftsmodelle weiterentwickeln, weil wir noch ganz am Anfang stehen. Der Wettbewerb zwischen den Plattformen beginnt erst jetzt – maßgeblich forciert durch die zur Verfügung stehenden Werbebudgets. Es gibt also momentan noch kein Entweder-oder. Wir favorisieren eher das Schweizer Modell: Neutral unterwegs sein und die Grenzen nach allen Seiten offen halten.
Als genossenschaftliches Unternehmen muss es Ihnen im Interesse Ihrer Mitglieder aber darum gehen, dass sich neue Geschäftsfelder letztlich rentieren. Nun hat die Sanacorp ja bereits investiert. Muss man das dann nicht doch kritisch überprüfen?
Wie gesagt, je nach Gesellschafteranteil kommen die Interessen der beteiligten Unternehmen ganz unterschiedlich zum Vorschein. Wir überprüfen natürlich auch das Investment, aber es wäre zum jetzigen Zeitpunkt viel zu früh zu sagen, es hat keine Relevanz mehr. Wenn das Projekt nämlich erfolgreich wird, sind Sie auch mit einer kleinen Beteiligung noch ordentlich dabei.
Die standeseigene Digitalgesellschaft Gedisa wird bekanntlich auch nicht von allen Apothekerverbänden ohne Kritik unterstützt. Der Apothekerverband Westfalen-Lippe hat sich zuletzt gegen eine Mitwirkung und Finanzierung entschieden. Es fehle ein valider Businessplan und damit auch die Perspektive, was mit welcher Investition überhaupt erreicht werden kann. Was raten Sie in diesem Fall? Sollten die Apothekeninhaber in Westfalen-Lippe dieses Risikoinvestment eingehen?
Genau das wäre meine Empfehlung. Man muss sich bewusst machen, dass Plattforminitiativen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht erfolgreich sein können. Das ist einfach so. Wenn Sie neue Geschäftsmodelle etablieren, dann wird am Ende vielleicht eines von zehn durchstarten. Es wird nicht passieren, dass innerhalb weniger Jahre ein Profit generiert wird. Bei digitalen Initiativen dauert es einfach lange von „gedacht“ zu „etabliert“. Ich kann nur jedem raten, sich einen langen Atem zuzulegen. Ich finde es absolut sinnvoll und notwendig, wenn die Apothekenorganisationen versuchen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass wir auch mit dieser Initiative in Gesprächen sind. Jedes Digitalprojekt ist erst mal gut, wenn es die Interessen der Vor-Ort-Apotheken vertritt. Die strategische Entscheidung, dieses Risikoinvestment zu tätigen, halte ich daher für absolut sinnvoll.
Herr Lang, vielen Dank für das Gespräch.
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