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Deutliche Signale aus der Politik: Covid-19-Impfungen in Apotheken sind gut und wünschenswert. Sagt die Parlamentarische Staatssekretärin Sabine Dittmar. Außerdem gibt es einen Gesetzentwurf, der die Impfberechtigung für Apotheken bis Ende 2023 verlängern will. Nichts Neues vom E-Rezept, nach wie vor auf unbestimmt verschoben. Immerhin, die Krankenkassen melden: Wir können E-Rezept – aber die Zusammenarbeit mit den Rechenzentren müsse auch funktionieren. Nun ja, das wird man auch noch hinbekommen. Und dann freut sich in dieser Woche Sanacorp-Chef Herbert Lang über den Wettbewerb bei Plattformen und hofft, dass die Verbände „etwas Eigenes auf die Beine stellen“. Bekommt da das Verbändeportal GEDISA richtig Rückenwind?
14. Februar 2022
Dass „Apotheken Pandemie können“, wie es der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder unlängst sagte, dürfte in der Politik angekommen sein. Ja, mein liebes Tagebuch, man kann es nicht oft genug sagen: Was die Vor-Ort-Apotheken in der Pandemie auf die Beine gestellt haben, ist doch wirklich beachtlich. Von der flächendeckenden Arzneimittelversorgung auch in den Lockdown-Zeiten, von der Desinfektionsmittelherstellung, der Maskenbeschaffung, den Schnelltests bis hin zur Digitalisierung der Impf- und Genesenenzertifikate und nun auch das Engagement bei der Corona-Impfung – da gibt es nichts auszusetzen. Dass die Apotheken in der Politik präsenter sind denn je, zeigt sich auch an einem neuen Gesetzentwurf, vorgelegt von sieben Bundestagsabgeordneten von SPD, Grünen und FDP. Der Gesetzentwurf, der sich vor allem mit einer Impfpflicht ab 18 Jahren befasst, schlägt u. a. vor, die Covid-19-Impfungen in den Apotheken bis Ende 2023 zu verlängern. Die jetzige Regelung läuft bekanntlich Ende dieses Jahres aus. Mein liebes Tagebuch, sollte eine Impfpflicht kommen, ist dies eine durchaus sinnvolle Verlängerung der Impfaktivitäten der Apotheke. Außerdem ist mit Sicherheit eine erhöhte Impfnachfrage zu erwarten, wenn neue Impfstoffe zugelassen werden, die gegen Omikron und andere zu erwartende Virus-Mutanten immunisieren. Der nächste Winter kommt bestimmt – wer weiß, gut möglich, dass die Erlaubnis zum Impfen in der Apotheke fortgeschrieben wird.
15. Februar 2022
Das E-Rezept hat auch den Petitionsausschuss erreicht. Die Vorsitzende der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, die Ärztin Dr. Petra Reis-Berkowicz, konnte im vergangenen Herbst eine Petition einbringen mit dem Ziel, sich für längere Flächentests für Anwendungen der Telematik-Infrastruktur einzusetzen. Ihr geht es dabei insbesondere um die verpflichtende Übermittlung von Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen (eAU) und um vertragsärztliche Verordnungen, sprich E-Rezept. Die Forderung der Ärztin: Die Einführung der TI-Anwendungen eAU und E-Rezept müssten über die ersten zwölf Monate als Testphase ausgestaltet sein, an der sich die Anwender freiwillig beteiligen können. Nun, mein liebes Tagebuch, dadurch, dass das E-Rezept mittlerweile auf unbestimmte Zeit verschoben ist, hat sich diese Petition fast schon erledigt. Dennoch, die Antragstellerin will mit ihrem Anliegen nicht nur eine längere Testphase erreichen. Ihr liegt auch am Herzen, digitale Verfahren vor der Überführung in die Regelversorgung generell ausreichend zu testen – allerdings ohne sich auf eine bestimmte Dauer dieser Testphase festzulegen. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium, Sabine Dittmar, nahm die Anregung auf, man werde prüfen, inwieweit die Ärzteschaft besser in die Schaffung digitaler Lösungen eingebunden werden könne, sagte sie. Und wir Apothekers haben natürlich nichts dagegen, wenn sie auch prüft, wie die Apotheken noch besser eingebunden werden können.
Aponia – noch ein Kurierdienst für Apotheken: Im Gegensatz zu den Wettbewerbern Mayd, Kurando und First A betreibt dieser Lieferdienst aber keine eigene digitale Verkaufsplattform und hat somit auch keinen direkten Kontakt zu Endkunden. Aponia versteht sich als Dienstleister für Apotheken und will eher im Hintergrund als „logistischer Enabler“ (so heißt das heute) arbeiten und den Apotheken „ein höheres Servicelevel“ auf der letzten Meile ermöglichen. Das Liefersystem des Münchner Start-ups Aponia, gegründet von zwei ehemaligen Wirtschaftsingenieur- und Wirtschaftsinformatik-Studenten, basiert in erster Linie auf einer Software, die den Bestell- und Lieferprozess von Medikamenten optimieren soll. Aponia verfügt allerdings auch über festangestellte Fahrradkuriere, die die Arzneimittel von der Apotheke zum Kunden bringen. Das Geschmeidige bei Aponia: Das Konzept scheint apothekenfreundlicher zu sein, denn die Apotheken haben bei Aponia im Gegensatz zu anderen Lieferdiensten die operative und rechtliche Hoheit. Aponia verspricht, jedes Medikament innerhalb von maximal 3 Stunden zum Patienten an die Haustür zu liefern. Mein liebes Tagebuch, klingt realistischer als das 30-Minuten-Versprechen so manch anderer Kurierdienste. Das Unternehmen arbeitet derzeit mit Apotheken in München und Nürnberg zusammen, Potsdam und Hamburg sollen in Kürze folgen. Mein liebes Tagebuch, was kostet der Dienst für die Apotheke? Keine Angabe, muss man selbst erfragen. Allerdings, so Aponia, verlangt man im Gegensatz zu anderen Lieferdiensten keine prozentuale Beteiligung, sondern fixe Gebühren. Die Apotheke kann diese Gebühren an ihre Kunden weitergeben. Also, ein eigener Apotheken-Botendienst oder eine Zusammenarbeit mit einem Lieferdienst? Was sich für eine Apotheke besser rechnet, muss jede Apotheke für sich entscheiden und kalkulieren.
Dem apothekereigenen Pharmagroßhandel Sanacorp scheint die Aponia-Idee zu gefallen. Der Großhändler kooperiert bereits mit der Münchner Firma. Aponia sei nämlich auch mit der Good-Distribution-Practice (GDP) zertifiziert, heißt es. Dies zeige sich unter anderem darin, dass weder Aponia selbst noch die Fahrradboten Kenntnis darüber hätten, welche Medikamente ausgeliefert werden. Die Boten agierten dabei im Auftrag der individuellen Apotheke. Da es sich um den Botendienst der Apotheke handele, sei eine persönliche Beratung zu jeder Zeit gegeben. Mein liebes Tagebuch, klingt vernünftig, jetzt muss sich das Modell nur noch rechnen.
16. Februar 2022
Was war das doch für ein Durcheinander in den vergangenen Wochen mit den Genesenennachweisen und -zertifikaten. Über Nacht waren sie plötzlich nur noch 90 statt 180 Tage gültig – per RKI-Entscheidung. Apotheken sahen sich bei der Ausstellung von Zertifikaten plötzlich mit dem Problem konfrontiert, dass das DAV-Portal bei der Zertifikatsausstellung keine Differenzierung zwischen geimpften und ungeimpften Genesenen vorsieht. Mittlerweile hatten Bund und Länder ein Einsehen und zogen Konsequenzen aus der Verwirrung: Genesenennachweise werden künftig nicht mehr vom RKI verkündet, sondern direkt im Verordnungstext festgelegt. Und der Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach machte deutlich: „Über tiefgreifende Entscheidungen wie etwa den Genesenenstatus möchte ich selbst und direkt entscheiden.“ Endlich, mein liebes Tagebuch, das Hin und Her war in der Tat „nicht so gut“, wie auch der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz, Henrik Wüst, einräumte. Jetzt gilt für Apotheken: Sie dürfen die Zertifikate für alle wieder mit 180 Tagen Gültigkeit ausstellen. Ob gegebenenfalls die 90 Tage eingehalten werden müssen, soll die Prüf-App feststellen – die allerdings noch nicht funktioniert, wie das Bundesgesundheitsministerium wissen ließ. Die App soll aber in Kürze angepasst werden. Mein liebes Tagebuch, da wünschen wir uns doch endlich Politiker und Behörden, die bei ihrer Verordnungen und Erlasse auch an die denken, die das alles umsetzen müssen.
17. Februar 2022
Mittlerweile hat es sich herumgesprochen: Das E-Rezept ist auf unbestimmt verschoben worden. Erst sollen mindestens 30.000 E-Rezepte erfolgreich abgerechnet sein, ehe man an einen flächendeckenden Start des E-Rezepts denkt. Na gut, mein liebes Tagebuch, der Druck ist raus, nutzen wir die Zeit zum Üben und zum Testen. Die Krankenkassen signalisieren nun: Wir sind ready fürs E-Rezept. Alle 97 Kassen unterstützen die Erprobung und Weiterentwicklung der elektronischen Verordnung, verkündet der GKV-Spitzenverband. Allerdings, so schiebt die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, nach, dass es trotzdem zu Komplikationen kommen kann, selbst wenn die Kassen grundsätzlich bereit seien. Denn auch die Zusammenarbeit mit den Apothekenrechenzentren müsse funktionieren. Wie wahr, mein liebes Tagebuch. Und was sie auch sagte: „Um Retaxierungen wegen technischer Fehler zu vermeiden, werden die Kassen eng mit den Apotheken und deren Abrechnungszentren zusammenarbeiten.“ An diese Aussage werden wir sie gerne erinnern. Hoffen wir, dass der Kassenverband das auch weiterhin wohlwollend verfolgt – und am Ende dürfen die Kassen dann ihre Retax-Zentren abschaffen.
Lesenswertes Interview auf DAZ.online: Was sagt der Chef der apothekereigenen Pharmagroßhandlung Sanacorp, Herbert Lang, über Plattformen? Sanacorp startete bereits Ende 2018 die Initiative Pro AvO, die mittlerweile von gesund.de, einem Joint Venture von Phoenix und Noventi, dominiert wird. Sanacorp ist mit einer Minderheitsbeteiligung dabei – gesund.de ist, wie Lang bestätigt, ein Projekt von Phoenix und Noventi geworden. Sanacorp fühlt sich inzwischen nicht mehr ganz so nah an gesund.de gebunden und hat sich dafür entschieden, sich mit der Sanacorp-Kooperation „mea – meine Apotheke“ auch an der Plattform „Zukunftspakt“ des Mitbewerbers Noweda zu beteiligen. Wie Lang es durchblicken ließ, wolle man seinen Mitgliedern auf diese Weise unterschiedliche Optionen bieten. Langs Einschätzung: „Welche Plattformlösung am Ende des Tages die erfolgreichste sein wird, kann heute niemand sagen. Dafür stehen wir noch zu sehr am Anfang.“ Und so findet es Lang mit Blick auf das Verbändeportal GEDISA „absolut sinnvoll und notwendig, wenn die Apothekenorganisationen versuchen, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass wir auch mit dieser Initiative in Gesprächen sind.“ Für den Sanacorp-Chef ist zudem jedes Digitalprojekt gut, wenn es die Interessen der Vor-Ort-Apotheken vertritt: „Die strategische Entscheidung, dieses Risikoinvestment zu tätigen, halte ich daher für absolut sinnvoll.“ Mein liebes Tagebuch, das hat Lang vermutlich mit Blick in Richtung des Apothekerverbands Westfalen-Lippe gesagt, der als einziger Verband noch zögert, das GEDISA-Projekt zu unterstützen.
18. Februar 2022
Jens Spahn ist nicht irgendwer, er ist Ex-Bundesgesundheitsminister und heute noch Bundestagsabgeordneter. Also ein Volksvertreter. Und daher kommt auch das Oberlandesgericht Hamburg zu dem Schluss, dass über Spahns finanzielle Verhältnisse durchaus berichtet werden dürfe und dies hinzunehmen sei. Denn für die „politische Meinungsbildung“ sei es „auch von ganz erheblichem Interesse, wie gewählte Volksvertreter ihren Lebensunterhalt bestreiten und wie sie finanziell situiert sind“. Und so hat die Süddeutsche Zeitung (SZ) erneut nachgefragt: „Kann sich Spahn als Bundestagsabgeordneter, ohne Ministeramt, langfristig eine bislang nicht abbezahlte Millionenvilla leisten?“ Die Antwort auf diese Frage stützt sich auf Recherchen der Zeitung und auf bruchstückhafte Auskünfte von Spahns Büroleiter. Nach den Mutmaßungen der SZ könnten Spahns Einkünfte möglicherweise reichen, um die monatlichen Kosten zu decken. Aber nun ja, mein liebes Tagebuch, weiß man schon wirklich alles und was trägt Spahns Ehemann zu den Einkünften des Ehepaars Spahn-Funke bei? Die interessierte Presse wird vermutlich nicht locker lassen.
19. Februar 2022
Deutliche Worte zur Covid-19-Impfung in Apotheken von der Ärztin Sabine Dittmar (SDP), Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesgesundheitsminister für Gesundheit: Auf dem 14. Zukunftskongress des Apothekerverbands Nordrhein, der in diesem Jahr erneut online stattfand, betonte Dittmar in ihrem Grußwort, dass sie über die Beteiligung der Apotheken an dieser Impfung sehr erfreut ist. Sie wünsche sich, dass sich noch weit mehr Apotheken als derzeit dieser Impfaktion anschließen. Mein liebes Tagebuch, was zeigt uns das? Die Politik begrüßt ausdrücklich das Engagement und die Mithilfe der Apotheken bei der Impfung gegen Covid-19. Und besonders bemerkenswert ist, dass diese Aussage von einer Ärztin kommt.
5 Kommentare
E-Rezept
von K. Stülcken am 20.02.2022 um 11:12 Uhr
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Schon wieder gar keine Kommentare
von Sabine Schneider am 20.02.2022 um 10:41 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten
AW: Schon wieder gar keine Kommentare
von Ulrich Ströh am 20.02.2022 um 12:01 Uhr
AW: Schon wieder gar keine Kommentare
von Gert Müller am 20.02.2022 um 12:08 Uhr
AW: @ Frau Schneider
von Anita Peter am 21.02.2022 um 11:28 Uhr
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