Schwere Wechselwirkungen möglich

Warum das Corona-Arzneimittel Paxlovid mit Vorsicht zu genießen ist

Stuttgart - 22.02.2022, 10:45 Uhr

Was tun, wenn Coronapatienten Paxlovid erhalten sollen, aber ihre Dauertherapie kontraindiziert ist und diese nicht pausiert werden kann? (s / Foto: IMAGO / Independent Photo Agency Int.)

Was tun, wenn Coronapatienten Paxlovid erhalten sollen, aber ihre Dauertherapie kontraindiziert ist und diese nicht pausiert werden kann? (s / Foto: IMAGO / Independent Photo Agency Int.)


Wechselwirkung dauert nach Ende der Paxlovid-Therapie an

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, ab welchem Zeitpunkt und für wie lange mit einer Wechselwirkung von Paxlovid® mit anderen Arzneimitteln zu rechnen ist. Das Robert Koch-Institut erklärt, dass die Hemmung von CYP3A4 durch Paxlovid® (Ritonavir) „direkt ab dem Beginn der Therapie“ einsetzt und „bis zu 3-5 Tagen nach dem Ende der Einnahme von Paxlovid® relevant“ ist.

Kontraindikationen und Arzneimittel mit Wechselwirkungspotenzial

Welche Arzneimittel sollten Paxlovid®-Patienten nun nicht erhalten? Die Fachgruppe COVRIIN geht zum einen auf Wirkstoffe ein, die laut Fachinformation kontraindiziert sind, zum anderen nennt sie auch die aus ihrer Sicht „häufigsten relevanten“ Arzneimittel, die Wechselwirkungspotenzial haben. Das RKI betont jedoch, dass die Tabelle lediglich eine „erste Hilfestellung“ bieten soll und keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. DAZ.online stellt eine Auswahl an Arzneimitteln vor, die in öffentlichen Apotheken sehr gängig sind.

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Vorsicht ist geboten bei Johanniskrautpräparaten (Laif®), beim Antiallergikum Terfenadin (Teldane®) und beim bei Migräne angewandten Ergotamin-haltigen Arzneimitteln (Ergo®-Kranit Migräne). Auch bei Wirkstoffen, die Ärzte zur Behandlung von erektiler Dysfunktion verordnen – zum Beispiel Sildenafil (Viagra®), Tadalafil (Cialis®) –, besteht das Risiko von schweren Wechselwirkungen, ebenso bei Gichtpräparaten mit Colchicin (Colchicum® Dispert). Daneben bergen auch Arzneistoffe mit Wirkung auf die Blutgerinnung, wie Rivaroxaban (Xarelto®) und Apixaban (Eliquis®), oder auf die Thrombozytenaggregation – Clopidogrel (Plavix®) und Dabigatran (Pradaxa®) – ein hohes Interaktionspotenzial, wie auch über CYP3A4 verstoffwechselte Antiepileptika, zum Beispiel Carbamazepin (Tegretal®, Timonol®) und Phenytoin (Phenhydan®), oder Antipsychotika bei Schizophrenie, wie Clozapin (Leponex®). Erwähnt wurden bereits Antiarrhythmika, wie Amiodaron (Cordarex®), und Cholesterinsenker, wie Simvastatin (Zocor®), daneben können auch starke Schmerzmittel aus der Gruppe der Opioide, beispielsweise Pethidin, und auch Piroxicam, das bei Rheumatoider Arthritis zur Anwendung kommt, zu schweren Interaktionen führen.

Mehr Wechselwirkungen finden Sie auf der Seite des RKI.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Da hab ich Zweifel

von Dr. Peter M. Schweikert-Wehner am 22.02.2022 um 11:07 Uhr

.. dass starke CYP-Induktoren die Wirkung beeinträchtigen, denn die Induktion geschieht mit einer Latenz und durch die Vermehrte Enzymbildung. Ja und auch mehr CYP Enzyme können durch Ritonavír gehemmt werden. Oder reicht die Menge des Enzymhemmers nicht aus? Das glaube ich erst wenn das durch eine Studie bewiesen wird!

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