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Apotheker unterstützt Kiewer Klinik seit 30 Jahren
„Ich werde immer einen Weg finden“
Der Reaktorunfall von Tschernobyl rief Thomas Harms, Apotheker aus Weil am Rhein, vor über 30 Jahren auf den Plan, strahlengeschädigten Menschen in der Ukraine zu helfen. Für den heute 75-Jährigen ist ein Ende dieses Engagements nicht in Sicht. Weder die Corona-Pandemie, noch der Krieg können ihn bremsen. Derzeit koordiniert Harms fast täglich die Unterstützung für „seine“ Strahlenklinik im Westen Kiews. Er rechnet damit, dass sich die russische Invasion auch bald hierzulande bemerkbar machen wird.
Die Katastrophe von Tschernobyl ist mehr als 35 Jahre her und für viele, vor allem jüngere Menschen außerhalb der Ukraine gar nicht mehr so präsent. Doch seit vergangener Woche dominiert das verunglückte Atomkraftwerk wieder die Schlagzeilen, nachdem russische Militäreinheiten das Gelände in der Nord-Ukraine unter ihre Kontrolle gebracht haben. Für Thomas Harms, einen 75-jährigen Apothekeninhaber aus Weil am Rhein, sind der Reaktorunfall sowie die Verstrahlung von Menschen und Umwelt der Ausgangspunkt für sein humanitäres Lebenswerk. Harms gründete vor 30 Jahren den Verein KiHev Kinderhilfe Kiew und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Linderung der Not Tschernobyl-geschädigter Ukrainerinnen und Ukrainer. Eine Not, deren Ende noch längst nicht absehbar ist.
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Dreh- und Angelpunkt für Thomas Harms‘ Wirken ist eine Strahlenklinik im Westen der ukrainischen Hauptstadt Kiew. In der Klinik werden seit den 1990er-Jahren Menschen mit akuten und langfristigen Strahlenschäden behandelt. Einerseits macht Harms die Militärinvasion des russischen Machthabers Wladimir Putin fassungslos, anderseits versucht er möglichst weiterhin unbeeindruckt die Arbeit seiner Hilfsorganisation fortzusetzen. Ursprünglich als Kinderabteilung in einer Poliklinik gegründet, hat sich die Einrichtung inzwischen zu einem Zentrum mit rund hundert Angestellten entwickelt, in der jährlich etwa 700 Patienten aus dem gesamten Land betreut werden. Die Erfahrungen finden internationale Aufmerksamkeit – so zum Beispiel 2011 nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima, als man sich in Japan plötzlich mit der Behandlung von Strahlenopfern konfrontiert sah.
Apotheker Harms pendelt seit drei Jahrzehnten zwischen Weil und Kiew, um die Arbeit in der Klinik finanziell, materiell und mental zu unterstützen. Schon zu Anfang, wenige Jahre nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl, war ihm bewusst, dass die Behandlung der Betroffenen mehrere Generationen andauern wird. Die Kinder von damals sind inzwischen im Erwachsenenalter und leiden an Stoffwechsel- und Krebserkrankungen sowie organischen Einschränkungen unterschiedlichen Ausmaßes. Doch durch die radioaktive Belastung der Umwelt sind auch lange Zeit nach dem Unglück noch Menschen erkrankt. Außerdem – und das hält Harms für besonders tragisch – werden nach wie vor Kinder mit Strahlenschäden geboren. Zum Teil würden Fehlbildungen und andere Erkrankungen Generationen „überspringen“. Heute gehe es um die Enkel der sogenannten Liquidatoren von damals, so Harms. Liquidatoren waren Männer, meist Soldaten oder Feuerwehrleute, die von der Sowjetführung eingesetzt wurden, um die Auswirkungen des Unglücks einzudämmen und die somit einer immens hohen Strahlenbelastung ausgesetzt waren.
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