Zulassungserweiterung für Glucophage

Metformin nun auch in der Schwangerschaft zugelassen

Stuttgart - 02.03.2022, 10:45 Uhr

Als medikamentöse Therapie können Schwangere mit Diabetes künftig neben Insulin auch Metformin anwenden: Merck hat die Zulassungserweiterung für Glucophage, Glucophage XR und Stagid erhalten. (x / Foto: fovito / AdobeStock)

Als medikamentöse Therapie können Schwangere mit Diabetes künftig neben Insulin auch Metformin anwenden: Merck hat die Zulassungserweiterung für Glucophage, Glucophage XR und Stagid erhalten. (x / Foto: fovito / AdobeStock)


Erhöhtes Risiko für Präeklampsie und Schäden beim Baby

Es ist tatsächlich wichtig, eine hyperglykämische Stoffwechsellage in der Schwangerschaft zu erkennen und in den Griff zu bekommen, wenn nicht medikamentöse Maßnahmen versagen, mithilfe von Insulin und nun auch Metformin. So haben Schwangere mit Diabetes ein erhöhtes Risiko für Komplikationen – unter anderem hoher Blutdruck, einschließlich der Gefahr einer Präeklampsie, und einem für das Schwangerschaftsalter zu großen Baby, was eine normale Geburt erschwert. Zudem ist das Baby anfälliger für Knochenbrüche, Nervenschäden sowie für Übergewicht und Diabetes mellitus Typ 2.

Freispruch für Metformin

Erst 2018 fanden Wissenschaftler in einer Studie heraus, veröffentlicht wurde sie im British Journal of Clinical Pharmacology, dass Diabetikerinnen, die während ihrer Schwangerschaft Metformin eingenommen hatten, häufiger Spontanaborte und Totgeburten erlitten oder ihre Kinder große Fehlbildungen aufwiesen: 5 Prozent der Kinder, deren Mütter im ersten Trimenon Metformin eingenommen hatten, kamen mit großen Geburtsdefekten zur Welt. In der Kontrollgruppe waren es 2 Prozent, was einem rund 70 Prozent erhöhten Risiko entspricht. Fehl- und Totgeburten traten bei rund 21 Prozent der Frauen in der Metformin-Gruppe auf und bei etwa 11 Prozent der Frauen in der Kontroll-Gruppe, was ein um rund 60 Prozent erhöhtes Risiko bedingt.

Allerdings: Diese Verteilung zeigte sich nur, wenn man die Indikationen Gestationsdiabetes und polyzystisches Ovarialsyndrom zusammen auswertete. Separat betrachtet, betrug das Risiko für einen großen Geburtsdefekt bei Frauen mit Gestationsdiabetes 8 Prozent und etwa 2 Prozent bei Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom (jeweils unter Metformin), und letzteres Risiko war damit gleich groß wie in der Kontrollgruppe. Bei Tot- und Fehlgeburten lag das Risiko unter Metformin für Frauen mit Gestationsdiabetes bei rund 24 Prozent, bei anderen Indikationen bei etwa 17 Prozent, was eine Diskrepanz zur Kontrollgruppe zeigt (11 Prozent). Eine mög­liche Erklärung könnte sein, dass Frauen, die Metformin aufgrund eines polyzystischen Ovarialsyndroms einnehmen, an sich schon ein nachweislich höheres Risiko für Spontanaborte aufweisen.

Die Wissenschaftler gingen somit davon aus, dass das erhöhte Risiko für große Geburtsdefekte sowie für Spontanaborte und Fehlgeburten auf den Diabetes zurückzuführen ist und nicht auf den Wirkstoff Metformin.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Stoffwechsellage beeinflusst das Risiko für Fehlgeburten

Schuld ist der Diabetes, nicht Metformin

Doch besser kein Metformin für Schwangere mit Diabetes?

Insulin bleibt erste Wahl

Gestationsdiabetes in Deutschland auf dem Vormarsch

Stresstest für den Stoffwechsel

Diabetikerinnen profitieren von optimaler Stoffwechseleinstellung und Gewichtsreduktion

Kinderwunsch kein Problem

Studie zu Missbildungen bei Nachkommen

Bei Kinderwunsch – besser Insulin statt Metformin?

CDC empfiehlt Corona-Impfung für Schwangere

Kein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten

Während Semaglutid-Therapie verhüten!

Warum „Ozempic-Babies“ kein Grund zur Freude sind

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.