Vorsorge Gebärmutterhalskrebs

Kann ein Vaginalgel den Pap-Test verbessern?

Berlin - 04.03.2022, 17:50 Uhr

Seit Februar 2020 steht in Deutschland mit dem Vaginalgel DeflaGyn eine Option zur Verfügung, die Remission und Regression bei unklaren Zervixabstrichen fördern soll. (Grafik: Naeblys / AdobeStock)

Seit Februar 2020 steht in Deutschland mit dem Vaginalgel DeflaGyn eine Option zur Verfügung, die Remission und Regression bei unklaren Zervixabstrichen fördern soll. (Grafik: Naeblys / AdobeStock)


Wem das Warten zu lang wird

Zellveränderungen bedeuten aber in den seltensten Fällen Krebs. Meist sind sie Folge von Entzündungen oder Infektionen und bilden sich spontan zurück. Bei auffälligen Befunden der Kategorie Pap II und III wird deshalb zunächst abgewartet. Seit Februar 2020 steht in Deutschland eine Option zur Verfügung, mit der die Zeit zum nächsten Kontrolltermin überbrückt werden kann: das verschreibungspflichtige Medizinprodukt DeflaGyn®. Das Vaginalgel soll zur Förderung der Remission und Regression bei unklaren Zervixabstrichen (Pap II-P, Pap III-p, Pap IIID1, Pap IIID2 oder Pap III, Pap IIID) und zur Behandlung HPV-induzierter zervikaler Läsionen, p16/Ki-67-positiver zervikaler Läsionen oder zervikaler Erosionen eingesetzt werden. Inhaltsstoffe sind neben hochdispersem Siliziumdioxid, Zitronensäure und Natriumselenit. Diese Kombination soll Krankheitserreger binden, deren Ausbreitung hemmen und den antioxidativen Schutz fördern. Empfohlen wird eine einmal tägliche Anwendung von 5 ml Vaginalgel, bevorzugt am Abend vor dem Schlafengehen, über einen Zeitraum von drei Monaten. Die Therapiekosten belaufen sich auf etwa 100 Euro, werden aber nicht regelhaft von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

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Der Hersteller wirbt damit, dass DeflaGyn® Testergebnisse von Hochrisiko-Typen des humanen Papillomvirus (hr-HPV) deutlich verbessern kann und führt mehrere Studien als Beweis ins Feld, darunter beispielsweise eine rückblickende Kohortenstudie von Mueller et al. und eine prospektive, kontrollierte, offene Studie von Major et al.

Frauenärzte reagieren noch verhalten

In der deutschen S3-Leitlinie „Prävention des Zervixkarzinoms“ findet das Vaginalgel keine Erwähnung. Wir baten die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) um Einordnung der bisher verfügbaren Erkenntnisse und ein Fazit für die Praxis. Grundsätzlich begrüßt man Forschungsbemühen in dieser Richtung, da es bei Frauen mit niedriggradigen zytologischen Befunden und/oder einem positiven HPV-Test bislang keine therapeutischen Möglichkeiten gab. Allerdings ist man von der bisher verfügbaren Evidenz noch nicht vollends überzeugt. „Die vorliegenden Arbeiten geben einen Hinweis darauf, dass das Vaginalgel zu Regressionen und Remission führen kann. Allerdings ist das Studiendesign nicht dazu geeignet, dass man auch von einem Beleg sprechen könnte. Es ist daher in unser aller Interesse, dieser Innovation gezielt nachzugehen. Hierzu bedarf es jedoch einer weiteren Studie mit adäquatem Studiendesign, welches auch kolposkopische und bioptische Untersuchungsmethoden miteinbeziehen muss. Hierdurch würden die bislang vorliegenden Ergebnisse dann auch wirklich belastbar. Dies gebietet sich sowohl aufgrund der Verantwortung, welche wir übernehmen, wenn wir den Frauen das Medikament empfehlen, andererseits besteht natürlich auch ein großes wissenschaftliches Interesse an der Klärung der Zusammenhänge.“

Dies sei auch von Bedeutung vor dem Hintergrund, dass offenbar weitere Firmen analoge Präparate auf den Markt bringen wollen. Als das erste seiner Art wird das Produkt Papilocare Vaginalgel beworben, das in Österreich auf dem Markt ist. Hier sollen natürliche Inhaltsstoffe wie Hyaluronsäure, Aloe Vera und der Pilz Coriolus Versicolor sowohl unterstützend als auch vorbeugend zur Behandlung HPV-bedingter zervikaler Läsionen wirksam sein.



Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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