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Krieg in der Ukraine – die humanitäre Lage ist sehr ernst. Es fehlen Arzneimittel und medizinischer Bedarf. Bitte spenden Sie Geld an pharmazeutische und medizinische Hilfsorganisationen! Neuer Diskussionsstoff für unsere kleine Gesundheitspolitik: Lauterbach will Dispensierrecht für Ärzte im Notdienst prüfen – für mehr „Humanisierung der Versorgung“. Wirklich? Was ist am Apothekennotdienst inhuman? Sollen oder wollen sich die Arztpraxen wirklich an der Bürokratie der Arzneiversorgung erfreuen? Oder soll die Arzneimittelversorgung im Nacht- und Notdienst eine Versorgung zweiter Klasse werden?
28. Februar 2022
Ein Ende des Kriegs in der Ukraine ist nicht in Sicht. Apotheken und Supermärkte öffnen teilweise gar nicht mehr oder es gibt lange Schlangen. Die Lage ist dramatisch und Hilfe dringend notwendig. Die Organisation Apotheker ohne Grenzen (AoG) meldet, dass die medizinische Versorgung in der Ukraine vor allem durch den Mangel an Verbrauchsmaterial und Arzneimitteln akut gefährdet ist. Eine Welle der Hilfsbereitschaft rollt an. Beteiligt haben sich u. a. auch pharmazeutische Großhandlungen. Schwierig ist es, verschreibungspflichtige Arzneimittel zu spenden: Apotheken dürfen Rx-Arzneimittel nur bei Vorliegen einer ärztlichen Verordnung abgeben – sie anonym an eine Hilfsorganisation zu spenden, sei prinzipiell nicht möglich, lässt AoG wissen. Ausgenommen davon sind Organisationen, bei denen Ärzte tätig sind, die auch Arzneimittel verordnen oder direkt als Praxisbedarf beziehen können (beispielsweise action medeor). Die Hilfsorganisationen bitten daher um Geldspenden, mit denen die benötigten Mittel bedarfsgerecht eingekauft werden können. Die Mediengruppe Deutscher Apotheker Verlag, zu der unter anderem die DAZ und DAZ.online gehören, unterstützt das Engagement der Organisation Apotheker ohne Grenzen mit einer Spende von 10.000 Euro. Apotheken, aber auch Apothekerinnen und Apotheker, die ebenfalls spenden möchten, finden auf DAZ.online einige Spendenkonten verschiedener Hilfsorganisationen aufgelistet, ebenfalls Adressen für Sachspenden und eine Registrierungsmöglichkeit für alle, die eine Unterkunft für Geflüchtete anbieten können.
Ein beeindruckendes Beispiel für selbstlose Hilfe ist das Engagement von Apotheker Thomas Harms aus Weil am Rhein. Er setzt sich bereits seit dem Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1986 für strahlengeschädigte Menschen in der Ukraine ein. Harms gründete vor 30 Jahren den Verein KiHev Kinderhilfe Kiew. Im Mittelpunkt seiner Hilfe steht eine Strahlenklinik im Westen von Kiew. Zurzeit koordiniert er fast täglich die Unterstützung für diese Klinik. Mein liebes Tagebuch, es ist gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die sich mit ihrer ganzen Kraft für andere einsetzen.
Der Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA), der der Apothekenkooperation Linda nahesteht, meldete sich schon in der Vergangenheit immer wieder mit politischen Statements zu Wort. In einem aktuellen Positionspapier thematisiert er die Herausforderungen, mit denen sich die Apotheken konfrontiert sehen. Er ist überzeugt, dass eine Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems mit Augenmaß nur im Dialog und ohne wettbewerbliche oder standesrechtliche Ideologien gelingen kann.“ Mein liebes Tagebuch, das Papier ist lesenswert. Was besonders herausgearbeitet wird, ist die gesamte Palette an Gemeinwohlpflichten rund um die Lieferung des Arzneimittels, die den Apotheken gesetzlich übertragen sind. Und es sind genau diese Gemeinwohlpflichten (z. B. die Anfertigung von Individualrezepturen, BtM-Versorgung, Notdienst, Kontrahierungszwang und viele mehr), die von den Arzneimittel-Versandhäusern nicht wahrgenommen werden, mit denen aber die Vor-Ort-Apotheken im Wettbewerb stehen und gegen die sie sich behaupten müssen. Man kann nie aufhören, darauf in der Politik immer wieder deutlich hinzuweisen.
Die Forderung nach einer Reform des Notdienstes, angestoßen durch einen Brief der Apothekerin Daniela Hänel, Vorsitzende der Freien Apothekerschaft, scheint bei Apothekerkammern auf wenig fruchtbaren Boden zu fallen. Man bekommt den Eindruck, dass das Thema nur ungern angepackt wird. Der Präsident der Apothekerkammer Hamburg, Kai-Peter Siemsen, formuliert es so: Er habe zwar durchaus Verständnis für den Wunsch nach einer Erhöhung der Notdienstpauschale, „ich halte diesen Wunsch aber für berufspolitisch kontraproduktiv. Gerade nach der Einführung des Nacht- und Notdienstfonds wird dieser Wunsch in der Öffentlichkeit kein Verständnis finden“, schreibt er an Apothekerin Hänel. Mein liebes Tagebuch, da mag was dran sein. Und sind wir ehrlich, unsere derzeitige diskussionswürdige Einkommenslage ist nicht mit einer Aufstockung des Notdiensthonorars zu verbessern, sondern braucht eine deutliche Anpassung unsers Apothekenhonorars – und zwar nach oben.
5 Kommentare
Mein liebes Tagebuch - Notdienst
von Daniela Hänel am 06.03.2022 um 11:33 Uhr
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AW: Mein liebes Tagebuch - Notdienst
von Elvira Umarov am 06.03.2022 um 14:16 Uhr
AW: Mein liebes Tagebuch - Notdienst
von Sonja Kirchner am 15.03.2022 um 13:38 Uhr
Mein liebes Tagebuch - Notdienst
von Daniela Hänel am 06.03.2022 um 10:52 Uhr
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Lobbyregister
von Michael Zeimke am 06.03.2022 um 7:43 Uhr
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