Pulverinhalatoren statt Dosieraerosole

Wie man in der Asthma-Therapie CO2-Emissionen sparen kann

Stuttgart - 15.03.2022, 07:00 Uhr

Während einer Studie in Großbritannien wurden 1.081 Proband:innen auf den Pulverinhalator Ellipta (Relvar) mit der Wirkstoffkombination Fluticasonfuroat/Vilanterol umgestellt. (c / Symbolfoto: Kings Access / AdobeStock)

Während einer Studie in Großbritannien wurden 1.081 Proband:innen auf den Pulverinhalator Ellipta (Relvar) mit der Wirkstoffkombination Fluticasonfuroat/Vilanterol umgestellt. (c / Symbolfoto: Kings Access / AdobeStock)


HFKW haben FCKW ersetzt – sind aber potente Treibhausgase

Wie es in der Einleitung der Studie heißt, tragen die in Dosieraerosolen eingesetzten teilhalogenierten Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW) zwar nicht wie die früher eingesetzten Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) zum Abbau der Ozonschicht bei, sie seien jedoch potente Treibhausgase. HFKW-Dosieraerosole sollen in Großbritannien für 3 bis 4 Prozent des CO₂-Fußabdrucks des Gesundheitswesens verantwortlich zeichnen. Dabei soll tatsächlich ihre Verwendung und Entsorgung ausschlaggebend sein und nicht ihre Herstellung. Eine Dosis eines HFKW-134a-Dosieraerosols soll ungefähr einer Meile (1,6 km) einer Autofahrt mit einem Familienauto entsprechen. 

Sieht es in Deutschland anders aus?

Einem Dokument des Umweltbundesamts aus dem Jahr 2011, mit dem Titel „Projektionen zu den Emissionen von HFKW, FKW und SF6 für Deutschland bis zum Jahr 2050“, ist zu entnehmen, dass bis zum Jahr 2002 mehr als die Hälfte der medizinischen Dosieraerosole mit FCKW und danach HFKW durch treibgasfreie Pulverinhalatoren ersetzt wurden. „Seitdem liegen die HFKW-Emissionen aus der Anwendung von Asthmasprays relativ konstant bei 200 t jährlich, davon 180 t HFKW-134a und 20 t HFKW-227ea“, heißt es. In einem theoretischen Zukunftsszenario ging das Umweltbundesamt 2011 davon aus, „dass innerhalb von zehn Jahren der Anteil der Pulverinhalation oder vergleichbar umweltfreundlicher Applikationssysteme von gegenwärtig 55 % auf 90 % ansteigt“. Dieser Zielwert sei in Skandinavien (Schweden) bereits seit vielen Jahren allein durch Pulverinhalatoren Realität. Jedoch stünden „nach heutigem Kenntnisstand“ einem vollständigen Ersatz von Dosieraerosolen Applikationsprobleme bei bestimmten Patientengruppen (u. a. Kleinkindern) entgegen. 

Auch in der aktuellen Studie aus Großbritannien heißt es, dass zum Beispiel Kinder oder ältere Menschen zur Applikation Spacer benötigen, eine Applikation mit Pulverinhalatoren ist dann also nicht möglich. Grundsätzlich seien auch die Vorlieben der Patient:innen zu berücksichtigen. An die Kosten denken die Forscher:innen auch: Bereits im Oktober 2019 berichtete hierzu zum Beispiel das Ärzteblatt, dass die Umstellung auf umweltfreundliche Asthma-Inhalatoren nicht nur CO₂-Emissionen, sondern auch Kosten senken kann. „Wenn für jedes Dosieraerosol der jeweils günstigste Pulverinhalator verwendet würde, wären sogar Einsparungen von 8,2 Mio. britischer Pfund möglich“, hieß es. Die zugrundeliegende Studie war ebenfalls im BMJ erschienen. Auf dieser Studie und einer weiteren basieren nun die zur Berechnung angenommen CO₂-Äquivalente der aktuellen Studie.

130 kg CO2 können pro Patient eingespart werden

Für die Pulverinhalatorengruppe wurde schließlich ein CO2-Fußabdruck von 108 kg berechnet – verglichen mit den entstandenen 240 kg aus der bisherigen Therapie. Die umgestellten Patient:innen benötigten offenbar ebenso weniger Notfallmedikation, was schließlich auch zur Einsparung von Salbutamol-Dosieraerosolen führen kann. Die Autor:innen gehen von jährlichen Einsparungen an CO2-Äquivalenten in einer Höhe von 130 kg pro Patient:in aus. Hochgerechnet auf die Anwendung von Dosieraerosolen unter Erwachsenen in Großbritannien könnten so pro Jahr 390 Kilotonnen CO2-Äquivalent eingespart werden, heißt es, was einer Reduktion um 40 Prozent entsprechen würde. Würde auch die Notfallmedikation auf Pulverinhalatoren umgestellt, ließe sich noch mehr CO2 einsparen, heißt es.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Ideologie

von Thomas Kerlag am 15.03.2022 um 18:24 Uhr

Nur 1.6 km.
Sind ja wohl Peanuts gegen die Bombenschmeißerei. Werdet erwachsen!

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