Globale Entwicklung alarmierend

Welt-Tuberkulosetag in Pandemiezeiten

Konstanz - 24.03.2022, 12:15 Uhr

Erstmals seit zehn Jahren nahmen die Todesfälle durch diese Infektionskrankheit weltweit zu – von geschätzt 1,4 Millionen in 2019 auf 1,5 Millionen in 2020. Die WHO führt dies darauf zurück, dass in vielen Ländern infolge der COVID-19-Pandemie die Gesundheitsversorgung eingeschränkt war. (Foto: meenkulathiamma - AdobeStock)

Erstmals seit zehn Jahren nahmen die Todesfälle durch diese Infektionskrankheit weltweit zu – von geschätzt 1,4 Millionen in 2019 auf 1,5 Millionen in 2020. Die WHO führt dies darauf zurück, dass in vielen Ländern infolge der COVID-19-Pandemie die Gesundheitsversorgung eingeschränkt war. (Foto: meenkulathiamma - AdobeStock)


Die COVID-19-Pandemie wirkt sich auch auf andere Infektionserkrankungen aus: Der heutige Welt-Tuberkulosetag am 24. März erinnert daran, dass trotz einer positiven Entwicklung in Deutschland der globale Trend alarmiert.

Pandemie verschlechtert Gesundheitsversorgung

Schon das erste Corona-Pandemiejahr 2020 wirkte sich deutlich auf die Tuberkulosesituation aus: Erstmals seit zehn Jahren nahmen die Todesfälle durch diese Infektionskrankheit weltweit zu – von geschätzt 1,4 Millionen in 2019 auf 1,5 Millionen in 2020. Etwa zehn Millionen Menschen erkrankten in 2020 an Tuberkulose (TB). Die Weltgesundheitsorganisation WHO führt dies darauf zurück, dass in vielen Ländern infolge der COVID-19-Pandemie die Gesundheitsversorgung eingeschränkt war.

Mehr Todesfälle in Europäischer Region

In der Europäischen Region der WHO (nicht nur EU, sondern insgesamt 53 Länder einschließlich Russland und Länder in Zentralasien) ist die Zahl der TB-Neuinfektionen zwar in den vergangenen zehn Jahren stark zurückgegangen, doch pandemiebedingt haben nun die TB-Todesfälle sogar zugenommen. 

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Jährlich sterben hier circa 20.000 Menschen an Tuberkulose. Die TB-Hauptverbreitungsländer liegen vor allem in Osteuropa und Zentralasien. Militärische Konflikte und Naturkatastrophen könnten die Situation noch weiter verschärfen. Anlässlich des diesjährigen Welt-Tuberkulosetags betont die WHO daher, dass weitere Maßnahmen gegen die Tuberkulose notwendig sind.

Gut zu wissen: Welt-Tuberkulosetag – denkwürdiges Datum

Vor 140 Jahren, am 24. März 1882, gab der deutsche Mediziner Robert Koch ein entscheidendes Forschungsergebnis bekannt: Er hatte herausgefunden, dass die damals verheerende Volkskrankheit Tuberkulose durch ein Bakterium verursacht wird – den Tuberkelbazillus Mycobacterium tuberculosis. 

Robert Koch wurde damit weltberühmt. An das Datum dieser Bekanntmachung erinnert der Welt-Tuberkulosetag. Er findet seit 1982 jährlich am 24. März statt. In diesem Jahr lautet das Motto der WHO zum Welt-Tuberkulosetag: „Invest to End TB. Save Lives“, zu Deutsch: „Investieren, um Tuberkulose zu beenden. Leben retten“.

Gesunkene Fallzahlen in Deutschland

In Deutschland sind die Tuberkulose-Fallzahlen hingegen weiterhin rückläufig. Die pandemiebedingten Infektionsschutzmaßnahmen tragen hierzu mutmaßlich mit bei. So lag die Fallzahl in 2020 um knapp 14 Prozent niedriger als in 2019. In 2021 zeigte sich dann ein weiterer Rückgang um 6 Prozent gegenüber 2020. Die Zahl der Tuberkulose-Neuerkrankungen in Deutschland betrug im vergangenen Jahr 3.896.

Immer noch globale Bedrohung

Schon seit Jahrzehnten stellt die Tuberkulose in Deutschland ein seltenes Krankheitsbild dar. Vor 150 Jahren sah das ganz anders aus. Damals starb ein Siebtel der Bevölkerung an der „Schwindsucht“. Doch global betrachtet zählt die Tuberkulose immer noch zu den häufigsten Infektionskrankheiten – neben HIV und Malaria. Zwei Drittel der weltweiten Erkrankungsfälle entfallen auf nur wenige Länder: Indien, Indonesien, China, die Philippinen, Pakistan, Nigeria, Bangladesch und Südafrika.

Herausforderung: Antibiotikaresistenzen

Obwohl sie medikamentös behandelbar ist, zählt die Tuberkulose in armen Ländern zu den am häufigsten zum Tode führenden Infektionskrankheiten. Neben unzureichender Gesundheitsversorgung gibt es dafür weitere Gründe: die häufige Koinfektion mit HIV sowie zunehmende Antibiotikaresistenzen. Die Standardbehandlung der Tuberkulose erfolgt mit den vier Medikamenten Isoniazid, Rifampicin, Ethambutol und Pyrazinamid.

Tuberkulose-verdächtige Symptome

Die Übertragung der Tuberkulose geschieht meist von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektion. Jedoch erfolgt eine Ansteckung grundsätzlich nicht so leicht wie bei anderen durch Aerosole übertragbaren Infektionskrankheiten – etwa COVID-19, Masern oder Windpocken. Vielmehr besteht in der Regel nur dann eine Infektionsgefahr, wenn man mehrere Stunden Kontakt zu einer infektiösen Person hatte.

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Zu etwa 80 Prozent betrifft eine Tuberkulose die Lunge, seltener andere Organe. Ein Leitsymptom der Lungentuberkulose ist Husten mit oder ohne Auswurf. In seltenen Fällen kann er blutig sein. Wenn sich ein Husten über mehr als drei Wochen zieht und als therapieresistent erweist, sollte grundsätzlich an eine Tuberkulose gedacht werden.

Neben Husten gibt es weitere, eher unspezifische Symptome:

  • nächtliches Schwitzen,
  • Appetitmangel,
  • unbeabsichtigter Gewichtsverlust,
  • leichtes Fieber,
  • Müdigkeit und
  • allgemeine Schwäche.


Ulrike Weber-Fina, Diplom-Biologin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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