In drei Wochen vollständig geimpft

Schnell impfen gegen FSME – sinnvoll und wirksam?

Stuttgart - 25.03.2022, 15:00 Uhr

In drei Wochen vollständig gegen FSME geimpft? Möglich ist das mit dem schnellen Impfschema mit Encepur. (s / Foto: Stockfotos-MG / AdobeStock)

In drei Wochen vollständig gegen FSME geimpft? Möglich ist das mit dem schnellen Impfschema mit Encepur. (s / Foto: Stockfotos-MG / AdobeStock)


Ist das schnelle Impfschema gleich gut?

Doch unterscheidet sich die Qualität des Impfschutzes, je nachdem, ob schnell oder konventionell geimpft wurde? Kaum: Nach Daten von Bavarian Nordic, dem Zulassungsinhaber von Encepur®, liegt die Serokonversionsrate drei Wochen nach der dritten Impfung beim konventionellen und beim beschleunigten konventionellen Impfschema bei 100 Prozent, beim Schnellschema bei 97 Prozent (Erwachsene).

Unterbrochenes Impfschema – was tun?

Nach Einschätzung des RKI kann eine einmal begonnene Grundimmunisierung zu jedem Zeitpunkt fortgesetzt werden, es müsse keine erneute Grundimmunisierung erfolgen, sollte diese unterbrochen worden sein. Das Credo lautet: „Jede Impfung zählt“. Auch Auffrischimpfungen schützen selbst nach längeren als den empfohlenen Impfabständen laut RKI wieder drei bis fünf Jahre (je nach Lebensalter). Die Unterschiede in der Impfeffektivität sind marginal: So liegt einer 2006 im „International Journal of Medical Microbiology“ veröffentlichten österreichischen Studie zufolge bei schemagerechtem Impfschema die Impfeffektivität bei 96 Prozent, bei nicht schemagerechter Immunisierung mit 91 Prozent nur geringfügig niedriger („Response to tick-borne encephalitis (TBE) booster vaccination after prolonged time intervals to primary immunization with the rapid schedule“).

Postexpositionsprophylaxe – sinnvoll und wirksam?

Wäre es nicht möglich, sich einfach nach einem Zeckenstich schnell noch gegen FSME impfen zu lassen? Kann die Impfung sodann nicht auch vor Erkrankung schützen? Das RKI ist skeptisch: „Auch eine sofort nach Zeckenstich gegebene FSME-Impfung kann eine Infektion bei Personen mit unzureichendem Impfschutz mit größter Wahrscheinlichkeit nicht verhindern“, erklärt das Institut. Zum einen werde ein sicherer Impfschutz erst nach zwei Teilimpfungen erreicht, zum anderen bilde der Körper schützende Antikörper erst sieben bis 14 Tage nach Impfung. Allerdings: Bestehe bei ungeimpften Personen oder Personen ohne aktuellen Impfschutz weiterhin ein FSME-Infektionsrisiko durch zukünftige Zeckenstiche, erachtet es das RKI als sinnvoll, sofort nach einem Zeckenstich zu impfen.

Wem empfiehlt die STIKO eine FSME-Impfung?

Die Ständige Impfkommission rät Personen, die in Risikogebieten leben oder arbeiten und dabei ein Risiko für Zeckenstiche haben, eine Impfung gegen FSME. Daneben sollten sich alle Personen gegen FSME impfen lassen, die sich aus anderen Gründen in Risikogebieten aufhalten (zum Beispiel durch Reisen) und dabei einem Risiko für Zeckenstiche ausgesetzt sind. Das RKI denkt auch an eine berufliche Exposition, zum Beispiel aufgrund von Tätigkeiten in der Land- oder Forstwirtschaft (oder im Labor).

Wo sind die aktuellen FSME-Risikogebiete?

Die aktuellen Risikogebiete weist das Robert Koch-Institut aus. Derzeit (Epidemiologisches Bulletin 09|2022, Stand 21. Januar 2022) zählt das RKI Baden-Württemberg und Bayern (nahezu vollständig) sowie Teile von Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu den Gebieten, wo ein erhöhtes Risiko für Zeckenstiche durch FSME-infizierte Zecken besteht. 2022 sind sechs neue Risikogebiete hinzugekommen, drei in Brandenburg und je eines in Nordrhein-Westfalen und zwei in Sachsen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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