Durchbruchinfektionen nach Impfung

Immunsystem profitiert breit von Omikron

Stuttgart - 11.04.2022, 10:45 Uhr

Eine Durchbruchinfektion bei doppelt geimpften Personen sorgt für eine stärkere neutralisierende Antikörperreaktion als eine dritte Impfstoffdosis. (s / Foto: Naeblys / AdobeStock)

Eine Durchbruchinfektion bei doppelt geimpften Personen sorgt für eine stärkere neutralisierende Antikörperreaktion als eine dritte Impfstoffdosis. (s / Foto: Naeblys / AdobeStock)


Antikörper gegen Rezeptorbindedomäne

Als zweite Erklärung für eine verbesserte Immunantwort nach zusätzlicher Infektion führen die Wissenschaftler die Beobachtung an, dass eine Omikron-Infektion vor allem langlebige B-Gedächtniszellen gegen die Rezptorbindedomäne (nicht nur gegen das Spikeprotein, siehe oben) stimuliert: „Die Rezeptorbindedomnäne ist die Schlüsseldomäne des Spikeproteins, die an den SARS-CoV-2-Rezeptor ACE2 bindet und mehrere neutralisierende Antikörper-Bindungsstellen beherbergt – darunter auch einige Regionen, die von Omikron-Mutationen nicht betroffen sind“. Das könne den Immunschutz wiederherstellen, indem B-Gedächtniszellen zur Produktion von Antikörpern angeregt würden, die Strukturen erkennen, die in Omikron unverändert sind.

Breite Antikörperantwort gegen konservierte Antigene – auch gegen weit entfernte Stämme

Zudem finden die Wissenschaftler bemerkenswert, dass eine zusätzliche Omikron-Infektion Antikörper hervorruft, die auch SARS-CoV-1 „robust“ neutralisieren. Dies könne darauf hindeuten, dass eine Omikron-Infektion bei geimpften Personen auch langlebige B-Gedächtniszellen stimuliert, die neutralisierende Antikörper gegen Spikeprotein-Epitope bilden, die in den SARS-CoV-1- und SARS-CoV-2-Familien „konserviert“ seien, da Omikron eventuell begünstigt, dass Antikörper gegen genau diese „hochkonservierten“ Antigene gebildet werden.

Das Fazit

So ärgerlich Omikron-Durchbruchinfektionen also sein mögen, erhöhen sie zumindest bei zwei- und dreifach mit Comirnaty® Geimpften variantenübergreifend die neutralisierenden Antikörper und B-Gedächtniszellen, die unser Immunsystem bei erneutem Viruskontakt schnell scharf stellen können. Der Effekt zeigte sich vor allem bei doppelt Geimpften und sodann Genesenen, weniger stark ausgeprägt war er nach dreifacher Impfung plus zusätzlicher Omikron-Infektion – was jedoch nicht bedeutet, dass man besser auf eine Infektion hofft, als sich boostern zu lassen. Auch die dreifach Geimpften „profitierten“ immunologisch gesehen noch von der Omikron-Infektion.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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