BAH-Faktenblatt

Selbstmedikation – der Apotheker als Lotse

Berlin - 13.04.2022, 10:45 Uhr

Ob Erkältung oder Fußpilz: Viele vergleichsweise leichte gesundheitliche Probleme lassen sich gut in der Selbstmedikation behandeln. (Quelle: ABDA)

Ob Erkältung oder Fußpilz: Viele vergleichsweise leichte gesundheitliche Probleme lassen sich gut in der Selbstmedikation behandeln. (Quelle: ABDA)


So viel Geld spart die Selbstmedikation der GKV

Selbstmedikation leiste somit einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag für die effiziente Nutzung der knappen Arztressourcen für schwerwiegendere Erkrankungen. Der Mehrbetrag des Einzelnen pro Selbstbehandlungsfall liegt nach BAH-Angaben bei netto 1,77 Euro bei einem Zeitgewinn von 136 Minuten durch den Wegfall von Weg- und Wartezeiten. „Gesamtgesellschaftlich setzt Selbstmedikation bereits heute GKV-Ressourcen im Wert von 16 Milliarden Euro pro Jahr frei und vermeidet 4,8 Milliarden Euro an volkswirtschaftlichen Produktivitätsverlusten.“

Potenziale der Selbstmedikation heben

Aus der Sicht des Herstellerverbands wird das Potenzial der Selbstmedikation allerdings noch lange nicht voll ausgeschöpft: Eine weitere Förderung von Selbstbehandlung mit rezeptfreien Arzneimitteln könnte zusätzliche Wirtschaftlichkeitsreserven von bis zu 3,7 Milliarden Euro für die GKV und 1,1 Milliarden Euro für die deutsche Volkswirtschaft realisieren, heißt es im Faktenblatt. „Hierfür bedürfte es einer zusätzlichen Substitution von Arztbesuchen durch die Selbstbehandlung in 82 Millionen Fällen selbst behandelbarer Erkrankungen. Das entspricht etwa einem Arztbesuch pro Einwohner, der vermieden werden könnte.“

Das solidarisch finanzierte Gesundheitssystem steht bereits jetzt unter erheblichen Kostendruck – dieser könnte sich nach Einschätzung des BAH in den kommenden Jahren sogar noch steigern. „Jedoch bestehen enorme Chancen durch Selbstmedikation die Mittel im Gesundheitswesen effizienter einzusetzen und volkswirtschaftliche Potenziale zu heben. Selbstmedikation ermöglicht es dem einzelnen Menschen, aktiv und eigenverantwortlich etwas für seine Gesundheitsversorgung zu tun. Daher sollte der Selbstmedikation zukünftig ein steigender Wert zuerkannt und ihre Rahmenbedingungen verbessert werden.“

Vier konkrete Forderungen stellt der Verband in diesem Zusammenhang auf:

Aus Sicht des BAH sind ...

• der regulatorische Rahmen für die wertvolle Vielfalt rezeptfreier Arzneimittel (chemische, pflanzliche, homöopathische und anthroposophische) nicht nur zu erhalten, sondern auch zu stärken, in dem z. B. die Regelungen zur Änderung von Zulassungen („Variations“) effizienter gestaltet werden,

• das Verfahren zur Entlassung aus der Verschreibungspflicht („Switch“) zu modernisieren und zu fördern,

• die Apothekenpflicht als eine wichtige Grundlage des niederschwelligen Zugangs zu wirksamen Therapien und individueller Beratung zu stärken und die Rolle der Apotheke als Ort der primären Gesundheitsversorgung weiter auszubauen,

• die Gesundheitskompetenz der Menschen zu fördern und dafür die Beteiligten im Gesundheitswesen (Ärzte, Apotheker und Hersteller) in ihrem gesetzlichen Auftrag, diese Informationen verantwortungsvoll bereitzustellen, zu unterstützen und nicht mehr als unbedingt nötig zu beschränken.

Quelle: BAH-Faktenblatt Selbstmedikation

Das vollständige Faktenblatt finden Sie hier auf der Website des BAH.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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