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Antibiotika bei Salmonellose?
Warum man sich über Schokolade besonders leicht mit Salmonellen infizieren kann
Schokoladenrückrufe von Kinder-Produkten wie Überraschungseiern dürften derzeit einige Eltern beunruhigen. Denn gerade bei Kindern wurden zuletzt vermehrt Salmonellen-Infektionen beobachtet, die teils auch einer Krankenhausbehandlung bedurften. Der über die Schokolade europaweit verbreitete Salmonellen-Stamm soll was die Therapie angeht eine Resistenz gegen sechs antimikrobielle Klassen aufweisen.
Vergangene Woche haben die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA und die EU-Gesundheitsbehörde ECDC Untersuchungen zu einem Salmonellen-Ausbruch aufgenommen. Es schienen vor allem Kinder im Alter von unter zehn Jahren betroffen zu sein, darunter einige mit schweren Symptomen wie blutigem Durchfall. Bestimmte Schokoladenprodukte der Firma Ferrero wurden als wahrscheinlicher Infektionsweg identifiziert. Die Spur führte zu einer Fabrik im belgischen Arlon.
Salmonellen schon im Dezember in Buttermilch entdeckt
Nun wurden weitere Details bekannt: Nach Angaben von EU-Behörden hängt der Ausbruch möglicherweise mit der Verarbeitung von Buttermilch im betroffenen Werk in Belgien zusammen. Bei eigenen Kontrollen des Fabrikbetreibers in Arlon sei das Bakterium Salmonella Typhimurium im Dezember 2021 in einem Buttermilch-Tank entdeckt worden, teilte die EU-Gesundheitsbehörde ECDC am Dienstag dieser Woche zu ihren laufenden Untersuchungen mit. Das Unternehmen habe Hygienemaßnahmen umgesetzt und Probenahme und Tests der Produkte und des Verarbeitungsumfelds verstärkt. Nach negativen Salmonellen-Tests habe es die Schokoladenprodukte dann in ganz Europa und weltweit vertrieben.
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Das ECDC und die EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA schrieben in einer gemeinsamen Bewertung des Ausbruchs, dass bis Freitag vergangener Woche 119 bestätigte und 31 Verdachtsfälle in insgesamt zehn europäischen Ländern registriert worden seien, darunter auch in Deutschland. Die erste positive Probe sei am 21. Dezember in Großbritannien genommen worden, wo Mitte Februar dann eine Häufung von Infektionsfällen gemeldet worden sei. Weitere Untersuchungen seien im Werk nötig, um die grundlegende Ursache, den Zeitpunkt und mögliche Faktoren hinter der Kontamination zu identifizieren.
Bei Schokolade reichen schon geringe Keim-Mengen
Am vergangenen Dienstag hat sich auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu „Salmonellen und Schokolade“ geäußert. Demnach sind Salmonellen, nach Campylobacter-Keimen, die häufigsten bakteriellen Auslöser von Darmkrankheiten in Deutschland. An industriell hergestellte Schokolade als Infektionsquelle denkt man jedoch zunächst nicht unbedingt. Als risikoreiche Lebensmittel sind eher nicht durcherhitztes oder rohes Fleisch, nicht hitzebehandelte Eier und Eiprodukte und pflanzliche Lebensmittel bekannt.
Doch wie das BfR erklärt, können auch fetthaltige Lebensmittel, wie Schokolade, mit Salmonellen verunreinigt sein. Tatsächlich sollen bei Schokolade schon geringe Mengen an Keimen ausreichen, um eine Erkrankung auszulösen. Denn die Salmonellen sollen in der fettreichen Schokolade sehr gut gegen die sauren Verhältnisse im Magen geschützt sein. Dadurch können sie größtenteils lebend in den Darm gelangen, und dort eine Infektion auslösen. Außerdem können Salmonellen laut BfR in Schokolade bis zu mehrere Jahre überleben. Durch den niedrigen Wassergehalt und die schützende Wirkung des Fettes sollen sie eine sehr hohe Hitzeresistenz aufweisen.
Allerdings werden Salmonellen in Schokolade sehr selten nachgewiesen: „Der letzte dem BfR bekannte Salmonellose-Ausbruch in Deutschland in Verbindung mit Schokolade trat im Jahr 2001 auf und wurde durch den Salmonellen-Typ Salmonella Oranienburg ausgelöst.“
2.700 unterschiedliche Salmonella-Serotypen
Wie das BfR weiter erklärt, gibt es nahezu 2.700 unterschiedliche Salmonella-Serotypen (Serovare). Während Eier meist mit Salmonella Enteritidis kontaminiert sind, soll man bei Schokolade keine Häufung nach Serotyp beobachten können. „In bekannten Salmonellose-Ausbrüchen verursacht durch den Verzehr kontaminierter Schokoladenprodukte wurden z. B. in Schokolade die Serovare S. Napoli, S. Oranienburg oder S. Typhimurium gefunden. S. Durham wurde in Kakaopulver, S. Eastborne in Kakaobohnen und S. Nima in Schokoladentalern nachgewiesen. Im Nationalen Referenzlabor für Salmonella am BfR wurden in den letzten vier Jahren bei eingesandten Salmonella-Isolaten die Serovare S. Hull oder S. Salford (Isolate aus Schokolade), S. Nigeria (Isolat aus Kakaoschalen), S. Typhimurium (Isolat aus Pralinen) und S. Senftenberg und S. Weltevreden (Isolate aus Kakao) festgestellt.“
Resistenzen – welche Antibiotika-Therapie?
Im aktuellen Ausbruch geht es laut ECDC um „Salmonella Typhimurium sequence type 34“. Wie bereits erwähnt, sind bislang vor allem Kinder betroffen, von denen viele ins Krankenhaus mussten. Der Stamm soll was die Therapie angeht eine Resistenz gegen sechs antimikrobielle Klassen aufweisen, aber weiterhin gegenüber
- Azithromycin,
- Ciprofloxacin,
- Meropenem und
- Cephalosporinen (einschließlich Cefotaxim und Ceftazidim)
empfindlich sein.
Eine antimikrobielle Therapie ist allerdings nur bei schweren Verlaufsformen angezeigt. Bei gastroenteritischem Verlauf soll keine Antibiotikatherapie erfolgen, da so die Bakterienausscheidung verlängert werden kann. Dann gilt es, den Flüssigkeits- und Elektrolytverlust auszugleichen.
Das Erkrankungsbild
Eine Salmonellen-Infektion bezeichnet man als Salmonellose. Sie geht laut BfR häufig mit Durchfall und Bauchschmerzen einher, aber auch Fieber, Übelkeit und Erbrechen seien möglich. Besonders gefährdet seien Kinder in den ersten Lebensjahren sowie immungeschwächte Personen. Laut ECDC kann man im Allgemeinen davon ausgehen, dass zwölf bis 36 Stunden nach dem Verzehr kontaminierter Lebensmittel ein klinisches Bild (aus Fieber, Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit und/oder Erbrechen) auftritt. Die Symptome können demnach einige Tage lang anhalten.
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Vor allem eine folgende Dehydrierung kann eine Krankenhausbehandlung notwendig machen. Außerdem seien ältere Patienten auch anfälliger für die Entwicklung einer schweren Blutinfektion. In etwa 10 Prozent der Fälle könnten postinfektiöse Komplikationen wie eine reaktive Gelenkentzündung auftreten.
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