Literaturtipp

Die Pandemie aus Apothekensicht – ein ordnungspolitisches Dilemma

Stuttgart - 25.04.2022, 17:50 Uhr


„Rolle und Wert der Apotheke sind über Jahre nicht beachtet worden“

Welche Lehren müssen im Hinblick auf die Rolle der Apotheken aus der Pandemie unbedingt gezogen werden?

Die Rolle und der Wert der Apotheke sind über Jahre nicht beachtet worden. In der Pandemie haben wir gezeigt, dass wir „Krise“ können. Natürlich haben wir auch in unserer Apotheke viele Fehler gemacht, manche Planungen wurden über den Haufen geworfen. Aber grundsätzlich hat das „Team Apotheke“ funktioniert. Ich bezeichne es auch deshalb als Team, weil ich einen so intensiven und vor allem vorurteilsfreien Austausch zwischen Kolleginnen und Kollegen noch nie erlebt habe. Ausnahmen sind möglich. Aber zumindest ich für meinen Teil habe einen veränderten kollegialen Austausch erleben können.

Können Sie der Pandemie im Hinblick auf die Rolle der Apotheken auch etwas Positives abgewinnen? 

Wenn jemand in der Pandemie gezeigt hat, dass seine Rolle und sein Wert in der Gesellschaft bisher völlig unterschätzt worden sind, dann ist das die deutsche Apotheke vor Ort. In vielen persönlichen Gesprächen in unterschiedlichen Konstellationen spüre ich diese Anerkennung. Es liegt aber an uns und vor allem auch an unserer Standesvertretung, dieses gewonnene Vertrauen auf der politischen Ebene zu nutzen. Das vermisse ich derzeit völlig! Vor allem vor dem Hintergrund der galoppierenden Inflation und den gestiegenen Energiekosten ist dringend eine Aufwertung der Vergütung der Apotheke vor Ort notwendig. Wann, wenn nicht jetzt, ist der richtige Zeitpunkt dafür. Ohne unsere unbürokratische und vor allem praktische Herangehensweise in vielerlei Bereichen wäre unser Land nicht so gut durch die Pandemie gekommen.

Die Pandemie geht weiter. Wird es Stoff für einen zweiten Band Ihres Buchs geben? 

Das von Ralf Meutgens und mir verfasste Buch bildet genau zwei Jahre Pandemiezeit ab. Wir haben nur die Spitze des Eisbergs angesprochen. Vieles von dem, was wir erlebt haben, werden viele Kolleginnen und Kollegen in gleicher oder ähnlicher Form ebenfalls erlebt haben. Wie auch das Virus sich permanent verändert, kann ich nicht ausschließen, dass auch wir gezwungen sein werden, weiter in der Pandemie tätig zu sein. Persönlich hoffe ich, dass es nicht dazu kommt, dass wir das Coronavirus in unserem Alltag beherrschen können und es daher kein zweites Buch geben muss.

Herr Dr. Krivec, besten Dank für das Gespräch!

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2022 | S. Hirzel Verlag | 240 S., 
14,0 x 21,0 cm | Broschiert

Von Simon Krivec

Das Corona-Chaos. Ein Apotheker packt aus.

Bearbeitet von Ralf Meutgens

Für den Apotheker Simon Krivec ist eines klar: „Die Pandemie hat das Beste und das Schlechteste in den Menschen zutage gefördert.“ 
Seine oft unglaublichen Erfahrungen in dieser Zeit erzählt er nun und berichtet von der wirren Logistik und dem sich überschlagenden Geschehen hinter den Kulissen. 

Es ist ein Auf und Ab im täglichen Irrsinn der Pandemie zwischen der Hilflosigkeit des Staates, fehlenden Masken und Desinfektionsmitteln und dem Gefühl, als Apotheker auf sich alleine gestellt zu sein. Krivec versucht alles, um Desinfektionsmittel zu einem fairen Preis selbst herzustellen. 

Doch die Beschaffung von Ethanol in großen Mengen ist wahrlich nicht einfach, genauso wenig wie der Transport des hochentzündlichen Stoffes. Auch was ihn mit 71.400 Euro in Bar spätnachts an den Neusser Hafen lockte, erfahren wir in dem Buch. Er erzählt von Regelungswirrwarr, Impfzentrums-Chaos, aber auch von berührenden Erfahrungen mit überwältigender Hilfsbereitschaft.
 

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- als E-Book und Buch verfügbar -



Dr. Doris Uhl (du), Apothekerin
Chefredaktion DAZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Falsche Freunde...

von JL am 26.04.2022 um 16:36 Uhr

"Vor allem vor dem Hintergrund der galoppierenden Inflation und den gestiegenen Energiekosten ist dringend eine Aufwertung der Vergütung der Apotheke vor Ort notwendig. Wann, wenn nicht jetzt, ist der richtige Zeitpunkt dafür."
...schreibt der Apotheker Krivec, der der Süddeutschen Zeitung erzählen musste, dass er 120.000€ für die Dezembermasken bekommen hat. Und dass er das ganze Geld nicht brauchte.
Und der anschließend FFP2 Masken für 1€/St. verramscht hat, während andere Kollegen auf den Ertrag aus dem Geschäft tatsächlich angewiesen waren. Die Kollegen, die keine Unsummen an Maskengeld bekommen haben, sondern den Schnitt auf 25.000€/Apotheke gesenkt haben.

Nein Danke, solche Fürsprecher braucht keiner.

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