Kooperationsgipfel

Brauchen Apotheken den Außendienst noch?

München - 03.05.2022, 16:45 Uhr

Andreas Kierndorfer diskutierte beim Kooperationsgipfel mit Martina Gampel, Iris Blaschke und Robert Bielmeier. (Foto: Melanie Löffler)

Andreas Kierndorfer diskutierte beim Kooperationsgipfel mit Martina Gampel, Iris Blaschke und Robert Bielmeier. (Foto: Melanie Löffler)


„Wenn der Außendienst keinen Mehrwert bringt, brauche ich ihn nicht“

Wenn die persönliche Beziehung im Vordergrund steht, ist der Außendienst in den Apotheken auch durch nichts zu ersetzen, findet Gampel. „Es muss Interesse am Gegenüber geben, außerdem braucht es Kenntnisse der Apotheke, dann gibt es einen Mehrwert.“ In Ihren Augen werden aber künftig Hybride, also eine Mischung aus Remote und vor Ort, eine stärkere Rolle spielen. 

Mehrwert ist auch für Apothekerin Iris Blaschke das entscheidende Kriterium: „Wenn der Außendienst keinen Mehrwert bringt, brauch ich ihn nicht“, macht sie klar. Was genau Mehrwert für sie bedeutet? Nur für die Bestellung benötigt Iris Blaschke, wie sie erklärt, keinen Außendienst. Das gehe über den Großhandel, teils zu besseren Konditionen. Anders schätzt sie die Lage bei Neueinführungen ein, zum Beispiel bei Kosmetik: „Die muss man ausprobieren und fühlen“, erklärt sie. Hier findet die Apothekerin persönliche Schulungen wichtig. In ihren Augen muss es aber ergänzend Online-Seminare geben, um auch diejenigen mitnehmen zu können, die nicht vor Ort sind. Außerdem sei es essenziell, dass der Außendienst weiß, was die Apotheke braucht. Wisse er das nicht, könne er nicht für beide Seiten effektive Maßnahmen bieten. 

Mehr zum Thema

Überhaupt plädiert Blaschke dafür, dass die Industrie mehr mit den Apothekern spricht – und zwar nicht nur der Außendienst, sondern auch der Innendienst, der sich die Maßnahmen ja in der Regel ausdenkt. Diese seien aber oft nicht umsetzbar. Ihre Empfehlung: Ein Praktikum in der Apotheke. „Damit die wissen, wie wir denken.“ Sie stellt sich auf jeden Fall bei jedem Besuch die Frage, ob es sich für sie lohnt. Außendienst koste nämlich nicht nur die Industrie Geld – angeblich lohnt sich bei 70 Prozent der Apotheken eine enge Betreuung nicht –, sondern auch die Apotheke, die ihre Zeit für ihn aufwendet. Daher müsse sich jeder Besuch in Form von Konditionen oder anderem Mehrwert lohnen.

„Wer nicht mitgeht, verschwindet“

Laut Bielmeier steht und fällt der Außendienst ohnehin mit den jeweiligen Personen, es sei ein „People business“. Außendienstler müssten heutzutage die ganze Klaviatur dessen können, was das Marketing sich ausdenkt. „Mittelmaß war gestern“, sagt er. Das gilt in seinen Augen auch für Apotheken. „Wer nicht mitgeht, verschwindet.“



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Entlassung des Außendienstes als Sparmaßnahme

Orifarm setzt auf Externe

15. Kooperationsgipfel fand in München statt

BVDAK-Chef Hartmann sieht rosige Zukunft für Kooperationen

Umfrage zu Pharma-Außendienst

Ärzte genervt von Pharmareferenten

Homöopathie raus aus der Apotheke

„Die Reaktion der Kollegen war heftig“

Apotheken-Küstengespräch von TAD Pharma

Wege zu guten Entscheidungen

Bayer Vital vollendet Übernahme

Die Marke Steigerwald verschwindet

1 Kommentar

Aussendienst

von Lars Peter Wall am 03.05.2022 um 23:42 Uhr

Ich möchte da Frau Gampl vollumfänglich zustimmen!
Eine persönliche Betreuung ist für die Kundenbeziehung zur Apotheke extrem wichtig!
Es ist ja tatsächlich so....wenn ich da jemanden mag und der / die toll mit mir zusammenarbeitet. Bumm dann klappt das. Auch der hybride Ansatz ist super. Ich muss nicht alle ADler ständig vor Ort haben. 2-4x im Jahr plus Zoom oder Ähnliches! Top!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.