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Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin B12 werden viel beworben und haben auch in der Apotheke ihren festen Platz. Risikogruppen für einen Vitamin-B12-Mangel sind vor allem Menschen im Seniorenalter und alle, die sich vegetarisch oder vegan ernähren. Lange Zeit glaubte man, dass wasserlösliche Vitamine völlig unbedenklich sind hinsichtlich ihrer Dosierung. Aber ist das wirklich so? Wir beantworten heute drei häufig auftauchende Fragen zu Vitamin B12.
Welche Empfehlung geben Sie Patienten und Patientinnen, die dauerhaft Protonenpumpenhemmer einnehmen?
Das in unserer Nahrung an Eiweiß gebundene Vitamin B12 muss zunächst von der Magensäure aufgespalten werden, bevor es mit dem aus der Magenschleimhaut stammenden Intrinsic-Faktor einen Komplex bildet. Erst auf diese Weise komplexiert, kann es vom Körper resorbiert werden.
Bei der Einnahme von Protonenpumpenhemmern wird die Magensäure – therapeutisch erwünscht – dauerhaft unterdrückt. Doch man muss damit rechnen, dass auch ein weniger erwünschter Effekt auftritt: Nämlich dass die säureabhängige Aufspaltung und Resorption von Vitamin B12 nur noch eingeschränkt stattfindet. Häufig zeigt sich ein Vitamin-B12-Mangel erst nach langer Zeit, da der Körper vorsorgt und im Normalfall über Depots verfügt.
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Diese nützlichen Körperspeicher können sich jedoch durch zusätzliche Risikofaktoren erschöpfen. Gefährdet sind vor allem Menschen im Seniorenalter, Vegetarier und Veganer sowie Patienten mit Nieren- oder Darmerkrankungen. Bei diesem Personenkreis sollte das Risiko eines Vitamin-B12-Mangels im Auge behalten werden, so empfiehlt es auch die Fachinformation von zum Beispiel Pantoprazol-Präparaten.
Der Arzt oder die Ärztin sollte den Vitamin-B12-Serumspiegel überprüfen und bedenkliche Defizite durch intramuskuläre Gabe von Vitamin B12 ausgleichen. Eine perorale Zufuhr von Vitamin B12 erscheint fragwürdig, wenn man sich den Resorptionsmechanismus klarmacht. Eine regelmäßige Überwachung des Serumspiegels ist daher sinnvoller als die Gabe hoher oraler Dosen, die nach neuen Erkenntnissen nicht völlig unbedenklich sind.
Wie sind Nahrungsergänzungsmittel zu bewerten, die als Tagesdosis 500 Mikrogramm Vitamin B12 enthalten?
Lange galt die Ansicht, dass sich die wasserlöslichen B-Vitamine nicht überdosieren lassen, weil ein Überschuss einfach ausgeschieden wird. Inzwischen hat ein Umdenken eingesetzt. In Fachkreisen bestand schon länger die Vermutung, dass vor allem für Raucher und Ex-Raucher zu hohe Dosen an Vitamin B12 (und anderen B-Vitaminen) gefährlich werden könnten. Ergebnisse aus methodisch guten Studien und Analysen bestätigen diesen Verdacht: Die Auswertung aller Daten belegt einen konzentrationsabhängigen, kausalen Zusammenhang zwischen Vitamin-B12-Zufuhr und Lungenkrebsrisiko. Besonders betroffen waren Männer – vor allem Raucher bzw. Ex-Raucher. Das Deutsche Krebsforschungszentrum weist auf seiner Internetseite ebenfalls auf diese mögliche Gefahr hin und empfiehlt, sich bei einer erwünschten Supplementierung an die Referenzwerte der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu halten. Die DGE gibt seit 2018 als Schätzwert für eine angemessene Zufuhr 4 Mikrogramm für Erwachsene an.
Die unspezifische, dauerhafte Einnahme hoch dosierter Vitamin-B12-Supplemente, wie sie in unzähligen frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) enthalten sind, ist aufgrund der aktuellen Studienlage eher kritisch zu sehen. Schaut man sich die Gebrauchsinformation eines NEM mit 500 Mikrogramm Vitamin B12 als Tagesportion an, so entspricht diese Menge immerhin 20.000 (zwanzigtausend!) Prozent des in der EU-Lebensmittelinformationsverordnung festgelegten Referenzwertes von 2,5 Mikrogramm für Vitamin B12.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt unter Berücksichtigung verschiedener Sicherheitsfaktoren 25 Mikrogramm Vitamin B12 pro Tagesverzehrsmenge eines NEM.
Gibt es auch pflanzliche Vitamin-B12-Quellen?
Vitamin B12 kann ausschließlich von Mikroorganismen synthetisiert werden. Tierische und pflanzliche Organismen sind dazu nicht in der Lage. Tiere sind nur deshalb Lieferanten, weil die Synthese von Vitamin B12 innerhalb ihres Körpers stattfindet. Milchsauer vergorene pflanzliche Produkte wie z. B. Sauerkraut enthalten Spuren von Vitamin B12. Auch bestimmte Algen, Produkte mit Cyanobakterien und Shiitake-Pilze werden als pflanzliche Vitamin-B12-Lieferanten gepriesen. Allerdings sind die in diesen pflanzlichen Produkten enthaltenen Vitamin-B12-Analoga für den Menschen nur unklar bioverfügbar. Nach heutigen Erkenntnissen ist eine bedarfsdeckende Vitamin-B12-Versorgung über pflanzliche Lebensmittel nicht möglich. Personen, die sich vegan ernähren, sollten daher dauerhaft ein Vitamin-B12-Präparat einnehmen. Vitamin B12, wie es in Supplementen und zur Anreicherung von Lebensmitteln zum Einsatz kommt, wird synthetisch hergestellt und ist daher für Veganer unproblematisch.
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