BAK-Symposium

Medikationsanalyse soll pharmazeutische Dienstleistung werden

Berlin - 04.05.2022, 17:50 Uhr

Auch wenn das Schiedsstellenverfahren noch nicht abgeschlossen ist, steht eine pharmazeutische Dienstleistung offenbar schon fest: die Medikationsanalyse plus Anpassen des Medikationsplans. (Foto: ABDA)

Auch wenn das Schiedsstellenverfahren noch nicht abgeschlossen ist, steht eine pharmazeutische Dienstleistung offenbar schon fest: die Medikationsanalyse plus Anpassen des Medikationsplans. (Foto: ABDA)


Schwartze: Arzt und Apotheker müssen sich austauschen

Gleichzeitig legte Schwartze den Finger in eine Wunde, die beim BAK-Symposium offenbar wurde: Das Ergebnis der Medikationsanalyse „darf nicht beim Patienten bleiben, es muss den Arzt erreichen“, forderte er. Es brauche den Austausch zwischen Apotheker:in und Ärztin oder Arzt. Sonst generiere man bei der Beratung in der Apotheke womöglich wichtige Erkenntnisse, die dann aber nicht weitervermittelt werden. Diesen Part dürfe man nicht den Patientinnen und Patienten aufbürden.

Das Konzept der interdisziplinären Betreuung der Versicherten ist Teil des Medikationsmanagements, das zum Beispiel im ABDA-Prestigeprojekt ARMIN (Arzneimittelinitiative in Sachsen und Thüringen) auf die Medikationsanalyse aufsattelt. Die ABDA definiert das Medikationsmanagement in einem Grundsatzpapier, das aus dem Jahr 2014 stammt, aber noch immer aktuell ist, wie folgt:


Ein Medikationsmanagement baut auf einer Medikationsanalyse auf, an die sich eine kontinuierliche Betreuung des Patienten durch ein multidisziplinäres Team anschließt. Mit der kontinuierlichen Betreuung werden vereinbarte Maßnahmen zu detektierten arzneimittelbezogenen Problemen und deren Ergebnis nachverfolgt sowie gegebenenfalls angepasst. Neu auftretende, manifeste und potentielle arzneimittelbezogene Probleme werden erkannt, gelöst oder vermieden. Ziele sind die fortlaufende und nachhaltige Erhöhung der Effektivität der Arzneimitteltherapie sowie die fortlaufende und nachhaltige Minimierung von Arzneimittelrisiken.“

Quelle: ABDA – Grundsatzpapier zur Medikationsanalyse und zum Medikationsmanagement (stand: 24. Juni 2014)


Im ARMIN-Projekt etwa nutzen Apotheker:innen eine spezielle Plattform, über die sie sich zur Medikation mit den Ärztinnen und Ärzten austauschen können. Griese-Mammen bestätigt: „Diese Plattform ist ganz wesentlich, um schnell und unkompliziert aufeinander eingehen zu können.“ Übrigens: Bei ARMIN erhalten die Apotheken für die Startintervention, die grob der Medikationsanalyse entspricht, nach DAZ-Information aktuell 114,70 Euro. Eine Dynamisierung der Vergütung erfolgt jährlich auf Basis der Grundlohnsumme. Auf welches Honorar sich die Schiedsstelle für die Medikationsanalyse festlegen wird, bleibt abzuwarten.

Ob auch das Medikationsmanagement Teil des Dienstleistungspakets sein wird, ist noch unklar – nach dem Tenor des Symposiums zu urteilen, ist das allerdings nicht zu erwarten. Auch Claudia Korf, Geschäftsführerin Ökonomie bei der ABDA, sprach bei der Präsentation des Apotheken-Wirtschaftsberichts vergangene Woche davon, dass man das Medikationsmanagement „in Ergänzung zu den pharmazeutischen Dienstleistungen“ auf den Weg bringen wolle. Demnach will man wohl zunächst mit der Medikationsanalyse als pharmazeutische Dienstleistung starten und zu einem späteren Zeitpunkt das Medikationsmanagement etablieren.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Interessant

von Tubulus am 05.05.2022 um 18:16 Uhr

Medikationsanalyse würden wir begrüßen, anstatt Corona Impfungen.
Natürlich auch für eine entsprechende Vergütung. Stundenlohn eines Approbatierten beträgt etwa 35 Euro.
Da müsste 80 Euro Brutto mindestens für halbe Stunde drin sein.

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Realitätsverlust

von Thomas Eper am 05.05.2022 um 10:37 Uhr

Jeder, der sich nur ansatzweise in der Materie und im Apothekenwesen auskennt weiß, dass mind. 30 % bis 50 % der Apotheken diese zusätzlichen Dienstleistungen nicht umsetzen werden können. Nach 18 (!) Jahren ohne Anpassung des Honorars und des Personalmangels ist zusätzlicher Aufwand (wahrscheinlich auch noch nicht kostendeckend honoriert) nicht realisierbar.
Aber offensichtlich leiden die verantwortlichen Politiker und Standesvertreter unter Realitätsverlust! Somit ein Schuss in den Ofen.

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Vergütung?

von Karl Friedrich Müller am 04.05.2022 um 19:02 Uhr

Wenn man denkt, dass Apotheken diese Leistung ohne Gewinn oder gar defizitär erbringen können und werden, hat man sich geschnitten.
Nach 18 Jahren ohne Erhöhung der Vergütung, dafür mit immer mehr und höheren Kosten, mit anvisierter Erhöhung des Kassenrabatts, mit Konditionskürzung bei Großhandel, Kosten für Digitalisierung, deftige Erhöhung der Gehälter der Mitarbeiter, ist eine weitere Aufgabe „just for fun“ und für das Ego des BAK nicht möglich. Die Bürokratie ist gigantisch, es gibt zu wenig Mitarbeiter.
Mal ein bisschen Realitätssinn wäre toll. Die ABDA, DAV, BAK haben sich geweigert, für mehr Geld für Apotheken einzustehen, weil ein Prestigeobjekt durchgezogen werden soll - auf dem Rücken der Apotheken. Das ist nicht hinnehmbar. Organisationen, die uns nicht vertreten, unsere Situation nicht erkennen (wollen), haben keine Daseinsberechtigung und können schon gar nicht für uns Entscheidungen fällen
Ich habe es satt.

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AW: Vergütung

von Bernd Schneider am 04.05.2022 um 23:34 Uhr

Sie haben es satt und jetzt ?

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