Tools für Medikationsanalyse

Geführte Medikationsanalyse: Scholz amts im Check

Berlin - 06.05.2022, 17:50 Uhr

Wie arbeitet es sich mit Scholz amts? (Screenshot: scholzon.de / DAZ)

Wie arbeitet es sich mit Scholz amts? (Screenshot: scholzon.de / DAZ)


Medikationsanalysen sollen eine der vergüteten pharmazeutischen Dienstleistungen werden. Eine Aufgabe, der viele Kolleg:innen positiv entgegenblicken, denn pharmazeutischer kann man ja eigentlich kaum arbeiten.  Medikationsanalysen verursachen aber auch einen großen Aufwand. Das Online-Programm Scholz amts verspricht Erleichterung. Was die Software kann und was (noch) nicht, erfahren Sie im Folgenden. 

Scholz online ist eine webbasierte Software, die bei Information und Entscheidungen im Rahmen einer geführten Medikationsanalyse unterstützen soll, mit der medizinisch-pharmazeutischen Scholz-Datenbank im Hintergrund. Man kann zwischen zwei Anwendungen wählen. Für Eilige gibt es Scholz Quick: Hier werden nur die Arzneimittel und wenige relevante Patientendaten wie Alter und Nierenfunktion ausgewertet. Umfassender ist das Programm Scholz amts, das Schritt für Schritt durch eine standardisierte Medikationsanalyse nach den Richtlinien der Bundesapothekerkammer (BAK), ATHINA und Apo-AMTS führt. Wir haben das Tool in der Praxis getestet. Den dazugehörigen Patientenfall lesen Sie im vollständigen Anwenderbericht in DAZ Nr. 37 aus dem vergangenen Jahr

Intuitive und flexible Nutzung

Beim Erstkontakt mit Scholz amts wird man durch eine Vielzahl von Tutorials geleitet, die zeigen, wie das Programm optimal genutzt werden kann. Eine intuitive Anwendung ist aber durchaus möglich. Es können digitale Patientenprofile mit allgemeinen Daten, behandelnden Ärzten, Krankenkasse und Foto angelegt und verwaltet werden. Vorgefertigte, personalisierte Vorschläge für Datenschutzerklärung, Einwilligungserklärung, Schweigepflichtsentbindung, am Ende auch Arztbrief und Patientenquittung liefert das Programm gleich mit. 

Es fragt nach Laborwerten und Vitalparametern, Risikofaktoren und Diagnosen und gibt auch die Möglichkeit, den Patienten über eine Selbsteinschätzung via Bewertungsskalen („Wie sicher fühle ich mich im Umgang mit meinen Arzneimitteln?“) aktiv in den Prozess einzubinden. Eine Progressbar am oberen Bildschirmrand bietet Orientierung, an welchem Punkt der Dokumentation man sich gerade befindet. Kernstück bildet die Auflistung der eingenommenen Medikamente mit all den dafür nötigen Daten wie Dosierung, Einnahmehinweise und möglichen Problemen. Dafür können händisch die Präparate beziehungsweise deren Pharmazentralnummern eingegeben oder die Barcodes der Arzneimittelpackungen bzw. des gesamten Medikationsplans mit dem Kassenscanner erfasst werden.

Ergebnisse in wenigen Sekunden

Alle Daten fließen in die Risikoanalyse ein. Im ersten Teil der Auswertung werden Ungereimtheiten im Medikationsplan aufgedeckt, beispielsweise fehlende Indikationen. Die dafür aufblinkenden lilafarbenen Warndreiecke können bearbeitet und die Medikation somit „optimiert“ werden. Erkannte Probleme werden automatisch in den „Risikoprotokoll Check-in“ überführt, der wie ein Warenkorb auf einer Bestellplattform funktioniert. Andere Ergebnisse der Analyse, die man später dort wiederfinden möchte, können mit einem „Merken“-Fähnchen versehen werden.

In der Risikoanalyse 2 wird es pharmazeutischer. Nacheinander werden die Kontraindikationen, die Nebenwirkungen und die Wechselwirkungen in Abhängigkeit der jeweiligen Risikofaktoren und mit der Möglichkeit verschiedener Filtermöglichkeiten beleuchtet. Interessant für die Praxis: Bei der Suche nach „symptomatischen Nebenwirkungen“ werden die Beschwerden des Patienten mit möglichen unerwünschten Wirkungen der Arzneimittel abgeglichen, sodass verdächtigen Arzneimitteln sofort auf die Spur zu kommen ist.

Am Ende der Analyse werden alle identifizierten Probleme in der Übersicht dargestellt. Hat man es bisher versäumt, können an dieser Stelle Optimierungsvorschläge gemacht, eine Aktion festgelegt (z. B. Arzt informieren) und bestimmt werden, durch wen diese durchgeführt werden soll. Die Daten fließen automatisch in einen Medikationsplan ein, den man beliebig korrigieren kann. Nur ein Klick entfernt ist die Vorschau zum Bundeseinheitlichen Medikationsplan.

Fazit: Denken nicht abgenommen, aber unterstützt

Mit Scholz amts wird man Schritt für Schritt durch die Medikationsanalyse geführt, sodass kein Punkt vergessen wird. Alle Dokumente können digital exportiert werden. Die Analyse von Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Interaktionen bringt große Zeitersparnis. Über Links zu aktuellen Leitlinien und Fachinfos kann bei Bedarf weiter in die Tiefe recherchiert werden. Wenig überraschend: Das Programm kann umso mehr auswerten, je mehr Informationen „hineingefüttert“ wurden. So kann aus einem Messwert für das Serum-Kreatinin gleich die Nierenleistung berechnet werden, die über die Medikation entscheiden kann.

Man sollte jedoch nicht erwarten, dass das Programm am Ende einen Katalog konkreter Optimierungsvorschläge ausspuckt. Die Interpretation der Informationen und Analyseergebnisse sowie die Bewertung der klinischen Relevanz im patientenindividuellen Fall obliegt nach wie vor Ärzten und Apothekern. Dafür erleichtert das Programm die Dokumentation, schafft Überblick und gibt hilfreiche Basistipps für die Therapieoptimierung.

Während Scholz online bei sporadischer Anwendung eine Kosten-Nutzen-Frage ist, lohnt sich die Anschaffung für Apotheken, die regelmäßig Medikationsanalysen durchführen und eine gut sortierte Patientenverwaltung schätzen, ganz sicher.

 

Dieser Beitrag ist ursprünglich erschienen am 17. September 2021 und wurde am 6.5. 2022 aktualisiert. 



Rika Rausch, Apothekerin
redaktion@daz.online


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