Apotheke, Industrie oder Kunde?

Wem nützen Kooperationen im Apothekenmarkt?

München - 06.05.2022, 16:45 Uhr

„Kooperation im Apothekenmarkt – wem nützt das?“: Diese Frage diskutierten Apothekerinnen mit Vertreterinnen von Kooperationen bei einer Diskussionsrunde beim Kooperationsgipfel. (x / Foto: Melanie Löffler) 

„Kooperation im Apothekenmarkt – wem nützt das?“: Diese Frage diskutierten Apothekerinnen mit Vertreterinnen von Kooperationen bei einer Diskussionsrunde beim Kooperationsgipfel. (x / Foto: Melanie Löffler) 


Wie viel Individualität, wie viel Kooperation? 

Profitieren können von Kooperationen zumindest aus Sicht der Teilnehmerinnen grundsätzlich alle Beteiligten – also Apotheke, Industrie und Kunde. Bei der Fusion der Kooperationen von Gehe und AHD – Alphega und gesund leben – habe man beispielsweise überlegt, was dem Endverbraucher nützt, berichtet Tanja Wilcke-Pasternacki. Man stehe im Austausch mit einem Beirat, der Hinweise gibt, wo nachgearbeitet werden muss. „Wir entwickeln uns weiter, das müssen wir, weil der Markt sich entwickelt.“ 

Laut Kathrin Neubauer nützen Kooperationen nur dem, der neue Wege gehen will, und das gemeinsam mit der Kooperation. Dann könne man beispielsweise bei bestimmten Abläufen helfen, denn vielen Apotheker:innen sei es gar nicht mehr möglich, alles gewissenhaft zu erledigen. Damit die Industrie dann auch profitiert, brauche diese eine Strategie, nicht nur kurzfristig, sondern auch mittel- und langfristig. Eine Jahresvereinbarung reiche nicht.

 Apothekenkooperationen

Aktuell gibt es mehr als 60 verschiedene Apothekenkooperationen, in denen rund 80 Prozent aller Apotheken vertreten sind. Das Spektrum reicht von bundesweiten Kooperationen über Fachkooperationen bis hin zu regionalen Kooperationen.

Quelle: BVDAK

Das eigene Profil in der Kooperation zu bewahren, ist in Schreiners Augen eine Gratwanderung. „So viel inhabergeführt wie möglich und so viel Kooperation wie nötig“, beschreibt die Apothekerin ihre Strategie. Die individuelle Apotheke müsse aber im Vordergrund stehen. „Und das kann sie durch ihr Personal“, so Schreiner.  Auch für Oleskis ist die eigene Identität wichtig. Sie sieht die Kooperation als eine Art Qualitätssiegel dafür, dass bestimmte Dienstleistungen auf hohem Niveau abgebildet werden. Daher halten es die Diskussionsteilnehmerinnen auch für wichtig, dass die Endkunden die Kooperation als Marke wahrnehmen. Sie sei ein Leistungsversprechen und schüre eine gewisse Erwartungshaltung, findet Schreiner.

„Kooperationen haben eine andere Stimme“

Auch finden es die Apothekerinnen wichtig, dass die Kooperationen sich bei gesellschaftspolitischen Themen einschalten, denn viele Menschen wüssten nicht, was Apotheken können. Schreiner erklärt: „Wir leisten deutlich mehr, als das, für das wir vergütet werden. Es ist in Ordnung, wenn die Kooperationen das kommunizieren, sie haben eine andere Stimme als die Einzelapotheker:innen.“ Oleski pflichte ihr bei: „Wir sitzen alle in einem Boot, vieles ist mühsam für einen Einzelapotheker.“ Und auch bei den Kooperationen selbst ist die politische Komponente offenbar wichtig. Laut Wilcke-Pasternack höre man zu, was es für Themen gebe und halte in Berlin die Augen und Ohren offen. Aber Größe allein führe nicht dazu, dass man etwas verändern könne. Vieles müssen man mit den Apotheken gemeinsam machen.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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