Geplante GKV-Sparmaßnahmen

Preis: „Bei uns ist nichts mehr zu holen“

Stuttgart - 12.05.2022, 15:10 Uhr

AVNR-Chef Preis warnt davor, die Apotheken mit dem geplanten GKV-Spargesetz weiter zu belasten. (c / Foto: Schelbert / DAZ)

AVNR-Chef Preis warnt davor, die Apotheken mit dem geplanten GKV-Spargesetz weiter zu belasten. (c / Foto: Schelbert / DAZ)


Einführung des E-Rezepts birgt „immense Gefahr“

Doch die Apothekerschaft, nicht nur in Nordrhein, blickt abseits der Corona-Thematik auf weitere Herausforderungen in naher Zukunft: Preis sprach die Einführung des E-Rezepts an, dessen verpflichtende Einführung auf September 2022 terminiert ist. Dabei bestehe die „immense Gefahr“, dass die Apotheken zu viele Verordnungen an den Versandhandel verlieren könnten. Als Beispiel nannte er Schweden, wo der Rx-Versandanteil nach der Einführung auf mehr als 15 Prozent wuchs. „Was das für unsere Apotheken bedeutet, brauche ich Ihnen hier nicht erläutern“, so Preis. Auch 10 und 5 Prozent seien seiner Meinung nach nicht verkraftbar. Alles über den aktuellen 1 Prozent Marktanteil des Versandhandels im verschreibungspflichtigen Bereich würde zu einer „erheblichen Schwächung“ führen. Hier müsse die Politik dringend handeln, um die flächendeckende Versorgung gewährleisten.

Risiken auch bei Cannabis-Legalisierung

Auch bei der von der Ampel-Koalition geplanten Cannabis-Legalisierung brachte der AVNR-Vorsitzende vor allem die Risiken zur Sprache. Apothekerinnen und Apotheker befänden sich in einem Zielkonflikt. Man wisse um die großen gesundheitlichen Risiken dieser Droge, vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Bei der politisch gewollten Freigabe müssten genaueste Abgaberegeln eingehalten werden. „Deshalb werden wir es nicht akzeptieren, wenn andere, rein kommerzielle und fachlich nicht qualifizierte Abgabestellen neben den Apotheken etabliert werden.“ Im Klartext: Preis forderte für die Apothekerschaft eine Exklusivität vom Gesetzgeber, wenn es darum geht zu bestimmen, wer bzw. welche Institutionen für die Cannabis-Abgabe zukünftig lizensiert werden.

Dass man in Berlin konkret vorhat, die Grippeimpfungen in Apotheken als Regelversorgung zu etablieren, stößt beim AVNR auf große Zustimmung. Immerhin war man an Rhein und Ruhr bei den vor zwei Jahren anlaufenden Modellvorhaben als Erstes zur Stelle. Preis sieht das alles sehr positiv und appelliert, das Impfangebot der Apotheken noch weiter auszubauen. Die Impfungen gegen COVID-19 seien bereits etabliert und um ein ganzjähriges Angebot an die Bevölkerung aufbauen zu können, nimmt der AVNR-Vorsitzende auch die FSME- und Pneumokokken-Immunisierung ins Visier. „Über 50 Millionen Menschen in Deutschland sind bei diesen drei Impfungen – Grippe, FSME und Pneumokokken – nicht ausreichend geimpft.“ Ein flächendeckendes, niederschwelliges Angebot in den Apotheken könnte die Impfquote laut Preis deutlichen erhöhen, wie die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigten.



Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@daz.online


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