Einsparpotenzial für Kassen

Barmer trommelt für Biosimilar-Austauschpflicht in den Apotheken

Berlin - 13.05.2022, 15:15 Uhr

Barmer-Chef Christoph Straub erhofft sich durch den automatischen Austausch von Biosimilars in den Apotheken Einsparungen in Milliardenhöhe. (s / Foto: IMAGO / Metodi Popow)

Barmer-Chef Christoph Straub erhofft sich durch den automatischen Austausch von Biosimilars in den Apotheken Einsparungen in Milliardenhöhe. (s / Foto: IMAGO / Metodi Popow)


Straub: Unterschiede bei den Quoten medizinisch nicht erklärbar

„Die unterschiedlich hohen Biosimilar-Quoten zeigen, dass der geplante Austausch von Originalpräparaten und Biosimilars in Apotheken regionales Potenzial hat“, meint Straub. „Rein medizinisch sind so große Spannbreiten bei den Biosimilar-Quoten nicht erklärbar.“ Die geplanten Austauschregeln könnten dazu beitragen, die bestehenden regionalen Unterschiede erheblich zu verringern, hofft er.

Austausch von Biosimilars: Die Rechtsgrundlage 

Im Juni 2019 beschloss der Deutsche Bundestag das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV). Mit diesem Änderungsgesetz verankerte er auch die automatische Substitution von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln in der Apotheke in § 129 Absatz 1 SGB V, ähnlich der Vorschriften für Generika. Voraussetzung ist, dass der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) vorab eine Austauschbarkeit in Bezug auf ein biologisches Referenzarzneimittel festgestellt hat. Für Ärztinnen und Ärzte hat das Gremium bereits im August 2020 Hinweise für eine wirtschaftliche Verordnungsweise veröffentlicht. Die konkreten Regelungen für den Austausch in den Apotheken muss der G-BA noch vorlegen, nach dem GSAV bis spätestens 16. August 2022. (ks)

Der bifg-Analyse zufolge liegen die Preise der Biosimilars je Wirkstoff derzeit sehr dicht zusammen. Ein Wettbewerb auf Basis der Austauschpflicht könnte aber die Preise für Biosimilars um 15 bis 25 Prozent senken, prognostiziert die Barmer. Das zeigten internationale Preisvergleiche. „Verbindliche Regeln zum Austausch der Biosimilars werden dazu beitragen, den Wettbewerb im Sinne der Versicherten zu intensivieren. Dies eröffnet auch Chancen für pharmazeutische Unternehmen, sich neu im Markt zu etablieren und fördert eine wirtschaftliche und sichere Versorgung“, sagt Straub.

Patientenvertreter: Rabattverträge sind „problematisches Instrument“

Fürsprecher der Patientinnen und Patienten stehen der geplanten Austauschpflicht übrigens wie auch Ärzteschaft, Hersteller und Apotheker:innen kritisch gegenüber. Der Bundesgeschäftsführer der BAG Selbsthilfe, Martin Danner, hatte sich Mitte Februar bei einer Veranstaltung der AG Pro Biosimilars dazu geäußert. Rabattverträge seien in diesem Fall ein „problematisches Instrument“, sagte er, das einen massiven Eingriff in das Arzt-Patienten-Verhältnis darstelle. Zudem gebe es gute Gründe gegen einen Austausch, zum Beispiel bei motorisch eingeschränkten oder sehbehinderten Menschen. „Es verunsichert auch, wenn ich ständig etwas Neues bekomme“, sagte der Patientenvertreter.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Mehraufwand für lau?

von Thomas Eper am 14.05.2022 um 11:33 Uhr

Und wie hoch ist das für den Mehraufwand veranschlagte Honorar für Apotheken; bei der Einsparsumme sollten es nicht wieder für lau umgesetzt werden müssen!

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