Vitamine

Drei Fragen zu Vitamin B1

Münchingen - 07.06.2022, 06:59 Uhr

Bei unserer heutigen Ernährung ist kein Vitamin-B1-Mangel zu befürchten. Risikogruppen gibt es dennoch, zum Beispiel Diabetiker und Alkoholkranke. (c / Foto: bit24 / AdobeStock)

Bei unserer heutigen Ernährung ist kein Vitamin-B1-Mangel zu befürchten. Risikogruppen gibt es dennoch, zum Beispiel Diabetiker und Alkoholkranke. (c / Foto: bit24 / AdobeStock)


Ein unbestreitbar lebenswichtiges Vitamin – wer profitiert von NEM?

Doch die Marketing-Lyrik kümmert sich wenig um wissenschaftliche Erkenntnisse. Eine „normale psychische Funktion“ wird gerne umgedeutet in gute Laune und Stimmungsaufhellung. Persönliche Erfahrungsberichte in Internet-Foren führen ohnehin ein Eigenleben und lassen sich nicht verbieten.

Unbestreitbar ist Thiamin ein lebenswichtiges Vitamin, unverzichtbar für das Nervensystem, den Energiestoffwechsel und die Herzfunktion. Vor allem aus früheren Zeiten ist bekannt, dass es bei Vitamin-B1-Mangel zu dramatischen Krankheitsbildern kommt. Noch vor gut hundert Jahren sind Menschen weltweit an Beri-Beri verstorben, einer Vitamin-B1-Mangel-bedingten Erkrankung des Nervensystems mit Muskelabbau, Lähmungen, Herzinsuffizienz, Gehirnentzündungen. Hilflos musste man damals dem Leiden und Sterben zuschauen, bis man in den 1920er Jahren endlich die Ursache erkannte und Abhilfe schaffen konnte.

Bei unserer heutigen Ernährung ist kein Vitamin-B1-Mangel zu befürchten. Risikogruppen sind allerdings Diabetiker, Alkoholkranke und Menschen mit schweren Resorptionsstörungen sowie Schwangere, die unter starkem Schwangerschaftserbrechen leiden.

Warum Benfotiamin und wem nützt es? 

Das Prodrug Benfotiamin ist aufgrund seiner chemischen Struktur fettlöslich und ist daher auch bei einer höheren Dosierung (bis 300 mg/Tag) sehr gut bioverfügbar. Nach der Resorption entsteht im Körper das physiologisch wirksame Vitamin B1. Kontrollierte Studien belegen, dass sich bei Patienten mit diabetischer Neuropathie durch Gabe von Benfotiamin die Nervenleitgeschwindigkeit verbessert. Auch wenn die Zusammenhänge zwischen Thiaminmangel und neurologischen Störungen noch nicht ausreichend geklärt sind, so geht man doch davon aus, dass Vitamin B1 maßgeblich an der Erregungsleitung im peripheren Nervensystem beteiligt ist. Jedenfalls ist bei Diabetikern häufig ein Thiamin-Defizit anzutreffen. Eine präventive Gabe könnte sinnvoll sein.

Das Anwendungsgebiet von Benfotiamin-Präparaten sind Therapie oder Prophylaxe von klinischen Vitamin-B1-Mangelzuständen, sofern diese nicht ernährungsmäßig behoben werden können. Zielgruppen von Vitamin-B1-Mangelzuständen sind hierzulande hauptsächlich Diabetiker, Patienten mit Herzinsuffizienz und Alkoholkranke.



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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