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Was treibt unseren Bundesgesundheitsminister um? Einerseits will er ohne Not den Ärzten das Dispensierrecht für Paxlovid einräumen und sie dafür auch noch honorieren. Und auf der anderen Seite will er jeden Cent für die Kassen einsparen und sogar das Apothekenhonorar kürzen. Wie passt das zusammen? Was steckt hier dahinter? Ist er vor der Ärztelobby eingeknickt? Ebenfalls bedenklich: Lieferengpässe sind bei den Brot-und-Butter-Präparaten angekommen: Engpässe bei Paracetamol- und Ibu-Säften – das Ergebnis der Rabattverträge? Und ein Lichtblick: E-Rezept einlösen soll einfach und bequem mit der elektronischen Gesundheitskarte möglich werden. Endlich!
18. Juli 2022
Man glaubt es nicht, was da zurzeit im Bundesgesundheitsministerium abgeht: Lauterbach will das Dispensierrecht für Ärzte durch die Hintertür einführen. Möglich auch, dass er vor dem schrillen Ärztegeschrei aus Hessen einbricht (mein liebes Tagebuch, da sieht man mal, wie man mit Frechheit weiterkommt). Und das ist Lauterbachs Plan: Ärzte sollen das Präparat Paxlovid zur Behandlung von Covid-19 einfach selbst abgeben und – Achtung! – sie werden dafür extra vergütet! Lauterbach hat nämlich mehr als eine Million Dosen Paxlovid eingekauft, aber noch nicht einmal 30.000 davon sind an die Frau und an den Mann gebracht worden. Und nun muss das Zeug raus. Es soll dafür gesorgt werden, dass geeignete Patientinnen und Patienten diese Arzneimittel bekommen, so Lauterbachs Plan. Mal ehrlich, mein liebes Tagebuch, rational kann man das nicht verstehen. Wieso soll es schneller und besser gehen, wenn Ärzte das Präparat selbst abgeben statt es auf Rezept zu verordnen? Was bringt es, das Apothekenprivileg der Arzneimittelabgabe zu durchbrechen? Warum soll die finanziell klamme gesetzliche Krankenversicherung ein Extra-Honorar für Ärzte locker machen für einen Vorgang, der so gar nicht zu den ärztlichen Aufgaben gehört und keine Vorteile bringt? Wie genau das alles ablaufen soll – da hält sich das Ministerium noch sehr bedeckt. Man spricht von „bestimmten Ärztinnen und Ärzten“, die „Paxlovid in begrenzter Menge bevorraten und direkt abgeben können, zum Beispiel auch bei Haus- und Pflegeheimbesuchen“. Und na klar, der Deutsche Hausärzteverband hat bereits wissen lassen, dass er dieses Dispensierrecht bei Paxlovid und vergleichbaren Medikamenten „für absolut sinnvoll“ hält. Mein liebes Tagebuch, alles andere hätte uns auch sehr gewundert. Aber was wäre es für ein Signal, wenn dann auf einmal das Präparat weggeht wie geschnitten Brot, weil es die Ärzte selbst gegen ein Honorar dispensieren können? Wie entlarvend das wäre! Aber selbst wenn sich Lauterbach von der Abgabe des Präparats in der Arztpraxis eine schnellere Versorgung der Patienten verspricht: Warum nutzt er nicht die etablierten Wege. z. B. über den Sprechstundenbedarf? Also, Herr Bundesgesundheitsminister, lassen Sie diese Spielchen, bringen Sie Ihre ärztlichen Kolleginnen und Kollegen nicht in Verlegenheit, nutzen Sie die hervorragenden Wege über die Apotheke und die ausgezeichnete und zuverlässige Arzneidistribution der Apothekerinnen und Apotheker – und das ganz ohne Extra-Honorare. Das ist Effizienz!
11 Kommentare
Peter-Prinzip
von Axel Schmidt am 25.07.2022 um 11:44 Uhr
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pDL vs. Dispensieren
von Torben Schreiner am 24.07.2022 um 17:33 Uhr
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Lieferengpässe und Kassenpreis
von Karl Friedrich Müller am 24.07.2022 um 15:35 Uhr
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Die Rationale von Herrn Lauterbach ist klar.
von Michael Reinhold am 24.07.2022 um 14:35 Uhr
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Dispensieren VS. pDL
von Torben Schreiner am 24.07.2022 um 13:45 Uhr
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Defizite
von Karl Friedrich Müller am 24.07.2022 um 11:12 Uhr
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eRezept ready?
von Karl Friedrich Müller am 24.07.2022 um 11:05 Uhr
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Paxlovid
von K. Stülcken am 24.07.2022 um 10:40 Uhr
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Es könnte so einfach sein...
von Friedemann Ahlmeyer am 24.07.2022 um 9:59 Uhr
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AW: Es könnte so einfach sein
von Friedemann Ahlmeyer am 24.07.2022 um 10:02 Uhr
Ist es in Berlin nicht so heiß ?
von Ulrich Ströh am 24.07.2022 um 9:05 Uhr
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