- DAZ.online
- News
- Debatte & Meinung
- Mein liebes Tagebuch
21. Juli 2022
Da fasst man sich an den Kopf: Die gesetzliche Krankenversicherung ist mehr als knapp bei Kasse, Lauterbach kämpft um jedes Milliönchen – sogar die Apotheken will er mit 170 Mio. Euro als Opferbeitrag zur Kasse bitten. Auf der anderen Seite hat eine Schiedsstelle entschieden, dass die Arztpraxen mal eben so knapp 400 Mio. Euro für einen Konnektorentausch erhalten sollen. Der Grund für den Austausch sind ablaufende Sicherheitszertifikate. Aber muss das wirklich sein? Ist das wirklich notwendig? IT-Experten stellen das infrage: In einem Beitrag des Computermagazins „c’t“ finden Experten so gar keinen Grund, weshalb man die Zertifikate nicht einfach austauschen könne. Mein liebes Tagebuch, wir sind ja keine IT-Experten, aber sollte das wirklich so sein, dann werden hier Millionen verschleudert. Und womöglich sitzen in der Schiedsstelle ebenfalls keine Experten fürs Digitale und sie haben ihre Entscheidung gefällt ohne technische Kenntnisse. Also, bevor Lauterbach hier Millionen verteilt für vermeintlich veraltete Hardware, sollten da vielleicht doch mal unabhängige Experten ein Auge drauf werfen, ob das sein muss. Zumal es den Ärzten wohl durchaus lieber ist, alles so zu lassen wie es ist. Außerdem, schon bald wird unsere Telematik-Infrastruktur vollkommen ohne Konnektoren auskommen – und dann fliegen auch die ausgetauschten Konnektoren auf den Elektronik-Müll. Wo bleibt da die Nachhaltigkeit?
Jetzt sind die Lieferengpässe schon bei den Brot-und-Butter-Präparaten angekommen: Bei Paracetamol-Säften wird’s derzeit eng. Der Grund ist der Billig-Kassenpreis. Nur Ratiopharm hat noch einen Paracetamol-Saft als Generikum auf dem Markt, den die Kassen zahlen, alle anderen Generikaanbieter machen bei den Niedrigpreisen, die die Kassen für einen Paracetamol-Saft zahlen, nicht mehr mit. Sie haben ihre Präparate nach und nach vom Markt genommen. Da wird’s dann eng in der Produktion. Daneben ist nur noch der Originalanbieter Ben-u-ron mit einem Paracetamol-Saft auf dem Markt, aber natürlich zu einem deutlich höheren Preis. Mein liebes Tagebuch, dieser Engpass zeigt doch wieder einmal, dass die Sparpolitik der Krankenkassen zu weit getrieben wird. Wenn immer mehr Hersteller aussteigen, weil sie bei den extrem niedrigen Rabattvertragspreisen nicht mehr mithalten können, stimmt doch im System etwas nicht. Die Menschen werden bereits dazu aufgerufen, Arzneimittel zu bunkern und sich zu bevorraten. Mein liebes Tagebuch, für uns Apothekers ist das die Gelegenheit, mit Blick auf den Herbst und Winter, eine Hauspotheken-Aktion zu machen: ein Aufruf zur Bevorratung mit Erkältungspräparaten, fiebersenkenden Mitteln für Erwachsene und Kinder und vieles mehr. Wer weiß, welche Engpässe noch kommen.
11 Kommentare
Peter-Prinzip
von Axel Schmidt am 25.07.2022 um 11:44 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
pDL vs. Dispensieren
von Torben Schreiner am 24.07.2022 um 17:33 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Lieferengpässe und Kassenpreis
von Karl Friedrich Müller am 24.07.2022 um 15:35 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Die Rationale von Herrn Lauterbach ist klar.
von Michael Reinhold am 24.07.2022 um 14:35 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Dispensieren VS. pDL
von Torben Schreiner am 24.07.2022 um 13:45 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Defizite
von Karl Friedrich Müller am 24.07.2022 um 11:12 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
eRezept ready?
von Karl Friedrich Müller am 24.07.2022 um 11:05 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Paxlovid
von K. Stülcken am 24.07.2022 um 10:40 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Es könnte so einfach sein...
von Friedemann Ahlmeyer am 24.07.2022 um 9:59 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Es könnte so einfach sein
von Friedemann Ahlmeyer am 24.07.2022 um 10:02 Uhr
Ist es in Berlin nicht so heiß ?
von Ulrich Ströh am 24.07.2022 um 9:05 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.