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In dieser Woche war Apothekenstreik. Nur am Mittwochnachmittag und nur in vier Bundesländern. Was hat’s gebracht? „Wir haben das geschafft, was wir wollten“, sagen die einen, „wir haben Zeichen gesetzt“. Und die anderen: Der Streik kam zu spät, zu zögerlich, zu wenig Aufmerksamkeit. Das Echo vom Bundestag: Am Tag darauf wurde das Spargesetz verabschiedet – das Apothekenhonorar wird für zwei Jahre gekürzt. Die ABDA: ein schwarzer Tag für die Apotheken. So sieht’s aus. Was lernen wir daraus? Das Streikpotenzial ist vorhanden, aber man muss uns auch lassen. Zu spät die Zeichen zu setzen, reicht halt nicht.
17. Oktober 2022
Nein, er ist vermutlich kein Nerd, kein E-Rezept- und kein E-Patientenakten-Fan: Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Mit dem E-Rezept mag er sich nicht anfreunden. So wie auch die meisten der Ärztinnen und Ärzte den Anschein erwecken, mit der Umstellung aufs Digitale zu hadern: Warum etwas ändern, läuft doch auch so ganz gut. Und so hört man immer wieder von KBV-Seite äußerst kritische Töne zum E-Rezept: Klappt nicht, funktioniert nicht, unnötig und hemmt nur die Praxen in ihrer Arbeit. In der Tat, angesichts der vielen Pannen mit Hard- und Software, der ständig verschobenen Einführungstermine und E-Rezept-Starts kann man durchaus geneigt sein, den Ansichten des KBV-Chefs etwas abzugewinnen, wenn er jetzt fordert: Alles zurück auf Null, Schluss mit den nicht funktionierenden Technologien, wir brauchen einen kompletten Neustart. Kostet zwar ein paar Milliarden, aber so wie es jetzt läuft, wird auch viel Geld verbrannt. Mein liebes Tagebuch, mit dieser putzigen Forderung nach einem Neustart wird sich Gassen natürlich nicht durchsetzen, denn eigentlich läuft vieles bereits wenn auch noch nicht rund, aber doch zu gut, als dass man den Restart-Knopf drücken müsste. Sicher, an der einen oder anderen Stelle gibt’s einiges nachzubessern, aber prinzipiell lassen sich E-Rezepte ausstellen, einlösen und abrechnen. Vielleicht liegt vieles auch am Wollen der Ärzte und ihrer Funktionäre: Ein bisschen mehr Aufgeschlossenheit, ein bisschen mehr Pragmatismus bitte, wir Apothekers haben es doch auch geschafft. Das E-Rezept kann funktionieren – solange wir Strom haben.
Apropos Pragmatismus: Wenn das E-Rezept auch bei den Menschen, bei den Patientinnen und Patienten auf Gefallen stoßen soll, dann muss der Umgang damit so einfach wie möglich sein, ohne komplizierten Einsatz von NFC-fähigen Smartphones und Apps. Die elektronische Gesundheitskarte (eGK) kann den Durchbruch bringen, wenn man sie denn lässt. Der Datenschutz hat vor Kurzem Nachbesserungen bei der eGK gefordert und sie erstmal gestoppt, sicher zurecht, denn eine PIN müsste das Mindeste sein, um den Zugang zu den Daten zu schützen. Jetzt sind Gematik und Datenschutz im Gespräch auf der Suche nach einer praktikablen und sicheren Lösung. Die Gematik setzt auf eine Art „Sicherheitsschloss“, wie auch immer, und hofft, dass der Datenschutz dies so toleriert. Mein liebes Tagebuch, man kann wirklich nur hoffen, dass die eGK rasch und sicher einsetzbar wird, denn nur sie wird den großflächigen Durchbruch fürs E-Rezept bringen. Und bis dorthin können wir noch ein paar Monate mit dem Papier-Token und den Apps üben.
12 Kommentare
Mein liebes Tagebuch
von Bernd Haase am 23.10.2022 um 16:53 Uhr
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Fragen über Fragen
von Karl Friedrich Müller am 23.10.2022 um 10:57 Uhr
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ABDA! tun Sie was!
von Dr. Radman am 23.10.2022 um 10:37 Uhr
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AW: ABDA! tun Sie was
von Anita Peter am 23.10.2022 um 10:45 Uhr
Großartig, was da passiert ist!
von Ulrich Ströh am 23.10.2022 um 9:35 Uhr
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Protest
von Conny am 23.10.2022 um 9:01 Uhr
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Realitätsverlust
von Linda F. am 23.10.2022 um 8:59 Uhr
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AW: Realitätsverlust
von Peter Ditzel am 23.10.2022 um 10:11 Uhr
AW: Realitätsverlust
von Karl Friedrich Müller am 23.10.2022 um 10:24 Uhr
.
von Anita peter am 23.10.2022 um 7:41 Uhr
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AW: .was lernen wir daraus 2:
von Dr.Diefenbach am 23.10.2022 um 9:32 Uhr
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