Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

23.10.2022, 07:30 Uhr

Die Erhöhung des Kassenabschlags kommt – hätte dies mehr Streik, mehr Widerstand verhindert? Vielleicht!  (Foto: Alex Schelbert) 

Die Erhöhung des Kassenabschlags kommt – hätte dies mehr Streik, mehr Widerstand verhindert? Vielleicht!  (Foto: Alex Schelbert) 


21. Oktober 2022

Enttäuschung über die Verabschiedung des Spargesetzes auf allen Seiten. Auch Apothekerinnen und Apotheker an der Basis machen ihrem Frust Luft, wie sich an Reaktionen auf den Social-Media-Kanälen ablesen lässt. Ein Kollege schreibt zum Beispiel auf der DAZ-Facebook-Seite: „Wir werden das nicht vergessen, Herr Lauterbach!“ Mein liebes Tagebuch, man wird das dumpfe Gefühl nicht los, dass die Politik mit uns Apothekers nach Belieben umspringt. Werden wir überhaupt noch ernst genommen? Werden unsere Leistungen überhaupt erkannt und als unverzichtbar anerkannt? Oder ist das alles nur oberflächliches Geschwätz, wenn Politikerinnen und Politiker sich einerseits in Lobeshymnen ergehen, die nichts kosten, und andererseits das  Honorar für unsere Leistungen eiskalt kürzen? Mal ehrlich, da muss man sich doch verschaukelt fühlen.

 

Wer bekommt mehr fürs Impfen, eine Ärztin oder eine Apothekerin? Seit die zwischen dem GKV-Spitzenverband und dem Deutschen Apothekerverband ausgehandelten Konditionen fürs apothekerliche Honorar für die Grippeschutzimpfung bekannt wurden, rumort es in der Ärzteschaft. 11 Euro, so wurde kommuniziert, erhält die Apotheke fürs Impfen, was prima vista mehr ist als die Arztpraxis erhält: Sie bekommt für die Standard-Impfung, je nach Bundesland, zwischen 7,86 und 9,80 Euro, also durchschnittlich 8 Euro. Die Ärzte Zeitung hat sich das genauer angesehen. in einer Analyse rechnet sie ihren Leserinnen und Lesern vor, dass sie bei genauer Betrachtung nicht schlechter gestellt sind als die Apothekerinnen und Apotheker. So muss man nämlich zum einen die 11 Euro für die Apotheke aufschlüsseln: 7,60 Euro gibt es fürs Impfen, 2,40 Euro für Nebenkosten und 1 Euro für die Beschaffung des Impfstoffs. Außerdem trägt die Apotheke das Risiko für den Verfall von Impfdosen. Und ganz offen macht die Ärzte Zeitung deutlich: Das Impfen läuft in den Arztpraxen so nebenbei mit, in den Apotheken ist das Impfen neu und mit einem gewissen „Etablierungsaufwand“ verbunden. Außerdem: Die Apothekers können das Impfen nicht an Assistenzberufe delegieren. Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass dies den einen Arzt oder die andere Ärztin zum Nachdenken bringt. Die Gesundheitsberufe haben wirklich größere Probleme als sich um Pipifax zu zanken.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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12 Kommentare

Mein liebes Tagebuch

von Bernd Haase am 23.10.2022 um 16:53 Uhr

Liebe ADEXA,

Alle Mitarbeiter der öffentlichen Apotheken benötigen eine Zukunftsperspektive.

Die Gehälter, die in den Apotheken gezahlt werden sind auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr wettbewerbsfähig.

Eine notwendige Forderung für die Angestellten in den Apotheken wäre eine Übernahme der Tarifverträge, wie Sie im öffentlichen Dienst für die Mitarbeiter der Klinikapotheken gelten.

Tarifverträge kann man kündigen.

Tarifverhandlungen können scheitern.

Sie müssen keine Tarifverträge akzeptieren, die auf Arbeitgeberseite nicht gegenfinanziert werden.

Es hilft den Angestellten in den Apotheken nicht wenn Ihre Arbeitgeber finanziell ausbluten.

Bitte nehmen Sie den Kampf auf.

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Fragen über Fragen

von Karl Friedrich Müller am 23.10.2022 um 10:57 Uhr

passiert noch was?
wird geklagt? Eine echte Begründung für die Erhöhung des Kassenabschlags gibt es nicht. Zudem müsste die Regierung auf die schlechte Lage reagieren und das Honorar anpassen?
Sind wir beim Hartz4 angekommen? Die Begründung lässt es vermuten. Bekommst Du irgendwoher Geld, wird es Dir beim Honorar abgezogen. Das ist Abstrus. Wir haben die geforderte Leistung erbracht, sind gemäß Vereinbarung bezahlt worden und nun will man das Geld zurück? Ich sag hier nurn mal Maskendeals! Geld zurück.!
Überhaupt ließe sich das hervorragend auf die Nebeneinkünfte der Politiker anwenden. Da bekämen einige keine Diäten mehr. Das ist problematisch. SInd solche Abgeordnete überhaupt noch dem Staat verpflichtet? oder stellen die Diäte nur noch ein zusätzliches Taschengeld dar? (wie sind Lindners Immobiliengeschäte zu bewerten?)
Wieso sollen ausgerechnet Apotheken für das Defizit der KK bezahlen und sonst niemand? Hersteller vielleicht noch?
Wie hoch ist das Defzit wirklich?
Wieso bezahlt der Staat nicht die Kosten, die er den Kassen aufgeladen hat? Gäbe es dann überhaupt ein Defizit?
Heißt doch, dass die Falschen belastet werden.Der Staat, Herr Lauterbach machen es sich bequem. wie so oft.
Man könnte die Beitagsgrenzen anheben oder völlig aufheben. Alle Einkommen heranziehen. Damit würde der Beitragssatz massiv sinken. Früher war das Weihnachtsgeld weitgehend beitragsfrei.
Die Angesteellten werden nun voll belastet. Warum nur die? wo es doch bei anderen viel mehr zu holen gibt? Ungerecht:

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ABDA! tun Sie was!

von Dr. Radman am 23.10.2022 um 10:37 Uhr

… und was gedenkt die ABDA jetzt zu tun?. Einfach so hinnehmen? Das wäre erbärmlich. So geht es nicht weiter.

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AW: ABDA! tun Sie was

von Anita Peter am 23.10.2022 um 10:45 Uhr

"und was gedenkt die ABDA jetzt zu tun?"

Nichts.

"Einfach so hinnehmen?"

Natürlich, auch die ABDA will die Apothekenzahl massiv reduzieren.

Großartig, was da passiert ist!

von Ulrich Ströh am 23.10.2022 um 9:35 Uhr

Es stellen sich nach der Arbeitsniederlegung einige Fragen :
Warum wurde die ADEXA nicht mitgenommen?

Warum schreibt die ADEXA : Zu wenig , zu spät ..?

Nordrhein machte das Licht in Apotheken kurz an und aus,in Berlin und Bayern passierte am Streiktag wenig bis nichts und in Itzehoe wurde ein Zelt aufgebaut..
Gewollte Vielfalt oder völlig unkoordiniert ohne zentrale Streikbotschaft?

Großartig, was da passiert ist ! ! !So die Kommentierung führender Verbandsvertreter!
Wirklich?

Resultat am Donnerstag:
Verabschiedung des Apothekenspargesetzes durch den Bundestag und keine Beachtung in überregionalen Medien!

Respekt habe ich vor den Kollegen, die sich am Mittwochnachmittag vor ihre Apotheken gestellt haben und nicht nur abgeschlossen haben .

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Protest

von Conny am 23.10.2022 um 9:01 Uhr

Der nächste knallharte Protest steht nach meinen Insiderinformationen kurz bevor: keine Grippeimpfung am Sonntag

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Realitätsverlust

von Linda F. am 23.10.2022 um 8:59 Uhr

Diese Woche wurde ein Gesetz verabschiedet, dass die Apotheken völlig ungerechtfertigt brutal hart trifft und tausende Apotheken in akute wirtschaftliche Bedrängnis bringt. Und hier im Tagebuch spricht man fast nur vom E-Rezept… Thema verfehlt!

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Realitätsverlust

von Peter Ditzel am 23.10.2022 um 10:11 Uhr

Hallo, Linda F., möglicherweise haben Sie nur den Tagebucheintrag vom 18. 10. gesehen. Schauen Sie doch mal die Einträge an den weiteren Tagen an... Schönen Sonntag.

AW: Realitätsverlust

von Karl Friedrich Müller am 23.10.2022 um 10:24 Uhr

DAZ und Ditzel stehen zu 100% hinter Frau O und der ABDA. Vollkommener Realitätsverlust und Kritiklosigkeit.
DAV und ABDA waren gegen den Streik, man Rat nur als ob, um die Gemüter etwas zu beruhigen. Nun kommen noch ein paar Allgemeinplätze und hofft dann, dass die Sache beerdigt ist.
Beerdigt ist allenfalls die Motivation bei einigen. Die anderen laufen halt schneller im Hamsterrad, noch nach Apothekerart. Nur, ob das die Mitarbeiter/innen so mitmachen, ist die Frage.
Der Kassenabschlag alleine bringt uns nicht um. Es ist hat eine Ohrfeige, eine Ungerechtigkeit und mangelnde Wertschätzung. Was uns umbringt, ist die Summe der Kostensteigerungen mit gestrichenen Rabatten und eben des Kassenabschlags. Wir sind am Ende der Leiter und können nichts weitergeben.
Die Krankenhäuser drohen mit weniger Leistungen in vergleichbarer Lage. Von uns kommt nichts, nur die Anfrage, was wir noch ohne Bezahlung tun können.
Die ABDA UND DAV müssen komplett zurücktreten.

.

von Anita peter am 23.10.2022 um 7:41 Uhr

"Was lernen wir daraus?"

Was hat die ABDA aus den Mißerfolgen der letzten 20 Jahre gelernt? Genau. Nichts. Ohne Lernfähigkeit und Chuzpe geht die Reise eben weiter...

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AW: .was lernen wir daraus 2:

von Dr.Diefenbach am 23.10.2022 um 9:32 Uhr

---Solange das SO abläuft, wird eine Aktion der Praxis NIE richtige Erfolge bringen,weder Hessen noch Bayern uä.haben doch reagiert, vereinzelte Aktionen nimmt das politische Geschäft nicht wahr,dies ist doch inzwischen bekannt.Es hilft nur die gesamte !!!! Gruppe, und DIE wird es niemals geben.Und die Geschichte mit Herrn Habeck,also wie peinlich ist das denn?Da wird doch die praktische Pharmazie nicht (mehr) ernst genommen.So ist es halt bei Apothekers,Ganz "oben" das bloss nie irgendwo anecken -feeling,die Basis ist ZU RECHT nur noch verärgert.Und dass nicht viel mehr KollegInnen nach der KERNSTRUKTUR des Ganzen fragen,wundert mich.Ich höre und hörte ja immer:Die Hinterzimmerdebatten sind viel effizienter.DAVON ist NICHTS übrig.Alles Andere wäre ein Wunder..

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