Nach elf Jahren ist Schluss

AOK Plus kündigt Homöopathie-Vertrag – und bietet Alternativen

Berlin - 30.01.2023, 17:15 Uhr

Die AOK Plus bietet ihren Versicherten über das Bonusprogramm und einen Zusatztarif weiterhin Leistungen der Homöopathie und anderer alternativer Heilmethoden an. (Foto: Björn Wylezich / AdobeStock)

Die AOK Plus bietet ihren Versicherten über das Bonusprogramm und einen Zusatztarif weiterhin Leistungen der Homöopathie und anderer alternativer Heilmethoden an. (Foto: Björn Wylezich / AdobeStock)


Die AOK Plus hat ihre Verträge mit den Kassenärztlichen Vereinigungen Thüringen und Sachsen zur Homöopathie-Behandlung gekündigt. Die umstrittene alternative Behandlungsmethode bleibt für AOK-Versicherte aber über Umwege erhalten. So können beispielsweise über das Bonusprogramm sogar homöopathische Arzneimittel erstattet werden – die Kostenübernahme von Globuli war von den Verträgen mit den KVen nicht vorgesehen.

Die Homöopathie und speziell die zur Behandlung eingesetzten Globuli sorgen immer wieder für hitzige Diskussionen: Auf der einen Seite fehlt die wissenschaftliche Evidenz für ihren Nutzen – auf der anderen Seite bleibt die alternative Heilmethode in bestimmten Kreisen gefragt. Den Apotheken kommt hier eine schwierige, aber auch wichtige Rolle zu – im Ernstfall sind sie es, die allzu erwartungsvolle Patientinnen und Patienten warnen können.

Die Bundesärztekammer hat im vergangenen Jahr bereits beschlossen, die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ aus der (Muster-)Weiterbildungsordnung zu streichen. Die Fortbildungen für Apotheken stehen jedenfalls unter kritischer Beobachtung.

Gesetzliche Krankenversicherungen übernehmen die Kosten für Homöopathie grundsätzlich nicht. Doch einige bieten sie nach wie vor als Zusatz- oder Satzungsleistung an. So auch die AOK Plus. Ihre interessierten Versicherten in Sachsen und Thüringen können sich seit 2012 auf Kassenkosten homöopathisch beraten lassen. Dazu müssen sie ihre Teilnahme an einem Homöopathievertrag erklären, den die Ortskrankenkasse mit den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) Sachsen und Thüringen geschlossen hatte. Für die klassisch homöopathische Beratung und Behandlung stehen Ärztinnen und Ärzte mit einer entsprechenden homöopathischen Zusatzqualifikation parat. Erstattet wird allerdings nur die Beratungsleistung. Homöopathische Arzneimittel bleiben ausdrücklich außen vor.

Nach elf Jahren nimmt die AOK Plus nun Abstand von diesen Verträgen. Unter Beachtung des Gebotes der Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit für die Krankenkassen habe man sich für die Vertragskündigung zum 31. März 2023 entschieden, teilt die Kasse mit. Bis dahin gelten die Verträge fort wie gehabt.

Gänzlich abgeschworen hat die AOK Plus der Homöopathie allerdings nicht. Seit Januar 2023 gibt es zwei Alternativangebote für Homöopathie-affine Versicherte – sie machten „eine Weiterführung der Homöopathie-Verträge obsolet“, heißt es bei der AOK Plus auf Nachfrage der DAZ. Zum einen können sich Versicherte durch die Teilnahme am Bonusprogramm Zugang verschaffen. Hierbei können sie durch sportliche Aktivitäten, die Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen oder Impfungen Punkte sammeln. Sind genug Punkte zusammengekommen, können sich Versicherte einen Geldbetrag auszahlen lassen oder diesen – im doppelten Wert – in einen Zuschuss für private Gesundheitsleistungen umwandeln. Zu diesen Gesundheitsleistungen gehören auch Leistungen nach dem Hufeland-Leistungsverzeichnis, die durch Ärzte oder Heilpraktiker erbracht werden. Das bringe den Versicherten sogar mehr Vorteile als der bisherige Vertrag, so die AOK Plus. Denn im Hufeland-Verzeichnis finden sich neben der Homöopathie auch weitere alternative Heilmethoden. Zudem sind in diesem Rahmen auch die Kosten für Arzneimittel, also Globuli, erstattungsfähig. Und: Behandler:in kann auch ein:e Heilprakter:in sein – nicht zwingend ein Arzt oder eine Ärztin.

Als zweite Möglichkeit bietet die AOK Plus ihren Versicherten den Zusatztarif „naturPLUS“. Mit einer kooperierenden Privatversicherung gibt es das Angebot, die Eigenbeteiligung an den Kosten für naturheilkundliche Behandlung zu minimieren.


Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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