Norgine versus Großhandel

Movicol-Engpass wegen Streit um Preise

Stuttgart - 06.03.2023, 16:45 Uhr

Dass das Laxanz Movicol wegen Preisstreitigkeiten defekt ist, dürfte bei Patient:innen nicht gut ankommen. (Foto: Alrandir / Adobe Stock)

Dass das Laxanz Movicol wegen Preisstreitigkeiten defekt ist, dürfte bei Patient:innen nicht gut ankommen. (Foto: Alrandir / Adobe Stock)


Die Lieferengpässe sind ein multifaktorielles Geschehen: unterbrochene Lieferketten, fehlende Rohstoffe, zu hohe Nachfrage, Kontingentierung – und Streitigkeiten um Einkaufspreise zwischen Herstellern und dem pharmazeutischen Großhandel. Letzteres sorgt aktuell für Defektmeldungen bei Movicol.

Lieferengpässe bestimmen derzeit den Alltag in den Apotheken und sorgen für erheblichen Mehraufwand. Die Gründe sind vielfältig. Ärgerlich ist allerdings, dass manche Lieferschwierigkeiten, anders als beispielsweise eine hohe Nachfrage aufgrund einer Infektionswelle, hausgemacht sind.

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In diese Kategorie fällt auch die künstliche Verknappung bestimmter Präparate durch Kontingentierung, die den Export unterbinden soll. So gilt zum Beispiel bei Tresiba-Bestellungen über die Pharma Mall ein monatliches Kontingent von fünf Packungen je PZN. Allerdings ist es auch nicht möglich, weniger zu bestellen. So soll die Direktbestellung von Kleinstmengen unterbunden werden. Die Direktbestellung ist laut Hersteller nämlich nur für Fälle gedacht, in denen Tresiba anderweitig nicht erhältlich ist. Anderweitig heißt im Normalfall über den Großhandel. Der ist laut Hersteller Novo Nordisk ausreichend beliefert, fragt man Großhändler oder Apotheker:innen ist das Gegenteil der Fall. Die Ware ist also vorhanden, es gibt offensichtlich ein Verteilungsproblem.

Keine Einigung bei den Preisen

Aber auch die aktuellen Defektmeldungen bei Movicol sind hausgemacht. Zwar ist vonseiten des Herstellers Norgine Movicol vollständig lieferfähig, wie ein Sprecher gegenüber der DAZ erklärt. Die Defektmeldungen resultierten daraus, dass bei den Preisverhandlungen noch keine Einigung zwischen einigen Großhändlern und der Firma Norgine erzielt werden konnte. Somit ist auch hier die Ware vorhanden, es ist nur nicht klar, was sie kosten soll. 

Solche Scharmützel wird natürlich auch das geplante Engpassgesetz nicht lösen können. Im Idealfall sorgt es aber dafür, dass so ein Preisstreit-bedingter Engpass künftig nur einer von ganz wenigen ist. Der aktuelle Entwurf lässt das aber nicht in absehbarer Zeit erwarten. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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