Fortbildungskongress des Berufsverbandes der Frauenärzte

Mit und ohne Arzneimittel gegen Schwangerschaftserbrechen

Stuttgart - 13.03.2023, 13:45 Uhr

Viele Schwangere leiden unter Übelkeit oder Erbrechen. (Foto: Prostock-studio / Adobe Stock)

Viele Schwangere leiden unter Übelkeit oder Erbrechen. (Foto: Prostock-studio / Adobe Stock)


Schwangerschaftsübelkeit und -erbrechen sind häufige Begleiterscheinungen der Schwangerschaft. Um eine Bagatelle handelt es sich hierbei nicht: Je nach Ausprägung kann die Lebensqualität der Schwangeren erheblich eingeschränkt sein. Welche medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapieoptionen Betroffenen helfen können, war am 9. März Thema beim Fortbildungskongress des Berufsverbandes der Frauenärzte.

Was tun bei Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft? Diese Frage beleuchteten Jan Pauluschke-Fröhlich, Kreissaalleiter am Universitätsklinikum Tübingen und Matthias Krick, niedergelassener Gynäkologe aus Moers beim „Satelliten-Symposium: Fortschritte in der Therapie von Frauen mit Schwangerschaftsübelkeit“ des Fortbildungskongresses des Berufsverbandes der Frauenärzte.

Gemäß den beiden Ärzten, sind 80 bis 85 Prozent aller Schwangeren von Übelkeit und Erbrechen, besonders in den ersten Schwangerschaftswochen, betroffen. Etwa 0,5 bis 2 Prozent der Frauen entwickelten die Maximalausprägung Hyperemesis gravidarum. Die Auslöser von Übelkeit und Erbrechen seien nicht abschließend geklärt. Eine Rolle spielten jedoch genetische Faktoren, die sich verändernden Östrogenspiegel, erhöhte ß-humanes Choriongonadotropin-Werte, Infektionen mit Helicobacter pylori und auch psychosomatische Komponenten. 

Da die Lebensqualität der Patientinnen stark beeinträchtigt werden kann, sollten Patientinnen, die sich mit Übelkeit und Erbrechen vorstellen, nicht bagatellisiert werden. Erleichtern dürfte Betroffene die Information, dass sich die Beschwerden bei den meisten Betroffenen im Laufe der Schwangerschaft bessern oder sogar ganz verschwinden. Weiterhin dürfte es die werdenden Mütter beruhigen zu hören, dass das Risiko für eine Fehlgeburt bei Frauen mit Schwangerschaftsübelkeit geringer sei als bei Frauen ohne. Das Risiko für Fehlbildungen beim Kind sei nicht erhöht.

Nicht-medikamentöse und medikamentöse Maßnahmen

Die spannendste Frage dürfte für Apothekenteams jedoch die nach der Behandlung sein, insbesondere da es bis dato keine deutsche Leitlinie gibt. Pauluschke-Fröhlich und Krick empfehlen hier mit nicht-medikamentösen Interventionen zu beginnen. Hierzu zählten

  • der Verzehr von kleinen Portionen,
  • das Meiden von als unangenehm empfundenen Gerüchen,
  • Entspannungs- und Atemübungen,
  • Bewegung im Freien,
  • Akkupunktur und Akkupressur,
  • venöse Kompression,
  • die Arzneipflanze Ingwer
  • das Homöopathikum Nux vomica.

Pauluschke-Fröhlich verrät noch einen persönlichen Geheimtipp: Seiner Erfahrung nach könnten Patientinnen, die nichts bei sich behalten, oft ohne Probleme Eiswürfel lutschen. Auch Apfelsaft oder Brühe könnten in Würfelform eingefroren und so Flüssigkeit und einige Elektrolyte zugeführt werden.

Falls es durch diese Maßnahmen nicht zu einer Besserung komme, können auch Arzneimittel verschrieben werden. Als erste Wahl für die Hausarztpraxis empfiehlt Krick eine Kombination aus Doxylamin und Pyridoxamin. Auch das Antihistaminikum Meclozin sei eine gute Wahl, jedoch ist es seit 2007 nur noch über internationale Apotheken zu bekommen. Embryotox nennt als leichter verfügbare Alternativen Dimenhydrinat und Diphenhydramin. Hierbei sei jedoch zu beachten, dass sie bei vorzeitiger Wehentätigkeit im dritten Trimenon nur zurückhaltend gegeben werden sollen.

Bei einigen Frauen ist jedoch eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich, beispielsweise wenn es durch Übelkeit und Erbrechen zu unerwünschtem Gewichtsverlust oder zu einer Stoffwechselentgleisung käme. Hier seien eine i.v.-Flüssigkeitsgabe sowie eine parenterale Ernährung sinnvolle Behandlungsoptionen. Weiterhin sei der off-label Einsatz verschiedener Wirkstoffe wie Ondansetron, Metoclopramid, Promethazin, Mirtazapin oder Methylprednisolon unter Abwägung von Nutzen und Risiken möglich.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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