RT027

Hochvirulenter Clostridioides-difficile-Subtyp in Deutschland auf dem Rückzug

Stuttgart - 18.04.2023, 13:45 Uhr

Die grampositiven Stäbchen können aerotolerante Sporen bilden, über welche meist die Ansteckung verläuft. (Foto: Artur / Adobe Stock) 

Die grampositiven Stäbchen können aerotolerante Sporen bilden, über welche meist die Ansteckung verläuft. (Foto: Artur / Adobe Stock) 


Clostridioides difficile ist dafür bekannt, Ärger zu machen – und zwar in Form von häufig nosokomialen oder Antibiotika-induzierten Durchfällen und pseudomembranösen Kolitiden. Seit den frühen 2000ern haben sich besonders virulente Isolate des Subtyps RT027 weltweit ausgebreitet. Dazu, dass deren Prävalenz in Deutschland nun aber weiter abnimmt, trugen laut Robert-Koch Institut auch die Rote-Hand-Briefe zu Fluorchinolonen bei.

Clostridioides difficile erfreut sich keiner besonderen Beliebtheit. Vielmehr ist der grampositive Sporenbildner bekannt als unerwünschtes „Mitbringsel“ aus dem Krankenhaus: 20 bis 40 Prozent der stationär behandelten Patient:innen sind mit dem obligaten Anaerobier besiedelt. Nicht jede Besiedlung muss dabei auch zu Krankheitssymptomen wie wässrigen Durchfällen, Bauchschmerzen und Fieber führen, viele Patient:innen bleiben asymptomatisch.

Der wichtigste Risikofaktor für eine symptomatische Erkrankung ist eine vorhergegangene antibiotische Behandlung, insbesondere mit den „4C“-Antibiotika Clindamycin, Fluorchinolonen, Cephalosporinen und Aminopenicillinen in Kombination mit Betalaktamase-Inhibitoren. Diese stören und reduzieren die gesunde mikrobielle Darmflora und ermöglichen die Vermehrung und Ausbreitung von C. difficile. Dabei ist C. difficile jedoch nicht gleich C. difficile – vielmehr gibt es verschiedene Stämme, die sich unter anderem in der Produktion der Exotoxine Enterotoxin A und Zytotoxin B unterscheiden, welche zytotoxisch auf die Darmzellen wirken.

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Große Aufmerksamkeit hat ein besonders virulenter Stamm mit dem ribosomalen DNA-Typ (Ribotyp, RT) 027 erregt, der Anfang der 2000er in Nordamerika erstmals identifiziert wurde und sich von dort rasch ausbreitete. Bei diesem Ribotypen kommt es durch eine Leserastermutation zu einer vermehrten Expression der Exotoxine A und B und auch ein dritter Giftstoff, das binäre Toxin CDT, kann gebildet werden. Weiterhin zeichnet sich der Stamm durch Resistenzen, insbesondere gegen Fluorchinolone und Makrolide, aus, sowie durch die Eigenschaft Ausbrüche zu verursachen.

Entwicklung von RT027 in Deutschland

Deutschland erreichte RT027 vermutlich im Jahr 2005 und breitete sich rasch aus: Für die Jahre 2012 und 2013 wurde eine Prävalenz von 25 Prozent festgestellt. Nachdem vorübergehend eine Prävalenz von über einem Drittel erreicht worden war, ist die Häufigkeit zwischen 2016 und 2019 in Deutschland wieder auf 25 Prozent gesunken. Seit 2019 überwacht ein deutschlandweites Surveillance-Netzwerk die Prävalenz der verschiedenen Isolate und konnte eine Fortsetzung des Abwärtstrends feststellen: Nur etwa 3,5 Prozent der im Zeitraum Oktober 2019 bis April 2021 gezogenen Proben waren auf RT027 zurückzuführen. Allerdings waren bei diesen Proben hohe Resistenzraten festzustellen. Neben den erwarteten hohen Resistenzen gegen Makrolide (83 Prozent Resistenz gegen Clarithromycin) und Fluorchinolone (87 Prozent gegen Moxifloxacin) wurde auch eine hohe Unempfindlichkeit gegenüber Rifampicin gefunden (63 Prozent).

Diese Entwicklung ordnet das Robert-Koch-Institut in der aktuellen Ausgabe des Epidemiologischen Bulletins ein. Ein wichtiger Grund für den Rückgang von RT027 sei der bewusstere Einsatz von Antibiotika. Insbesondere Fluorchinolone könnten aufgrund der häufigen Resistenzen einen wichtigen Selektionsfaktor darstellen und deren Einsatz habe sich in Deutschland in den vergangenen Jahren stark reduziert. Dies wiederum sei auch den Rote-Hand-Briefen zu verdanken, die auf die Risiken dieser Arzneimittelklasse aufmerksam gemacht haben.

Die Arbeit des Surveillance-Netzwerkes soll in den kommenden Jahren weitergeführt werden, um die Entwicklung von RT027 und anderen neuen und altbekannten Isolaten im Blick zu behalten.


Gesa Gnegel, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (gg)
redaktion@daz.online


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