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Der Referentenentwurf für das „Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsversorgung in der Kommune“ ist da. Geregelt werden soll damit unter anderem der Status der sogenannten Gesundheitskioske. Auch wenn die Apotheken darin nicht explizit erwähnt werden und etwas nachgeholfen werden müsste: Das Gesetz bietet Möglichkeiten, die ergriffen werden sollten – sonst tun es andere. Ein Gastkommentar des Vorstands des Vereins demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten.
Gesundheitskioske und andere Einrichtungen der Primärversorgung ohne Apotheker:innen? So könnte man meinen, sucht man im Referentenentwurf des Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsversorgung in der Kommune (GVSG) doch vergebens nach den Begriffen Apotheke, Pharmazie, Medikamente oder Arzneimittelversorgung.
Dennoch zielt der Entwurf auf etwas wirklich Neues, etwas, was bisher in Einzelpraxen/Einzelapotheken nur selten funktionierte: auf interdisziplinäre, integrative Zusammenarbeit, Prävention und Gesundheitsförderung und Fokussierung auf besonders unterstützungsbedürftige Menschen; auf eine Arbeitsteilung und den optimalen Einsatz der jeweiligen beruflichen Kompetenzen, heilberuflicher und sozialer Art. Das ist bitter nötig, sollen die Probleme, die durch den demographischen Wandel, Fachkräftemangel und die unzureichende Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen bestehen, gelöst werden.
Die Kommunen sollen Möglichkeiten erhalten, die vor Ort bestehenden besonderen Herausforderungen anzugehen. Ihr Öffentlicher Gesundheitsdienst kann mittels Gesundheitsberichterstattung und Versorgungs- wie Gesundheitsplanung wichtige Grundlagen bereitstellen.
Einbindung pharmazeutischer Kompetenzen notwendig
Im Entwurf stecken also durchaus Chancen für die Einbindung pharmazeutischer Kompetenzen, ja diese Einbindung ist geradezu zwingend notwendig.
Z. B. „Primärversorgungszentren“: Diese speziell für ältere, multimorbide Patient:innen gedachten Einrichtungen sollen mit dem „in erreichbarer Nähe liegenden Gesundheitskiosk oder der jeweiligen Kommune und andererseits mit …weiteren nicht-ärztlichen Leistungserbringern“ kooperieren. Muss man da besonders fantasievoll sein, um an die pharmazeutischen Dienstleistungen zu denken? Multimedikation, Selbstmedikation und „Erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation“ sind doch zwingend mitzudenken, wenn man eine bessere Versorgung dieser besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppe will. Gute Beispiele sind ja durchaus schon vorhanden – z. B. in Hamburg, in Berlin oder anderswo.
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Oder „Gesundheitsregionen“: Hier sollen einzelne Kreise und kreisfreie Städte Netzwerke initiieren oder moderieren „zur Behebung regionaler Defizite der Gesundheitsförderung und Prävention sowie der Versorgung, der Überwindung von Schnittstellen oder der Verbesserung des Zugangs zur regionalen Versorgung“. Gerade im ländlichen Raum wird es immer dringlicher, in solchen Netzwerken zu denken, um eine persönliche Versorgung vor Ort zu gewährleisten. Ohne niedrigschwellige Kompetenzzentren für Arzneimittel, ohne Apotheken und ihr pharmazeutisches Personal? Schwer vorstellbar.
Oder Gesundheitskioske: Explizit genannt: es können mobile Gesundheitskioske „in die bereits vor Ort bestehenden Strukturen eingebettet (werden), etwa über eine enge Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Gesundheitswesen“. Und das sind z. B. Apotheken; sie sind oftmals zentral an kleineren Orten niedrigschwellig und gut erreichbar und bieten meist ausreichend Parkgelegenheit für einen Bus, der im Auftrag eines Gesundheitskiosks unterwegs ist. Spätestens in solchen Fällen ist es mehr als naheliegend, Arzneimittel und deren Nutzen und Risiken zum Präventions- und Versorgungsthema zu machen.
Potenziale von Apotheken nicht im Blick
Der Entwurf bietet also Einiges. Aber Nutzen und Risiken von Arzneimitteln sowie die Potenziale von Apotheken und Apotheker:innen sind bei vielen gesundheitspolitisch Verantwortlichen nicht automatisch im Blick. Da muss nachgeholfen werden. Die Apothekerschaft hat sich aber leider zu oft nachlässig gezeigt, in Kooperationen mit anderen zu denken.
Deswegen: eine Ablehnung der neuen Primärversorgungseinrichtungen, wie wir sie derzeit von Seiten der Kammern und Verbände hören, wäre fahrlässig. Jetzt bestehen Chancen, in Zusammenarbeit mit den Kommunen, den Krankenkassen und den anderen Versorgern konstruktive und überzeugende Lösungen zu entwickeln – bevor große Konzerne über Versand, Telepharmazie und Shuttle-Services für die Politik vermeintlich interessantere Lösungen anbieten.
Dr. Daniel Fleer, Thomas Hammer, Bernd Rehberg, Dr. Udo Puteanus; Vorstände des VdPP
1 Kommentar
Ich weiss nicht wirklich, was davon zu halten ist....
von Thomas B am 30.06.2023 um 19:02 Uhr
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