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Wir impfen, gegen Grippe und Covid-19! Eine neue Vereinbarung zwischen Apothekerverband und Ersatzkassen bietet diese Impfungen allen Versicherten dieser Kassen an! Also, machen! Zumal die Hausärzte bereits einen „organisatorischen Overkill“ befürchten, ihre Covid-Impfungen zu organisieren. Was wir auch machen: Lieferengpässe managen! Vermutlich noch lange, denn das Lieferengpass-Gesetz bringt keine schnelle Hilfe. Und das sollte Lauterbach wissen: Bevor sein Gesetz wirkt, wird er noch viele Apotheken kaputtgespart haben. Doch die ABDA eskaliert weiter: Nachdem sie ihre Liebes-Kärtchen überreicht hat, soll Lauterbach auf dem Apotag per Videostream sechs drängende Fragen beantworten, z. B. zur Honoraranpassung und mehr. Und dieses Mal wird’s ernst: Die Apotheken sollen zwischen 13 und 16 Uhr schließen, um das Lauterbach-Video an ihren Empfangsgeräten erleben zu können.
4. September 2023
Darüber sollten Apotheken zur bevorstehenden Herbst-Winter-Saison mal intensiv nachdenken: Wollen wir auch die Grippeschutzimpfung (und die Impfung gegen Covid-19) anbieten? In der vergangenen Saison 22/23 haben bereits 1200 Apotheken die Grippeschutzimpfung angeboten, mehr als 60.000 Menschen haben sich in Apotheken impfen lassen. Und dies zur größten Zufriedenheit der Impflinge, wie Umfragen zeigten. Zur bevorstehenden Herbst-Winter-Saison gibt es sogar noch einen weiteren Grund, die Impfung in der Apotheke anzubieten: Erwachsene Versicherte der Barmer, DAK-Gesundheit, TK und KKH sowie der IKK Südwest können sich in diesem Jahr kostenlos in Apotheken gegen Grippe impfen lassen und das gilt für alle Versicherten (also auch wenn sie unter 60 Jahre alt sind und ohne eine spezielle Indikation). Möglich macht dies die neue „Ergänzungsvereinbarung Grippeschutzimpfung in der Apotheke ab 18 Jahren“, die der Deutsche Apothekerverband (DAV) und die vier Ersatzkassen geschlossen haben. Mein liebes Tagebuch, ich halte dies für eine sehr gute Vereinbarung, die der Impfung in den Apotheken einen zusätzlichen Schub verleihen könnte. Wie DAV-Chef Hans-Peter Hubmann herausstellt, ergänzen impfende Apotheken „die hausärztliche Versorgung und helfen mit, die Impfquoten bei Grippe weiter zu erhöhen“. Also, worauf warten? Schulungen absolvieren und dann gegen Grippe impfen – die Apothekenkunden freuen sich und man tut etwas für die Volksgesundheit.
Wo wir doch gerade beim Thema Impfen sind: Covid-19 ist nicht weg, die Infektionszahlen steigen wieder. Laut STIKO ( Ständige Impfkommission) sollten sich u. a. vor allem Risikogruppen wie Personen ab 60 Jahren, außerdem alle, die in Einrichtungen der Pflege wohnen, und Personen mit Grundkrankheiten eine Auffrischimpfung gegen Covid-19 impfen lassen. Für diese Impfung hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) einen an den Omikron-Subtyp angepassten Covid-19-Impfstoff von Biontech und Pfizer zugelassen: Apotheken können den Impfstoff Comirnaty Omikron XBB.1.5 ab 12. September für Arztpraxen, aber auch für sich selbst zur Verimpfung in der Apotheke bestellen, die Auslieferung erfolgt dann ab 18. September. Also, mein liebes Tagebuch, eine gute Option, um sich seinen Patientinnen und Patienten als impfende Apotheke zu präsentieren und diese Impfung anzubieten.
Noch ein Grund, warum Apotheken, wenn sie es denn können und es wollen, in die Impfung gegen Covid-19 einsteigen sollten: Der Hausärzteverband befürchtet bei diesen Impfungen bereits einen erheblichen Aufwand in den Arztpraxen, weil es diesen neuen Covid-19-Impfstoff vorerst nur in Mehrdosen-Behältnissen gibt. Das erfordert Planung und Terminvergabe, wenn man Verwürfe des Impfstoffes vermeiden will. Tja, und da sehen die Hausärzte bereits einen „organisatorischen Overkill“, wie es die stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbands Nicola Buhlinger-Göpfarth so plastisch formulierte. Also, mein liebes Tagebuch: Das ist doch wirklich eine Chance für Apotheken, die ärztlichen Hausarztpraxen zu entlasten, denn wir können Terminvergabe, wir können Planung – jetzt müssen wir nur noch wollen. Und es gibt einen Lichtstreif am Horizont: Laut Biontech laufen bereits Vorbereitungen, auch Einzeldosen des angepassten Impfstoffs auf den Markt zu bringen. Allerdings steht noch nicht fest, wann es soweit sein wird.
5. September 2023
Mittlerweile scheint es sich herumgesprochen zu haben: Lieferengpässe von Arzneimitteln sind nicht kurzfristig lösbar. Schon gar nicht mit Lauterbachs Lieferengpass-Gesetz. Zumal dieses Gesetz Zeit braucht, um überhaupt Spuren von Wirksamkeit zu zeigen. Außerdem, und darüber sind sich auch Expertinnen und Experten einig, kann man das Lieferengpass-Problem nicht allein auf nationaler Ebene lösen kann. In einem Presse-Briefing des „Science Media Center“ (SMC) beschreiben Expertinnen und Experten die Umsetzung der gesetzlichen Maßnahmen als schwierig. Allein die schiere Menge der nun geforderten Vorräte, wie sie sich Lauterbach wünscht, stelle schon räumlich Herausforderungen z. B. für die Krankenhausapotheken dar, sagt Krankenhausapotheker Dr. Torsten Hoppe-Tichy, Heidelberg. Und Ulrike Holzgrabe, Seniorprofessorin für pharmazeutische und medizinische Chemie, sagt, es sei keine Lösung, anderen Ländern die Ware „vor der Nase wegzuschnappen“. Sie plädiert dafür, langfristig wieder mehr Produktionsstätten in Europa aufzubauen, auch wenn die Produktion dann 20 bis 30 Prozent teurer werde. David Francas, Professor Daten- und Lieferkettenanalyse an der Hochschule Worms, ist davon überzeugt, dass für eine langfristige Lösung „eine engere Verzahnung des Gesundheitswesens mit der Wirtschaftspolitik und den nationalen Sicherheitsstrategien“ erforderlich wäre. Mein liebes Tagebuch, auch diese Aussagen machen wieder einmal deutlich: Kurzfristig ist bei den Lieferengpässen keine Besserung in Sicht. Man muss das Problem an der Wurzel packen – und das dauert, wenn es überhaupt noch möglich ist. Die niedrigen Produktionskosten in Fernost haben zu viele Begehrlichkeiten freigesetzt bei den Krankenkassen, aber auch bei der Industrie.
6. September 2023
Etwa eine halbe Million Liebes-Postkärtchen sollen es gewesen sein, die bei der ABDA eingegangen sind und die ans Bundesgesundheitsministerium weitergeleitet werden, erfahren wir auf der ABDA-Pressekonferenz. Unsere Präsidentin war „gerührt und begeistert“ von den vielen sehr persönlichen Worten: Die Bevölkerung kann und will auf uns nicht verzichten. Wie schön, mein liebes Tagebuch, aber das wussten wir doch schon vorher. Die Frage ist doch: Wird das den Herrn Bundesgesundheitsminister beeindrucken? Nun ja, mit nur einer halben Million Kärtchen werden wir die unsere Honorarfrage nicht lösen. Dessen ist sich auch die ABDA bewusst und kündigt daher an, den Druck auf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weiter zu erhöhen. Mal unter uns, mein liebes Tagebuch, so richtig großen Druck hat er von Seiten der Apothekers bisher noch nicht gespürt. Mit ein paar Plakaten und Postkärtchen, mit einem Nachmittag Apothekenschließung und einigen Demos in Großstädten kann man ihn nicht bewegen. Da muss mehr Druck her, viel mehr. Die ABDA versucht es nun mit ihrer nächsten Eskalationsstufe: Sie hat den 27. September 2023 zum „Tag der Antworten“ ausgerufen mit erneuten kurzfristigen Apothekenschließungen. Und so soll der Druck aufgebaut werden: Am 27. September wird der Apothekertag eröffnet, Lauterbach ist dabei, allerdings nur virtuell mit einem Grußwort auf der Videowand (wie im vergangenen Jahr) – die Apothekers sind ihm nicht mehr wert, so muss man das wohl interpretieren. Nebenbei bemerkt: Mehrere Terminvorschläge der ABDA an Lauterbach für ein Gespräch hat der Minister bereits ausgeschlagen: keine Zeit. Aber dieses Mal will ihn die ABDA nicht einfach mit ein paar warmen Worten davon kommen lassen. Sie setzt ihm gleichsam die Pistole auf die Brust in Form von sechs drängenden Fragen, die ihm bereits zugestellt wurden. Es geht um eine regelmäßige Honoraranpassung, ums Medikationsmanagement, vor allem in Apothekerhand, um die flächendeckende Arzneimittelversorgung und um die Verbesserung der Liefersituation. Und um zu zeigen, wie ernst es der ABDA mit der Beantwortung der Fragen ist, empfiehlt sie allen Apotheken, am 23. September zwischen 13 und 16 Uhr die Apotheken zu schließen – es ist die Zeit, in der Lauterbach die ABDA-Fragen per Video auf dem Apothekertag beantworten soll. Mit der kurzen Apothekenschließung soll es allen Apothekenteams im Land möglich werden, der Rede des Ministers an den Empfangsgeräten zu folgen. Für diese Aktion stellt die ABDA den Apotheken Plakate zur Verfügung, um der Bevölkerung mitzuteilen: „Wir bleiben geschlossen. Weil Lauterbach uns Antworten schuldet! Am 27. September 2023 geht es um die Rettung der Apotheken.“ Klingt dramatisch. Ob sich das aber mit drei Stunden Apothekenschließung ausdrücken lässt? Ob das eine durchschlagende Wirkung hat? So wie man Lauterbach kennt, prallt auch diese Eskalationsstufe an ihm ab. Mein liebes Tagebuch, es werden vermutlich noch weitere Stufen folgen müssen. Vielleicht werden die Protestaktionen endlich schärfer, wenn sich die ABDA den Standesvertretungen der Ärzteschaft anschließt, um gemeinsame Protestaktionen zu planen. Die Ärzteschaft wird sich nicht mit niedlichen Protesten à la Apothekers abgeben. Wie man hört, sei die Bereitschaft groß, zusammen etwas zu veranstalten. Das lässt hoffen.
Das Lauterbachsche GKV-Finanzistabilisierungsgesetz zeigt Wirkung. Und wie! Das Spargesetz, das in weiten Teilen bereits im November des vergangenen Jahres in Kraft getreten ist, belastet die Pharmaindustrie, aber auch die Apotheken: Diese müssen zwei Jahre lang einen erhöhten Kassenabschlag von zwei Euro an die Krankenkassen abführen – und dies in Zeiten von Inflation, steigenden (Personal-)Kosten, Ausgaben fürs Lieferengpass-Management. Und seit über zehn Jahren gab es keine Anpassung des Apothekenhonorars! Zurzeit evaluiert das Bundesgesundheitsministerium die Maßnahmen des Spargesetzes, wobei der erhöhte Kassenabschlag allerdings nicht in die Evaluation mit einbezogen wird. Hans-Peter-Hubmann, Chef des Deutschen Apothekerverbands nimmt dies zum Anlass, darzustellen, wie die Apotheken dadurch belastet werden: „Mit der Erhöhung des Kassenabschlags seit 1. Februar wird jede Apotheke mit 600 Euro pro Monat zusätzlich belastet, das macht allein in den elf Monaten des Jahres 2023 rund 115 Millionen Euro Belastung aus.“ Es ist Geld, das nicht in die Sicherung der Versorgung oder in die Gewinnung von Nachwuchs investiert werden. Und er sagt es noch deutlicher: Die Politik treibt die Apotheken in eine Krisensituation, die den Betrieben jede Luft zum Atmen nimmt.“ Mein liebes Tagebuch, dies aufzuzeigen ist richtig und wichtig: Wenn die Luft zum Atmen fehlt, ist der Exitus nicht mehr weit. Deshalb muss gehandelt werden – und ob da die Bitte der ABDA, die Apotheke mögen drei Stunden am 23. September schließen, um die Lauterbachsche Videoansprache auf dem Apothekertag zu folgen, ausreicht, darf bezweifelt werden.
7. September 2023
Wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach unser Gesundheitswesen beurteilt, konnte man im Bundestag hören, bei den Beratungen zum Etat des Bundeshaushalts: Das deutsche Gesundheitswesen sei „chronisch krank“, so seine Diagnose. Es sei weltweit eines der teuersten, aber ohne gute Ergebnisqualität. Ursachen dafür seien ein zehn-jähriger Reformstau, außerdem sei das System von der Ökonomie und nicht von der Medizin bestimmt. Und trotzdem lobte sich der Minister quasi selbst: Sein Gesundheitsministerium trage mit einem geschrumpften Etat dazu bei, den Bundeshaushalt zu konsolidieren. Na super, mein liebes Tagebuch, einerseits wird am Gesundheitswesen gespart, um den Bundeshaushalt zu entlasten, andererseits beklagt der Minister selbst, dass das Gesundheitswesen chronisch krank sei. Schon witzig, dass der Minister das System, für das er verantwortlich ist, so schlecht beurteilt. Natürlich, mein liebes Tagebuch, es ist u. a. der Reformstau, für den er seine Vorgängerinnen und Vorgänger verantwortlich macht. Aber jetzt werde alles gut, „die Ampel wirkt“. Nun, das lassen wir mal so stehen und warten den Rest seiner Amtszeit ab, ob sich noch etwas zum Besseren wendet oder ob seine Spargesetze und sein halbherzigen Lieferengpassgesetz Wirkung zeigen. Dann wird auch er sehen, wie viele Apotheken er kaputtgespart hat.
Von allen Seiten wird vor einer dramatischen Lieferengpass-Situation in der kommenden Herbst-Winter-Saison gewarnt. Auch Thomas Preis, der Chef des Apothekerverbands Nordrhein (AVNR) macht deutlich: „Die Arzneimittelversorgung von Kindern und Babys im kommenden Winter hängt am seidenen Faden, einem immer dünner werdenden Faden“. Klingt nicht wirklich gut, mein liebes Tagebuch. Und selbst wenn zum Beispiel Arzneimittel per Sonderzulassung ganz hektisch aus dem Ausland importiert werden, kann das nicht unbedingt die Lösung sein, denn bei diesen Importen würden jegliche Sicherheitsaspekte außer Acht gelassen. Bei solchen Arzneimitteln gibt es zum Beispiel keine deutschsprachigen Beipackzettel oder nur solche, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) übersetzt worden seien. Bei Kinderantibiotika fehlten z. B. Dosierlöffel, es gebe viele andere Unzulänglichkeiten. Insgesamt geht der AVNR mittlerweile von mehreren Tausend nicht lieferbaren Arzneimitteln aus, jedes zweite Rezept sei von Lieferengpässen betroffen. Mein liebes Tagebuch, was ist aus unserem Gesundheitswesen geworden? Wie weit haben uns Sparzwänge und Globalisierung gebracht? Was Preis erneut deutlich machte: Zwar können Apotheken mit großem Aufwand in vielen Fällen ihren Patientinnen und Patienten ihre verordneten Arzneimittel beschaffen, aber nur mit großem Personal- und Zeitaufwand. Und der werde von der Bundesregierung mit „einem lächerlichen Almosen von 50 Cent“ honoriert, „eine Beleidigung für uns als Apothekerinnen und Apotheker und unseren Teams“, so Preis. Apotheken dürfen nicht kaputtgespart werden, das Fixhonorar muss endlich erhöht werden. Mein liebes Tagebuch, diese Zahl muss man sich immer wieder vor Augen halten: Derzeit gibt es nur noch rund 17.800 Apotheken: „Immer weniger Apotheken, die zusätzlich unter Fachkräftemangel leiden, müssen immer mehr Menschen versorgen…“, bringt es Preis auf den Punkt.
8. September 2023
In der gesetzlichen Krankenversicherung kommen auf die Bürgerinnen und Bürger im kommenden Jahr Mehrbelastungen von rund drei Euro im Monat zu, so Karl Lauterbach. Und warum und wofür? Lauterbachs Erklärung: „Dafür bekommen wir bessere Medikamente, modernere Technologie, mehr Spezialisierung im Krankenhaus, mehr Digitalisierung. Das muss es uns wert sein.“ Da schau an, mein liebes Tagebuch, bessere Medikamente, Spezialisierung im Krankenhaus und mehr Digitalisierung, dafür gibt der Minister Geld aus. Und was ist mit der längst überfälligen Honoraranpassung für die Apotheken? Diese Antwort des Ministers gefiel auch unserer ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening so gar nicht. Sie konterte: Es sei gut und richtig, wenn der Minister erkennt, dass Investitionen nötig seien, um die Versorgung in Deutschland qualitativ hochwertig zu halten. Es sei aber „völlig unverständlich“, dass Lauterbach sich weiterhin weigere, mit der Apothekerschaft über die Stabilisierung der Apotheken vor Ort zu sprechen. „Denn bevor es darum geht, ‚bessere Medikamente‘ zu bekommen, sollten wir dafür sorgen, dass die Menschen in unserem Land überhaupt noch Arzneimittel bekommen – und dafür müssen die Apotheken vor Ort gestärkt werden“, so Overwiening. Sie erinnerte auch daran, dass sich im Mai dieses Jahres sogar der Bundesrat mehrheitlich dafür ausgesprochen habe, die Apotheken finanziell zu stärken. Wenn der Minister wirklich die Versorgung verbessern will, müsse er die Apotheken stabilisieren. Mein liebes Tagebuch, warum weigert sich Lauterbach seit Monaten, mit der Apothekerschaft, mit der ABDA über eine Honoraranpassung zu sprechen? Vielleicht müssen unsere Maßnahmen, um uns Gehör zu verschaffen, drastischer werden, viel drastischer!
Nicht verpassen: Ab jetzt gibt’s zweimal im Monat einen Newsletter der ABDA zu Fragen rund ums E-Rezept. Berichtet wird über Entwicklungen und Neuigkeiten. Also, da wollen wir doch auf dem Laufenden bleiben! Falls es doch mal richtig ernst wird mit dem E-Rezept.
Mein liebes Tagebuch, nichts gegen pharmazeutische Chemie, Technologie und Biologie, es sind alles ganz wichtige Fächer für die Ausbildung zum Apothekerberuf. Ohne Verständnis für Chemie, Technologie und Biologie können wir Arzneimittel nicht wirklich verstehen. Genauso wichtig ist die Pharmakologie, die uns hin zur Wirkung von Arzneimittel führt und erklärt, warum die Arzneistoffe überhaupt wirken. Aber (und lehne ich mich mal ein bisschen aus dem Fenster) eine der jüngsten Disziplinen in unserer Ausbildung, die Klinische Pharmazie, führt unseren Beruf in die Zukunft. Sie lehrt uns, mit unserem Wissen, mit unserer Beratung näher am Patienten zu sein. Aufbauend auf den anderen pharmazeutischen Disziplinen, beschäftigt sich die Klinische Pharmazie mit der Optimierung der Arzneimitteltherapie am und durch den Patienten und trägt unmittelbar zur Arzneimitteltherapiesicherheit bei. Also, mein liebes Tagebuch, machen wir es kurz: Es wurde Zeit, dass auch die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) ihr Präsidium mit einem Klinischen Pharmazeuten besetzt: Dr. Ulrich Jaehde, Professor für Klinische Pharmazie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, wurde für vier Jahre zum Präsidenten der DPhG gewählt. Herzlichen Glückwunsch! Jaehde hat seit 1999 den ersten Lehrstuhl für Klinische Pharmazie inne. Seitdem engagiert er sich mit großem Einsatz und Elan für die Klinische Pharmazie, auch in der DPhG. Er ist u. a. Mitglied der nationalen Koordinationsgruppe für den Aktionsplan Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS), er ist Mitglied der Arzneimittelkommissionen der deutschen Apotheker (AMK) und der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) sowie der Wissenschaftlichen Beiräte der Bundesapothekerkammer (BAK) und des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Herr Jaehde, wir freuen uns, wenn Sie die Klinische Pharmazie weiter voranbringen. Mein liebes Tagebuch, sagen wir es mal in leichter Sprache: Die Klinische Pharmazie hat das Zeug, die Bedeutung unserer apothekerlichen Arbeit im Gesundheitsweisen zukunftsweisend zu festigen.
Diese Meldung passt zum Thema Klinische Pharmazie. Seit kurzem gibt es in Deutschland ein einzigartiges Pilotprojekt: In der neu gegründeten Braunschweiger PJ-Akademie (Akademie fürs Praktische Jahr) lernen seit kurzem angehende Apotheker:innen und Ärzt:innen gemeinsam. Die Studierenden der Pharmazie und Medizin haben hier die Möglichkeit, direkt am Patientenbett zu lernen und theoretisches und praktisches Wissen miteinander zu verknüpfen. Ins Leben gerufen wurde die PJ-Akademie vom Städtischen Klinikum Braunschweig (skbs), der Apothekerkammer Niedersachsen und der Technischen Universität (TU) Braunschweig. Ziel des Pilotprojektes ist es, durch die bessere interdisziplinäre Zusammenarbeit die Patientensicherheit zu erhöhen. Mein liebes Tagebuch, allein dieser Ansatz, dass endlich Studierende beider Heilberufe zusammenkommen und ihr Wissen am Patientenbett gemeinsam einbringen, stimmt mich hoffnungsfroh. Endlich! Ja, ich bin überzeugt, der Apothekerberuf als Arzneimittelbeschaffer und Logistiker wird uns alleine nicht in die Zukunft führen. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf Augenhöhe mit den Medizinern sollte im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen. Da geht’s lang in die Zukunft.
2 Kommentare
Wer ist beeindruckt am 27.September?
von Ulrich Ströh am 10.09.2023 um 8:40 Uhr
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von Anita Peter am 10.09.2023 um 7:49 Uhr
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