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Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil
HIV-Präexpositionsprophylaxe von Lieferengpässen betroffen
Lieferengpässe bestehen bei zahlreichen Präparaten. Manche davon sind schwieriger zu ersetzen als andere und einige aufgrund mangelnder Alternativen gar nicht. Auf einen Fall der letzteren Art machen die Deutsche AIDS-Gesellschaft und die Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin aufmerksam. Ihren Brief haben sie direkt an den Bundeskanzler adressiert.
„Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz, nachdem am 16. Oktober 2023 der erste Pharmahersteller die fehlende Lieferfähigkeit für Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil angezeigt hat, verschärft sich offensichtlich die Situation bei den generischen antiretroviralen Wirkstoffen weiter“, so beginnt der Brief, denn die Deutsche AIDS-Gesellschaft (DAIG) und die Deutsche Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (DAGNÄ) am 24. November 2023 auf den Weg ins Bundeskanzeleramt gebracht haben.
Emtricitabin/Tenofovir –Engpässe bei drei Herstellern
Tatsächlich meldet die Lieferengpassdatenbank Pharmanet.Bund am 8. Dezember 2024 eine derzeitige Nicht-Verfügbarkeit der Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil-Präparate von Heumann, Hormosan und Ratiopharm. Ein Ende des jeweiligen Engpasses wird für Ende Dezember dieses Jahres bzw. für März und Januar des kommenden Jahres angegeben. Zwar listet die Apothekensoftware Tabletten mit 200 mg Emtricitabin und 245 mg Tenofovirdisoproxil auch noch von einigen anderen Herstellern auf, aber scheinbar kann der Bedarf durch diese nicht gedeckt werden. So wird als Grund für die Nicht-Verfügbarkeit des Präparates von Ratiopharm in der Datenbank bereits „erhöhte Nachfrage“ angegeben, während bei den anderen beiden Anbietern „Probleme in der Herstellung“ bestehen.
Keine Alternative in der Präexpositionsprophylaxe
Warum dieser Engpass besonders kritisch ist, führen DAIG und DAGNÄ in ihrem gemeinsamen Brief aus. Die Wirkstoffkombination Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil ist die einzige, die derzeit für die HIV-Präexpositionsprophylaxe zugelassen ist. Eine solche medikamentöse Prophylaxe wird Menschen mit einem erhöhten Risiko für eine HIV-Infektion empfohlen und auch von den Krankenkassen bezahlt. Fehlt diese Schutzoption, könnte die Zahl der Neuinfektionen ansteigen
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Weiterhin sind Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil auch Teil der Therapie vieler mit HIV-infizierten Patient:innen. Fehlen zwei der üblicherweise drei eingenommenen Wirkstoffe, begünstigt das die Resistenzentwicklung. Eine Umstellung auf andere Therapieregime sei zwar möglich, diese seien aber teurer und würden auch nicht von allen Patient:innen gut vertragen, heißt es.
Forderungen und Gesprächsangebot
„In der Verantwortung sehen wir nun den Gesetzgeber, da es sich bei der Nichtlieferfähigkeit von Medikamenten um ein strukturelles Problem des deutschen Gesundheitssystems handelt, welches nur durch eine politische Reform gelöst werden kann“, heißt es weiter in dem Brief, der mit einem Gesprächsangebot schließt. „Gerne erörtern wir Ihnen die Problematik und unsere Lösungsvorschläge zeitnah in einem persönlichen Gespräch.“ Ob es eine Antwort gegeben hat, ist derzeit nicht bekannt.
Literatur
Veröffentlichte Lieferengpassmeldungen. Datenbank Pharmanet.Bund des Bundesministeriums für Gesundheit. Stand 08. Dezember 2023 https://anwendungen.pharmnet-bund.de/lieferengpassmeldungen/faces/public/meldungen.xhtml
Nichtverfügbarkeit von Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil. Brief der Deutschen AIDS-Gesellschaft (DAIG) und der Deutschen Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärztinnen und Ärzte für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (DAGNÄ) an Bundeskanzler Olaf Scholz. 24. November 2023. https://www.dagnae.de/wp-content/uploads/2023/11/Nichtverfuegbarkeit-FTC_TDF-BKAmt.pdf
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