Über Arzneistoffe, die problematisch für die Umwelt sind, sprach Dr. Gerd Maack. Dazu zählt auch Diclofenac, dessen Umwelteintrag sich bei richtiger Indikation und Anwendung von Gelen mit dem Arzneistoff reduzieren lässt. Denn bei der topischen Anwendung werden nur 6% des Wirkstoffs über die Haut aufgenommen, der Rest landet wieder im Abwasser. Gleiches geschieht mit dem Gel, das nach dem Auftragen von den Händen abgewaschen wird. Eine simple und effektive Maßnahme ist es deshalb, die Hände nach dem Auftragen des Gels mit einem Papiertuch abzuwischen, das dann in den Restmüll (nicht in die Toilette) gegeben wird. Das Abwischen reduziert den Diclofenac-Gehalt im Wasser, das zum Händewaschen verwendet wird, um 66%.
Auch der Schwerpunkt Rezeptur kam nicht zu kurz. Apotheker Dr. Andreas S. Ziegler und Apothekerin Nadine Metzger lieferten zahlreiche praktische Tipps für pädiatrische Rezepturen im Apothekenalltag. Ziegler sensibilisierte die Zuhörer auf die Hilfsstoffe zu achten. Für die Wirkstoff-Eignungsprüfung kann dabei die Internetseite kinderformularium.de genutzt werden. Dort finden sich nicht nur zugelassene Dosierungsempfehlungen nach Alter, sondern auch Hinweise zu problematischen Hilfsstoffen. In einem weiteren Vortrag sprach Ziegler über Fallstricke bei Cannabis-Rezepturen.
Prof. Dr. Reinhard Herzog widmete sich den Fragen, welches Potenzial Zusatzverkäufe für Apotheken haben und ob man hier nicht eigentlich nur Zeit opfert, die man an anderer Stelle gewinnbringender verwenden könnte. Sein Fazit: Ein Sahnehäubchen – aber nicht die Rettung.
Einen Rückblick auf die 49 neuen Arzneimittel 2022 gaben Dr. Christian Ude, Inhaber der Stern-Apotheke in Darmstadt, und Dr. Mario Wurglics, Goethe-Universität Frankfurt/Main. Sie hoben unter anderem folgende Arzneimittel hervor: Daridorexant, Finerenon, Difelikefalin, das Birkenrindenextrakt Filsuvez, Sotorasib und Anifrolumab.
Prof. Dr. Julian Quodbach führte in einer „kleinen Tour de France“ durch die Technologien des 3D-Drucks, eine Möglichkeit die Medizin zu personalisieren und dadurch unerwünschte Arzneimittelwirkungen zu reduzieren.
Dr. Werner Haußmann knüpfte an das Thema der individualisierten Pharmakotherapie an und erklärte, dass beispielsweise Tamoxifen bei Brustkrebs-Patientinnen nur dann eingesetzt werden darf, wenn vor Therapiebeginn getestet wurde, ob die Tumorzellen Estrogen- und Progesteron-Rezeptoren normal exprimieren. Haußmann erklärte „Wir müssen schauen, dass es nicht zu pharmakogenetischen Verlierern kommt!“, und sprach sich dafür aus, dass bereits vor der Einnahme eines Arzneimittels die Wirkung durch Testung der Aktivität von Stoffwechselenzymen vorhergesagt werden sollte. (DAZ 19, S. 38)
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