Aber bitte ohne Sahne!

Warum Abnehmen im Alter schwieriger ist und wie es doch gelingen kann

11.01.2024, 07:00 Uhr

Bitte ohne Sahne! Wie gelingt Senioren die Gewichtsreduktion? (Foto: Olga/AdobeStock)

Bitte ohne Sahne! Wie gelingt Senioren die Gewichtsreduktion? (Foto: Olga/AdobeStock)


Gerade älteren Menschen fällt es oft sehr schwer, abzunehmen und das Gewicht dann zu halten. Häufig sind sie nur noch eingeschränkt beweglich und haben langjährige ungünstige Essensgewohnheiten. Aber auch für Senioren ist es nicht unmöglich, erfolgreich abzunehmen.

Grundsätzlich ist Abnehmen ganz leicht: „Dem Körper muss weniger Energie zugeführt werden, als er verbraucht!“ Doch diese einfache Regel hilft Menschen, die zahlreiche Kilos zu viel auf die Waage bringen, nicht. Zwar gelingt es ihnen meist, über einen gewissen Zeitraum Gewicht zu reduzieren. Doch nur wenige schaffen es, ihre Lebensbedingungen so zu ändern, dass sie das geringere Gewicht halten können. Gerade älteren Menschen fällt dies oft sehr schwer, da Sport oft nur noch eingeschränkt möglich ist, langjährige Gewohnheiten wie die Tafel Schokolade zum Fernsehen fest verankert sind und soziale Kontakte häufig mit Essen und Trinken verbunden werden. Unmöglich ist eine erfolgreiche Abnahme aber auch bei Senioren nicht.

Die erste „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1) des Robert Koch-Instituts (RKI) untersuchte in den Jahren 2008 bis 2011 unter anderem den Anteil an übergewichtigen und adipösen Menschen in Deutschland in Relation zum Alter und verglich die Ergebnisse mit denen des Bundes-Gesundheitssurveys von 1998 (BGS98) [1]. Grundlage der Einstufung war ausschließlich der Body-Mass-Index (BMI) nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation WHO (siehe Kasten „Gewichtsklassifikation bei Erwachsenen“[2]). Weitere heute relevante Kriterien wie der Taillenumfang und das Verhältnis von Taillen- zu Hüft­umfang (Waist-to-Hip-Ratio) wurden nicht einbezogen. Grundsätzlich wurde festgestellt, dass sich der Anteil übergewichtiger Personen in Deutschland im Zeitraum von 1998 bis 2011 stabilisiert, der Anteil an Adipösen jedoch zu­genommen hat, wobei die Zunahme vor allem bei jüngeren Erwachsenen zu beobachten war. Gemäß der DEGS1-Studie waren unter den Erwachsenen (18 – 79 Jahre) 67,1 % der Männer und 53,0 % der Frauen übergewichtig, 23,3 % der Männer und 23,9 % der Frauen waren adipös. Weiterhin wurde in der DEGS1-Studie festgestellt, dass bei Frauen und Männern das durchschnittliche Körpergewicht und damit der BMI bis zur Altersgruppe 60 bis 69 Jahre ansteigt. Im Alter von 60 bis 69 Jahren liegt der Mittelwert des BMI bei Frauen bei 28,5 kg/m2 (28,0 – 29,0) und bei Männern bei 28,8 kg/m2 (28,4 – 29,2). Im Alter von 70 bis 79 Jahren sinkt der gemittelte Wert für das Körpergewicht bei Frauen minimal, der BMI steigt leicht auf 29,3 kg/m2, bei Männern sinken sowohl Körpergewicht als auch BMI leicht, Letzterer auf 28,5 kg/m2. Unter den 55- bis 69-Jährigen sind fast 70 % der Frauen und gut 80 % der Männer übergewichtig, ca. 30 % sind bei beiden Geschlechtern adipös. Von den 70- bis 79-Jährigen haben nur noch 17,8 % der Frauen und 17,4 % der Männer Normalgewicht.

Unter-, Normal- und Übergewicht

Gewichtsklassifikation bei Erwachsenen anhand des BMI gemäß (WHO) [2]:

  • Untergewicht: BMI < 18,5 kg/m2
  • Normalgewicht: BMI 18,5 – 24,9 kg/m2
  • Übergewicht: BMI ≥ 25 kg/m2
  • Präadipositas: BMI 25 – 29,9 kg/m2

Ab einem Grenzwert von 30 kg/m2 spricht man von Adipositas, die in drei Schweregrade unterteilt wird:

  • Adipositas Grad I: BMI 30 – 34,9 kg/m2
  • Adipositas Grad II: BMI 35 – 39,9 kg/m2
  • Adipositas Grad III: BMI ≥ 40 kg/m2

Warum sind Senioren häufiger übergewichtig?

Mit zunehmendem Lebensalter sinkt der Flüssigkeitsgehalt des Körpers, und die Fettmasse nimmt auch bei schlanken Menschen zu. Der Grundumsatz sinkt, da die Muskel- und Knochenmasse abnehmen und der Stoffwechsel langsamer arbeitet. Zudem wird überschüssiges Fett schlechter abgebaut. Viele ältere Personen haben zudem körperliche Einschränkungen, sodass sie sich weniger bewegen. Dadurch sinkt der Energiebedarf im Alter. Wenn man trotzdem genauso viel isst wie in jüngeren Jahren, kann die erhöhte Energiezufuhr zu Übergewicht führen. Speziell bei Frauen kann sich in den Wechseljahren die Verteilung des Körperfettes verändern. Da die Produktion von weiblichen Geschlechtshormonen abnimmt, erhöht sich in Relation der Anteil der männlichen Geschlechtshormone im Körper. Diese hormonelle Veränderung kann eine Verlagerung des Körperfettes von Po, Oberschenkel und Hüften (Birnen-Typ) auf den Bauchbereich (Apfel-Typ) verursachen.

Laut Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) kann ein BMI von 25 bis 29 kg/m2 im Alter ab 64 Jahren als Normalgewicht gelten, wenn keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Stoffwechselstörungen vorliegen. BMI-Werte über 30 kg/m2 sind auch bei älteren Menschen mit negativen gesundheitlichen Folgen verbunden [3].

Gesundheitliche Risiken für Senioren

Die vermehrte Körperfettmasse führt durch vom Fettgewebe sezernierte Substanzen (z. B. Hormone und andere Botenstoffe) zu Funktionsstörungen und Organschäden. Die genauen Zusammenhänge werden aktuell intensiv erforscht. So wird das im Alter ohnehin erhöhte Risiko für kardiovaskuläre Folgeerkrankungen oder Stoffwechselstörungen durch starkes Übergewicht nochmals verstärkt. Beispielsweise wird beim metabolischen Syndrom Adipositas mit Diabetes mellitus Typ 2, Hypertonie und Hyper- oder Dyslipidämie assoziiert. Weitere mögliche Folgen sind Herzinsuffizienz, koronare Herzerkrankung, Herzinfarkt, Schlaganfall, das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom, Hyperurikämie (erhöhter Harnsäurespiegel), degenerative Gelenkerkrankungen wie Kniearthrose, chronische Entzündungen und Harninkontinenz. Psychische Erkrankungen, vor allem Depressionen, können durch Adipositas bedingt sein oder verstärkt werden. Auch das Risiko für einige Krebsarten, beispielsweise Darm- oder Brustkrebs, kann durch Fettleibigkeit erhöht sein.

Der BMI alleine kann nicht immer Auskunft über das metabolische und kardiovaskuläre Gesundheitsrisiko geben. Ein weiteres Kriterium ist das Fettverteilungsmuster: Bei bauchbetonter (abdominaler) Adipositas, dem sogenannten Apfeltyp, der durch Fettansammlungen innerhalb des Bauchraums entsteht, ist das Risiko deutlich höher als beim Birnentyp, bei dem sich die Fettpolster an Gesäß und Oberschenkeln befinden. Durch die Messung des Taillen­umfangs kann das viszerale Fettdepot relativ einfach beurteilt werden. Wenn der Taillenumfang 88 cm oder mehr bei Frauen beziehungsweise 102 cm oder mehr bei Männern beträgt, liegt eine abdominale Adipositas vor. Daher sollte bei Personen mit einem BMI ≥ 25 kg/m2 immer der Taillenumfang gemessen werden.

Krankheit Adipositas

Adipositas ist seit über 20 Jahren von der WHO als eigenständige Krankheit anerkannt. Bei der Entstehung spielen eine Vielzahl von Faktoren wie das Zusammenspiel appetitsteigernder und -hemmender Prozesse, die genetische Veranlagung und der moderne Lebensstil zusammen (siehe Kasten „Mögliche Ursachen von Adipositas“). Daher ist es eben nicht damit getan, seinen „Lifestyle“ zu ver­ändern und „einfach“ weniger zu essen und sich mehr zu bewegen. Adipositas ist eine chronische Erkrankung und muss professionell behandelt werden, um langfristig eine erfolgreiche Abnahme zu erreichen. Bisher haben Adipöse dennoch kaum Anspruch auf Leistungen zulasten der Krankenkassen. Kosten einer Ernährungsberatung oder Bewegungstherapie werden nur in individuellen Fällen und auch dann meist nur anteilig übernommen.

Mögliche Ursachen von Adipositas

  • genetische Ursachen
  • Bewegungsmangel
  • Fehlernährung: „zu viel, zu fett, zu süß“
  • ständige Verfügbarkeit von Nahrung in der heutigen Gesellschaft
  • Schlafmangel
  • Stress
  • depressive Erkrankungen
  • niedriger Sozialstatus
  • Essstörungen, beispielsweise Binge-Eating-Disorder, Night-Eating-Disorder
  • endokrine Erkrankungen wie Hypothyreose, Cushing-Syndrom
  • Arzneimittel (z. B. Antidepressiva, Neuroleptika, Antiepileptika, Glucocorticoide, einige Kontrazep­tiva, Betablocker)
  • weitere Ursachen wie Querschnittslähmung, Alkoholmissbrauch, Rauchstopp

Lieber langsam

Grundsätzlich gilt: Wenn Grunderkrankungen vorliegen, sollte eine Gewichtsreduktion immer mit der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt besprochen werden. Denn infolge von Gewichtsveränderungen muss möglicherweise die Dosis der eingenommenen Arzneimittel angepasst werden. Zudem baut der Körper beim Abnehmen im Alter nicht nur Fettdepots, sondern auch verstärkt Muskel- und Knochenmasse ab. Das kann zu Einschränkungen der Beweglichkeit führen und die Sturzgefahr erhöhen. Um diesem Risiko entgegenzuwirken, sollte trotz der reduzierten Kalorienzufuhr eine ausreichende Versorgung mit Eiweiß und anderen Nährstoffen durch eine vollwertige Mischkost erfolgen und dem Muskel- und Knochenabbau durch Bewegung entgegengesteuert werden. Extreme oder einseitige Diäten und Hungern sollten vermieden werden, sie führen zu Nährstoffmangel und Jo-Jo-Effekt. Günstig ist eine langsame Gewichtsabnahme von 0,5 – 1 kg pro Monat.

Die Top-3-Diäten

Ein Beispiel für eine geeignete Art abzunehmen, ist die Mittelmeerdiät. Sie ist die Nummer Eins in dem vom U. S. News & World Reports durchgeführten Diät-Ranking 2023 [4]. Eigentlich handelt es sich hierbei um eine ausgewogene mediterrane Ernährung mit viel Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen, viel Fisch und wenig Fleisch und mit vielen ungesättigten Fetten, vor allem nativem Olivenöl. Diese Ernährungsform soll zugleich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren und möglicherweise vorbeugend gegen Demenz wirken [5].

Platz zwei belegt die Dash-Diät (= „Dietary Approaches to Stop Hypertension“, der „Diätetische Ansatz zum Stopp von (Blut)Hochdruck“), die vom US-amerikanischen National Heart, Lung and Blood Institute (NHLBI) entwickelt wurde. Hier wird vor allem auf Fett und Cholesterol-reiche Nahrung verzichtet. Verzehrt werden überwiegend Gemüse, Obst, Fisch und fettarme Milchprodukte, eiweißreiche Lebens­mittel wie Hülsenfrüchte und Eier und vollwertige Getreidesorten. Diese Ernährung soll die Blutdrucksenkung unterstützen. In beiden Konzepten erfolgt eine langsame Gewichtsabnahme, wenn die tägliche Kalorienaufnahme durch kleinere Portionen beschränkt wird.

Auf dem dritten Platz des Rankings liegt die Flexitarier-Diät (flexibel vegetarische Ernährung), eine pflanzenbasierte Ernährung. Sie besteht zu einem überwiegenden Anteil aus pflanzlichen Lebensmitteln wie Gemüse und Obst, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchten, Nüssen und pflanzlichen Ölen. Ergänzend wird eine geringe Menge an Lebensmitteln tierischer Herkunft verzehrt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt diese halbvegetarische Ernährung und zählt auch die mediterrane Diät dazu.

Was zusätzlich helfen kann

Da im Alter ungesunde Ernährungsgewohnheiten oft schon sehr lange bestehen und schwer abzulegen sind, ist für viele eine schrittweise Umstellung sinnvoll. Oft fehlt es auch am Bewusstsein, dass beispielsweise die abendliche Tüte Chips zum Fernsehen oder das Bier zum Essen maßgeblich zum Kalorien-Überschuss beitragen. Hier kann eine professionelle Ernährungsberatung helfen oder die Teilnahme an einem zertifizierten Abnehm-Programm. Für Technik-affine Senioren gibt es auch zertifizierte Apps zum Abnehmen und Onlinekurse. Manche Krankenkassen bieten eigene Programme an oder übernehmen im Einzelfall zumindest einen Teil der Kosten. Bei Adipositas kann die Ärztin oder der Arzt bestimmte Apps (z. B. von Oviva) auf Rezept verschreiben. Daher kann man in der Apotheke auf jeden Fall empfehlen, bei der Krankenkasse nachzufragen.

Intervallfasten

Eine Empfehlung – auch für Senioren – kann zudem das Intervallfasten sein. Hierbei werden entweder zwei Tage pro Woche gefastet (max. 600 kcal pro Tag) und fünf Tage normal gegessen (5 : 2-Methode), oder es wird täglich sechzehn Stunden gefastet und nur in den verbleibenden acht Stunden gegessen (16 : 8-Methode) [6]. In einer Pilot­studie der Technischen Universität Berlin wurde die 16 : 8-Methode über vier Wochen unter Alltagsbedingungen bei 45- bis 78-Jährigen im Rahmen eines Vorher-Nachher-Vergleichs untersucht. 58% der 74 Teilnehmenden hatten mindestens eine Begleiterkrankung. Die Methode führte unter Alltagsbedingungen zu einer relevanten Gewichtsabnahme und zu einer Reduktion des Bauchumfangs, ohne den allgemeinen Gesundheitszustand zu beeinträchtigen [7]. Größere Studien gerade zu Älteren stehen noch aus, doch könnte das Intervallfasten positive Effekte auf Insulinresistenz, Dyslipidämie Bluthochdruck und Entzündungen haben [8, 9].

Bewegung – das A und O gerade im Alter

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt zur Förderung der Gesundheit für Menschen über 65 Jahren mindestens 2,5 Stunden pro Woche körperliche Aktivität. Regelmäßige Bewegung im Alltag verbessert das körper­liche und geistige Wohlbefinden und fördert die Gesundheit im Alter, da Gleichgewicht, Koordination, Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit trainiert werden. Damit bleiben Alltagskompetenzen erhalten, was ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Bewegung beeinflusst auch im Alter häufige Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen positiv.

Trotz der nachgewiesen günstigen Wirkung von regelmäßiger Bewegung erreichen in Deutschland 82 % der 60- bis 69-Jährigen und 86,4 % der 70- bis 79-Jährigen die Mindestempfehlung der WHO von 2,5 Stunden körperlicher Aktivität pro Woche nicht. Ein Beispiel für ein niedrigschwelliges Angebot, das dem Bewegungsmangel entgegenwirken soll, ist das AlltagsTrainingsProgramm (ATP), das die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gemeinsam mit Kooperationspartnern aus Wissenschaft und Sport entwickelt hat [10]. Es richtet sich an Menschen ab 60 Jahren und bietet einfache Tipps, um mehr Bewegung in den Alltag zu bringen.

Medizinische Unterstützung

In den sozialen Medien wird die „Abnehmspritze“ Wegovy® gerade sehr propagiert. Wegovy® enthält den GLP-1-Rezeptor-Agonisten Semaglutid und ist bei Erwachsenen mit einem Body-BMI ≥ 30 kg/m2 sowie bei Erwachsenen mit starkem Übergewicht (BMI ≥ 27 kg/m2) und mindestens einer gewichtsbedingten Komorbidität, z. B. Prädiabetes, Hypertonie oder obstruktivem Schlafapnoe-Syndrom, zu­gelassen. In dem Präparat Ozempic® wird Semaglutid (teil­weise in niedrigerer Dosierung) gegen Diabetes Typ 2 eingesetzt. In beiden Fällen wird es einmal wöchentlich subcutan injiziert. Die GLP-1-Agonisten wirken wie das körpereigene Darm­hormon GLP-1: Sie stimulieren die Insulin-Sekretion, vermindern die Glucagon-Freisetzung, verlangsamen die Magenentleerung und reduzieren den Appetit. Anfang Dezember kam der duale Agonist Tirzepatid (Mounjaro®) für Diabetiker in Deutschland auf den Markt, der agonistisch am GLP-1- und GIP-Rezeptor (GIP = Glucose-abhängiges insulinotropes Peptid) wirkt. Gemäß den Zulassungsstudien ist Tirzepatid noch wirksamer als die GLP-1-Rezeptor-Agonisten. Eine Indikationserweiterung für Adipositas und übergewichtige Patienten mit weiteren gewichtsbedingten Erkrankungen ist bereits beantragt. In Deutschland sind die verfügbaren Präparate rezeptpflichtig. Von den gesetzlichen Kranken­kassen werden nur die Fertigarzneimittel zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 erstattet. Nicht zu vernachlässigen sind auch die möglichen Nebenwirkungen: Neben häufigen gastrointesti­nalen Beschwerden kann auch eine Pankreatitis oder eine Verschlechterung der Nierenfunktion bei bestehender Niereninsuffizienz auftreten. Zudem kommt es bei Absetzen von Wegovy® zu einer erneuten Gewichtszunahme, sodass das Präparat wahrscheinlich dauerhaft angewendet werden muss. Die Entscheidung, ob ein derartiges Präparat zur Gewichtsabnahme eingesetzt werden kann, müssen Ärztin oder Arzt und betroffene Personen gemeinsam unter Ab­wägung der Risiken und auch der Kosten treffen.

Ernährungstipps

  • Jedes Essen bewusst genießen, also nicht essen, während der Fernseher läuft oder die Zeitung gelesen wird.
  • Wenn man gerne große Portionen nimmt: einen kleineren Teller verwenden, denn der sieht auch bei kleineren Mengen voll aus.
  • Möglichst kalorienfreie Getränke wie Leitungs- oder Mineralwasser, ungezuckerte Kräuter- und Früchtetees oder kalorienarme Flüssigkeiten wie verdünnte Saftschorlen trinken, Kaffee oder Tee besser mit Milch als mit Sahne und möglichst ohne Zucker.
  • Ausreichende Mengen Flüssigkeit trinken, ca. 1,5 – 2 Liter pro Tag, sofern die Trinkmenge nicht wegen bestehender Erkrankungen eingeschränkt werden muss. Bei fehlendem Durst kann man sich beispielsweise morgens eine volle Flasche bereitstellen und bis zum Abend austrinken oder zu jedem Essen ein großes Glas Wasser oder Ähnliches stellen, das getrunken wird, bevor man wieder vom Tisch aufsteht.
  • Wenn möglich dreimal täglich Gemüse oder Salat essen, die enthaltenen Ballaststoffe sättigen gut und regen die Verdauung an. Die Mengen sollten daran angepasst werden, was vertragen wird.
  • Eiweißreiche Lebensmittel wie mageres Fleisch, fettarme Milch und Milchprodukte, Fisch, Hülsenfrüchte sowie Vollkorngetreideprodukte verzehren, um den Muskelabbau gering zu halten.
  • Fettarme Milch- und Milchprodukte (Milch und Joghurt mit 1,5% Fett, Magerquark, Schnittkäse bis 30% Fett in der Trockenmasse) und fettarme Aufschnitte wie Schinken, Kassler oder Putenbrust­aufschnitt bevorzugen.
  • Zwischen den Mahlzeiten Abstände von vier bis fünf Stunden einhalten, damit der Glucose- und somit der Insulinspiegel im Blut absinken können. Daher wäre es optimal, nur dreimal täglich zu essen.
  • Wenn diese längeren Zeiträume nicht eingehalten werden können und Zwischenmahlzeiten eingenommen werden, sollten sie kalorienarm sein, beispielsweise etwas Obst oder eine Handvoll Nüsse. Kuchen in Maßen ist möglich, sollte aber in der Gesamtbilanz der Energiezufuhr berücksichtigt werden: Also am Abend vielleicht nur einen Salat. Hier ist Obstkuchen – aber bitte ohne Sahne – besser als Torte!
  • Nicht zu streng mit sich sein, sonst nimmt die Motivation schnell ab!

Bariatrische Chirurgie

Wenn bei stark übergewichtigen Personen alle Abnehm-Versuche erfolglos sind, kann unter Abwägung der gesundheitlichen Gesamtsituation auch bei älteren Menschen eine magenverkleinernde Operation erwogen werden. Das bewirkt in der Regel einen deutlichen Gewichtsverlust, doch handelt es sich hierbei um einen großen chirurgischen Eingriff, der den Magen-Darm-Trakt anatomisch verändert und vom Patienten postoperativ eine intensive Mitwirkung und Bereitschaft zu Veränderungen erfordert. Ob das im Alltag von der Einzelperson geleistet werden kann, muss individuell eingeschätzt werden [11].

Die Motivation

Gerade im Alter ist die Änderung von Lebensgewohnheiten nicht einfach. Wenn Senioren in der Apotheke über ihre kleinen Erfolge oder Misserfolge im Kampf gegen die Pfunde berichten, lohnt es sich immer wieder, an die positiven Wirkungen ihrer Bemühungen zu erinnern: Viele Altersleiden wie schmerzende Gelenke, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Herzerkrankungen und entzündliche rheumatische Erkrankungen können durch eine Gewichtsabnahme positiv be­einflusst werden!

Literatur

 [1] Mensink GBM Schienkiewitz A et al. Übergewicht und Adipositas in Deutschland. Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsbl 2013,56:786-794. 10.1007/s00103-012-1656-3.

 [2] Obesity: preventing and managing the global epidemic. Report of a WHO consultation. World Health Organization technical report series. Genf 2000;894:i-xii,1-253. Epub 2001/03/10.

 [3] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). gesund-aktiv-aelter-werden.de > Gesundheitsthemen > Gesund essen im Alter > Ernährung be Erkrankungen und Beschwerden > Über­gewicht und Adipositas. Abgerufen am 27.12.2023

 [4] U.S. News & World Reports. Best Diets Overall 2023, abgerufen am 28.12.2023

 [5] Ballarini T van Lent DM et al. Mediterranean Diet, Alzheimer Disease Biomarkers and Brain Atrophy in Old Age.Neurology. 2021 Jun 15;96(24): e2920-e2932. doi: 10.1212/WNL.0000000000012067

 [6] Kampet C Günzel S et al. Intervallfasten in der Altersgruppe 45 plus. Abnahme von Körpergewicht und Bauchumfang im Alltagssetting. Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 2020,04. https://www.rosenfluh.ch/47866.

 [7] Berg A Bischof C et al. Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur „Prävention und Therapie der Adipositas“, Version 2.0 April 2014, hrsg. von: Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) e.V ., Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) e. V., Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) e. V.

 [8] de Cabo R, Mattson MP. Effects of Intermittent Fasting on Health, Aging, and Disease. N Engl J Med. 2019;381(26):2541-2551. doi: 10.1056/NEJMra1905136. Erratum in: N Engl J Med. 2020 Jan 16;382(3):298.

 [9] Mattson MP Longo VD et al. Impact of intermittent fasting on health and disease processes. Ageing Res Rev. 2017;39:46-58. doi: 10.1016/j.arr.2016.10.005.

 [10] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). gesund-aktiv-aelter-werden.de > Bewegung > AlltagsTrainingsProgramm(ATP). Abgerufen am 27.12.2023

 [11] Fitch AK, Bays HE. Obesity definition, diagnosis, bias, standard operating procedures (SOPs), and telehealth: An Obesity Medicine Association (OMA) Clinical Practice Statement (CPS) 2022. Obes Pillars. 2022;1:100004. doi: 10.1016/j.obpill.2021.100004.


Apothekerin Dr. Karin Krämer
redaktion@daz.online


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