Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

21.01.2024, 07:30 Uhr

Sorgt für Zusatzärger und Retaxgefahr in Apotheken: das E-Rezept. (Foto:Alex Schelbert)

Sorgt für Zusatzärger und Retaxgefahr in Apotheken: das E-Rezept. (Foto:Alex Schelbert)


Die Freude übers E-Rezept, so es sie jemals gegeben hat, ist längst verflogen. Technische Probleme, von Praxen fehlerhaft ausgestellte Rezepte und mehr machen den Apotheken Stress pur. Und jetzt kommt auch noch das Card-Link-Verfahren (der Gematik sei „Dank“), bei dem man die elektronische Gesundheitskarte (eGK) nicht mehr ins Lesegerät der Apotheke stecken muss, sondern nur aufs Smartphone legt und die Kartennummer eingibt – und schwupps ist das E-Rezept bei DocMorris, beim Versandhaus oder einer anderen Plattform. Aus der Traum von der eGK-Methode pro Vor-Ort-Apotheke. Außerdem: Die Abschaffung der Präquali kommt nicht voran, weil die Kassen zicken. Und die ABDA klopft sich in Schladming auf die Schultern: „Die Berufspolitik ist erfolgreich gewesen, außer in einem Punkt: der Erhöhung des Honorars." Au, das tut weh.

15. Januar 2024

Es sieht nach fester Entschlossenheit aus: „Das kann und darf so nicht kommen!“, sagte der Präsident der Bundesapothekerkammer, Thomas Benkert. Gemeint sind die Pläne von Bundesgesundheitsminister Lauterbach, den Apotheken keine Honoraranpassung zu gewähren, sondern das Apothekenhonorar nur umzuverteilen, umzustrukturieren und eine sogenannte Apothekenreform durchzuziehen, bei der letztlich auch Light-Apotheken möglich sein sollen. Benkert geht davon aus, dass die Apotheken mit den bisherigen Protesten ihren Forderungen zwar Nachdruck verliehen haben. „Fakt ist aber, dass die Politik bislang nicht bereit war, unsere wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu stabilisieren“, so seine realistische Einschätzung. Richtig erkannt, mein liebes Tagebuch, die Politik bewegt sich keinen Millimeter, wenn es um unsere Honorarerhöhung geht. Für fast alle anderen Bereiche hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) Inflations- und Kostenausgleiche vorgenommen. Sogar die Hausärzteschaft hat ihre gewünschte Entbudgetierung bekommen. So ist es auch für Benkert „unverständlich und nicht nachvollziehbar, dass es bei den Apotheken nicht möglich sein soll, diese für ihre Leistungen, aber auch die damit verbundenen enorm gestiegenen Kosten angemessen zu vergüten.“ Mein liebes Tagebuch, es ist in der Tat nicht nachvollziehbar, warum das BMG die Apotheken mittlerweile schon viele Jahre am Hungertuch nagen lässt – und jedes Jahr sterben mehr Apotheken. Warum wird das Apothekenhonorar nicht angepasst? Was sind die Gründe und Hintergründe? Geht das Ministerium davon aus, dass es den meisten Apotheken noch immer gut geht – wenn solche Honorarforderungen aus dem angenehmen österreichischen Wintersportort Schladming nach Berlin geschickt werden? Will Lauterbach, will das BMG die Apothekenzahl weiter reduzieren, um Kosten zu sparen? Ist das die Lauterbach-Denke: Wenn die Zahl der schwachen Apotheken  abnimmt, können die verbleibenden Apotheken gut überleben ohne Honorarerhöhung, und zusätzlich ein paar Light-Filialen betreiben? Oder wertschätzt Lauterbach, wertschätzt die Politik die Arbeit der Apotheken nicht wirklich? Oder ist es eine toxische Mischung aus allem? Zurück zu den Tatsachen: Die Politik macht für uns kein Geld locker. Und nun, wie geht’s weiter? Dazu war von Benkert nichts zu hören. Er berichtete noch von einer neuen Nachwuchskampagne der ABDA, die unter dem Titel „How to sell drugs offline“ junge Menschen für Apothekenberufe begeistern soll. Mein liebes Tagebuch, wir sind gespannt – ob die Kampagne auch vermittelt, dass die Honorierung im Apothekerberuf eher mau ist? Und noch eine Kampagne soll im ersten Quartal starten: Einer breiten Öffentlichkeit sollen die pharmazeutischen Dienstleistungen vorgestellt werden. Fein, der Haken dabei ist wohl, dass bisher noch viel zu wenige Apotheken solche Dienstleistungen anbieten: Es fehlt an Personal und Geld. So gesehen könnte die gutgemeinte Kampagne ins Leere laufen. Fazit: Das A und O ist und bleibt die Anpassung des Apothekenhonorars. Wenn das nicht läuft, kann man sich die Kampagne sparen. 

 

Der größte Feind des Apothekers ist …. – mein liebes Tagebuch, wir kennen diesen Spruch. Und er kann immer zitiert werden. Aktuell: Der Rechercheverbund von WDR, NDR und Süddeutsche Zeitung meldet, dass sich mehrere Apotheken illegal an den vom Bund beschafften Paxlovid-Packungen bereichert haben sollen – im Klartext: Diese Apotheken sollen ihre Paxlovid-Packungen ins Ausland vertickt haben. Was da wirklich dran ist, wird noch untersucht, es sollen allerdings schon Anzeigen gegen mehrere Apotheken mit Großbestellungen formuliert worden sein. Mein liebes Tagebuch, ja, schwarze und noch schwärzere Schafe gibt es immer und überall. Dass solche Meldungen in eine Zeit fallen, in denen rechtschaffene Apotheken um Honorarerhöhungen kämpfen, ist alles andere als gut.

 

Es war zu erwarten: Das E-Rezept nimmt (langsam) Fahrt auf und die Versender hängen sich dran. DocMorris startet seine Kampagne samt Werbespot mit einer fiktiven Familie, den Gesundbergs. Die Kampagne soll zeigen, wie leicht es ist, sein E-Rezept ans Versandhaus zu schicken: Einfach den ausgedruckten E-Rezept-Token (QR-Code) mit der DocMorris-App abfotografieren und ab geht die Post – die Arzneimittel sollen bereits einen Tag später eintreffen, verspricht der Versender. Nun ja, das war zu erwarten, DoMorris setzt alles daran, so viel E-Rezepte wie möglich abzufischen. Und außerdem gibt’s bei DocMorris noch bis zu 30 Euro Bonus pro Rezept! Mein liebes Tagebuch, zum Glück ist der ausgedruckte QR-Code nicht Standard, sondern die Einlösung mit der Gesundheitskarte. Aber DocMorris wirkt auf die Versicherten ein, das Praxisteam zu bitten, das E-Rezept auszudrucken – und schwupps halten sie den QR-Code zum Abfotografieren in Händen. Ist alles nicht schön.

 

16. Januar 2024

Es läuft einfach nicht rund, das E-Rezept. Laut einer DAZ-Umfrage haben nur weit weniger als 10 Prozent der Apotheken keine Probleme mit dem Einlösen der E-Rezepte, bei 45 Prozent blieben die auftretenden Schwierigkeiten „überschaubar“. Etwa ein Drittel gab an, dass es auch größere Probleme gab und 13,82 Prozent sagen: Es war ein großes Chaos. Auf alle Fälle geht das E-Rezept bei über der Hälfte der Apotheken mit einem deutlichen Mehraufwand einher. Fehlerhaft ausgestellte Rezepte seien dabei die Hauptursache für die Probleme – dabei, mein liebes Tagebuch, so wurde uns anfangs versprochen, sollte dies doch nicht mehr möglich sein. Ist es abero. Und nun? Mittlerweile wurde der Deutsche Apothekerverband (DAV) aktiv. Er forderte die Krankenkassen auf, nicht zu retaxieren. Zwei AOKen sollen sich dazu bereit erklärt haben. Aber da fehlen noch einige.. Es wäre doch „sehr hilfreich“, sagt die stellvertretende DAV-Vorsitzende Anke Rüdinger, „wenn sich das gesamte Krankenkassenlager dem anschließt und in der Startphase des E-Rezeptes gänzlich auf Retaxationen verzichtet“. Ja, mein liebes Tagebuch, das wäre nicht nur hilfreich, das ist ein Muss! Die Friedenspflicht muss verlängert werden – es darf nicht sein, dass die Apotheken unter den von den Praxen fehlerhaft ausgestellten E-Rezepten leiden und dafür blechen müssen.

 

17. Januar 2024

Immerhin, die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat schon mal Verständnis für die Apotheken: Der Deutsche Apothekerverband (DAV hatte sich nämlich auch an die KBV gewandt und auf die von den Praxen fehlerhaft ausgestellten Rezepte hingewiesen und auf die möglichen Retaxationen für Apotheken. Die KBV will sich z. B. dafür einsetzen, dass die Praxen nicht die Stapelsignatur verwenden, bei der es mitunter vorkomme, dass die Apotheken die Rezepte nicht abrufen können, sondern die Komfortsignatur der E-Rezepte nutzen. Außerdem haben die Versicherten Anspruch auf einen Papierausdruck des Tokens. Manche Praxen verweigern ihren Patientinnen und Patienten diesen Ausdruck, warum auch immer (Kosten für Papier und Drucker?). Der DAV setzt sich dafür ein, die KBV möge die Ärztinnen und Ärzte doch auf diesen Anspruch der Patienten hinweisen. Warum eigentlich? Mein liebes Tagebuch, die Patienten nehmen den Ausdruck, fotografieren ihn ab und schicken ihn ans Arzneimittel-Versandhaus. Ist nicht wirklich gut.

 

18. Januar 2024

Die Hamburger Apothekerkammer (mittlerweile eine Delegierten- und keine Vollversammlung mehr) hat einen neuen Präsidenten: In einer Kampfabstimmung setzte sich Holger Gnekow gegen den bisherigen Kammerpräsidenten Kai-Peter Siemsen durch, der ebenfalls kandidierte. Siemsen wird’s verkraften, er wurde für seine langjährigen Verdienste um die Kammer zum Ehrenpräsidenten ernannt. Gnekow ist kein Unbekannter in Hamburg und darüber hinaus. Mit seiner Tochter Heike betreibt er gemeinsam die Privilegierte Adler Apotheke in Hamburg-Wandsbek, die zu den großen Apotheken gehört mit einem umfangreichen Angebot zur Verblisterung und täglichen (auch feiertags) Öffnungszeiten von 8 bis 24 Uhr. Gnekow engagiert sich bereits seit Jahrzehnten berufspolitisch – mein liebes Tagebuch, wir wünschen ihm ein gutes Standing, Kraft, Verve und Esprit. Und für Kai-Peter Siemsen hoffe ich, dass er die Ehrenpräsidentschaft nutzt, weiterhin, wenn nötig, kritisch auf die Berliner Standespolitik zu schauen und sich einzumischen.

 

Lauterbach will homöopathische und anthroposophische Arzneimitteln als Kassen-Satzungsleistung streichen. Hatte er schon vor längerer Zeit mal vor, jetzt wird er’s wohl erreichen. Viel werden die Kassen dadurch nicht einsparen. Die Streichung wird damit begründet, dass „für die Wirksamkeit entsprechender Arzneimittel und Leistungen keine hinreichende wissenschaftliche Evidenz vorliegt“. Mein liebes Tagebuch, ist so, Homöopathika wirken nicht mehr als Placebos, aber nun ja, bei manchen reicht die Placebo-Wirkung aus. Ihnen steht immer hin noch der Weg offen, private Zusatzversicherungen dafür abzuschließen. Das Magazin der Spiegel kommentiert, Homöopathie und andere alternativmedizinischen Verfahren seien Teil des Lifestyles. Und das Magazin setzt eins drauf: „Homöopathische Globuli gehören in den Drogeriemarkt neben die Nahrungsergänzungsmittel. Oder gleich ins Süßwarenregal.“ Nun ja, so weit geht Lauterbach nicht, er lässt sie in der Apotheke. Die Streichung von Homöopathika als  Kassenleistung ist allerdings nicht alles, was er mit seinem  Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz vorhat. Er schenkt den Hausärzten, wie angekündigt,  die Entbudgetierung. Außerdem zementiert Lauterbach mit diesem Gesetz u. a. sein Vorhaben, Gesundheitskioske einzuführen. Im Jahr 2024 sollen es deutschlandweit rund 30 sein, etwa 220 Kioske sollen in den nächsten drei Jahren folgen. Finanziert werden sie zu rund drei Viertel von der GKV. Mein liebes Tagebuch, für diese Parallelstruktur wird Geld locker gemacht, für die Apotheken nicht.

 

19. Januar 2024


Die Pflicht zur Präqualifizierung bei apothekenüblichen Hilfsmitteln soll wegfallen – ist gesetzlich beschlossen (steht im Lieferengpassgesetz, dem ALBVVG), so weit so gut. Aber bevor diese Regelung wirksam werden kann, müssen sich der Deutsche Apothekerverband und der GKV-Spitzenverband darüber einigen, welche Hilfsmittel unter diese Regelung fallen. Und es kommt, wie vorausgesagt: Die Einigung kommt nicht zustande, weil die Kassen vollkommen ignorant sind. Wie der ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold in einer berufspolitischen Veranstaltung beim Pharmacon-Kongress in Schladming sagte, halten es die Krankenkassen nicht einmal für notwendig, sich mit der Apothekerschaft an einen Tisch zu setzen, um über die Frage, welche Hilfsmittel unter diese neue Regelung fallen, zu verhandeln. Mein liebes Tagebuch, was für eine unsäglich despektierliche Haltung der Kassen! Despektierlich gegenüber der Apothekerschaft, aber auch gegen die Abgeordneten, die dieses Gesetz beschlossen haben und damit ein Ziel verfolgen. Wie geht’s nun weiter? Vermutlich wird auch hier wieder die Schiedsstelle tätig werden müssen. Bis 27. April muss eine Regelung gefunden werden.

 


Die berufspolitische Diskussionsveranstaltung im Rahmen des Pharmacon- Fortbildungskongresses in Schladming ist immer wieder gut für Überraschungen und Einblicke in die Selbstwahrnehmung unserer ABDA. Den Fragen der Kongressteilnehmenden stellten sich in diesem Jahr lediglich ABDA-Hauptgeschäftsführer Sebastian Schmitz, der Präsident der Bundesapothekerkammer Thomas Benkert und ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold; die ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und der Chef des deutschen Apothekerverbands, Hans- Peter Hubmann, weilten in ihrem wohlverdienten Urlaub. Es sei ihnen gegönnt. Aber ganz klar, die Notwendigkeit, sich als Standesvertretung professioneller aufzustellen, sehe man nicht. tönte es vom Podium. Es gebe doch eine Stabsstelle Kommunikation und externe Experten, mit denen man zusammenarbeite, so Benkert. Ja, mein liebes Tagebuch, und außerdem, so Hauptgeschäftsführer Schmitz, erachte man das eigene Tun ohnehin als erfolgreich. Dazu das  klare Statement von Schmitz: „Die Berufspolitik ist erfolgreich gewesen, außer in einem Punkt: der Erhöhung des Honorars.“ Hach, mein liebes Tagebuch, wer hätte das gedacht – das glaubt unsere  Spitze tatsächlich. Und ein anderes Beispiel für Basisnähe: Die Standesvertretung appellierte immer wieder an ihre Kolleginnen und Kollegen, doch bitte die pharmazeutischen Dienstleistungen anzubieten. Man sehe zwar, dass dies aufgrund von Personalmangel und Lieferengpässen nicht einfach sei – aber andere Apotheken schafften es doch auch. Mein liebes Tagebuch, wie abgehoben muss man sein, um Kolleginnen und Kollegen so vor den Kopf zu stoßen? Und es geht noch besser: Als sich eine Kollegin über den schlechten Informationsfluss der ABDA in Richtung Kollegenschaft beklagte, meinte Schmitz: „Wenn man möchte, bekommt man Informationen“, Ein fehlendes Verständnis von Politik führe zu Informationslücken. „Ich kann sie nur auffordern, in alle Kanäle zu schauen,“ so der Hauptgeschäftsführer. Au weia, mein liebes Tagebuch, das sind die allseits beliebten ABDA-Sternstunden von Basisnähe und Service-Freundlichkeit.

 

Anfangs dachte man, was für eine gute Sache, das Einlösen von E-Rezepten über die elektronische Gesundheitskarte (eGK): geht nur vor Ort in der Apotheke und die Versender sind außen vor. Denkste! Mittlerweile gibt es eine technische Lösung, E-Rezepte mit der eGK einzulösen, ohne sie ins Terminal der Apotheke zu stecken. Card-Link-Verfahren heißt das Zauberwort, das die Gematik extra für die lieben Versender entwickelte, damit diese von der eGK nicht ausgeschlossen sind. Und so läuft es ab: Wenn Versicherte die App der Versender oder eine andere Plattform nutzen, die dafür vorbereitet ist, müssen sie nur noch ihre NFC-fähige eGK auf ihr NFC-fähiges Smartphone legen, ihre Kartennummer (keine PIN!) eingeben. Und schon können sie ihr E-Rezepte einsehen und in den Warenkorb des Versenders legen (das E-Rezept wird durch diesen Vorgang über die Telematikinfrastruktur an eine Apotheke der Wahl übermittelt). Ist nicht wirklich schön für die Vor-Ort-Apotheke. Um diese NFC-Methode nicht nur den Versendern zu überlassen, will auch die Plattform gesund.de den Apotheken, die bei dieser Plattform mitmachen, anbieten. Mein liebes Tagebuch, wenn es nun mal das Card-Link-Verfahren gibt, darf man es nicht den Versendern überlassen. Es ist wohl damit zur rechnen, dass auch andere Plattformen diese Übertragungsmöglichkeit nutzen werden. Unterm Strich wird’s für die Vor-Ort-Apotheken nicht einfacher, ihren Kundinnen und Kunden zu vermitteln, das E-Rezept in der Vor- Ort-Apotheke einzulösen….

 

So bockig wie Lauterbach sind zum Glück nicht alle SPD-Politiker. Es gibt auch einige, die sehr wohl Verständnis für die Forderungen der Apotheken zeigen und deren missliche Lage erkennen. Zum Beispiel Matthias Mieves, der stellvertretende gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. Er wandte sich an den Bundesgesundheitsminister und versuchte ihm klar zu machen, wo es bei der Digitalisierung hakt, z. B. bei der Einbindung von Pflegeheimen in die Anforderung und den Transport des E-Rezept-Tokens an die versorgende Apotheke. Mieves schlägt vor, dass Arztpraxen das E-Rezept doch direkt an die heimversorgenden Apotheken übermitteln können. Mieves möchte außerdem neben einigen anderen Verbesserungen, dass ein E-Rezept bereits in der Praxissoftware der Ärzte geprüft wird, so dass kein fehlerhaft ausgestelltes Rezept die Apotheke erreicht. Auch die oft fehlenden oder unzureichenden  Arztbezeichnungen sollten aus dem Anforderungskatalog gestrichen werden. Überhaupt sollte es bei „rein technischen Fehlern“ eine Friedenspflicht für die Krankenkassen geben. Mein liebes Tagebuch, Dank an Matthias Mieves! Wir können nur hoffen, dass Lauterbach den Vorschlägen von Mieves aufgeschlossen gegenübersteht. Verständnis für die Apotheken zeigt auch SPD-Politiker Dirk Heidenblut. Nach einem Besuch in einer Apotheke, in der er viel über Lieferengpässe, E-Rezepte, Retaxationen und Honorierung erfuhr, wurde ihm klar, dass viele Vorstellungen der Politiker nicht den Tatsachen entsprechen. Heidenbluts Fazit: „Es muss mehr Geld ins System. Das Honorar muss steigen.“ Dank auch an ihn verbunden mit der Hoffnung, dass endlich mehr Politikerinnen und Politiker die Realität sehen und nicht die Lauterbachsche Scheinwelt.

 

Und hier noch meine Leseempfehlung fürs Wochenende: Professor Reinhard Herzog hat sich die Apothekenreform-Pläne Lauterbachs genau angeschaut und durchgerechnet, wie sie sich finanziell auswirken würden. Insbesondere hat er sich die Umschichtung des prozentualen Drei-Prozent-Rx-Aufschlags angesehen, die angekündigte Erhöhung der Notdienstvergütung und die sowieso vorgesehene Senkung des Kassenabschlags. Sein Fazit: Es gibt kein Plus für die Apotheken. Unterm Strich werden die Apotheken im Wesentlichen auf den Ist-Zustand eingefroren. Den Beitrag, der in der aktuellen AWA-Ausgabe erschienen ist, finden Sie hier.

 

Noch ein Hinweis zum Schluss: Der Verein Freie Apothekerschaft macht darauf aufmerksam, dass, anders als in meinem letzten Tagebuch angemerkt, die von diesem Verein verteilten Protestkarten zur Weitergabe an die Kunden nicht das Motiv von Lauterbach als Sensenmann oder Terminator zeigen. Dieses Motiv war nur auf Plakaten dargestellt. Die Protestkarten gebe es weiterhin, teilt Reinhard Rokitta, Vorstandsmitglied der Freien Apothekerschaft, mit. Im Übrigen, so Rokitta, sei das angeprangerte Plakat bereits im Februar vor einem Jahr auf der Homepage des Vereins veröffentlicht worden, ohne irgendwelche Beanstandungen. Und er stimmt dem lieben Tagebuch auch zu: „Sie haben recht: Bislang hat Herr Lauterbach zwar noch nicht mit uns gesprochen, aber vielleicht kommt der Tag, an dem er das will. Man weiß ja nie…"


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Globuli in der Drogerie

von Thomas Kerlag am 21.01.2024 um 21:18 Uhr

Blödsinn, weil der Kauf nicht hinterfragt wird. Mit dem Ergebnis, dass der Verweis auf den eventuell nötigen Arztbesuch entfällt

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„How to sell drugs offline“

von Thomas Beck am 21.01.2024 um 16:17 Uhr

"Er berichtete noch von einer neuen Nachwuchskampagne der ABDA, die unter dem Titel „How to sell drugs offline“ junge Menschen für Apothekenberufe begeistern soll. "

Soll das jetzt eine Kampagne sein für die Unterstützung der Alltagskämpfer am HV-Tisch In Gelsenkirchen, Saarlouis oder in Anklam?

"To sell"? Also wohl dann mit einem "sale"? "Alles muß raus!"

Oder in Anlehnung der Sprachkünste der hochumtriebigen Bundesaußenministerin ein "Bacon for Hope"? Oder etwa doch "beacon"?

Man wüßte es gern in diesen Zeiten des institutionellen Narzissmus.

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GKV

von Karl Friedrich Müller am 21.01.2024 um 10:44 Uhr

Wie in einem anderen Artikel zu lesen, erscheinen Vertreter der Krankenkassen einfach nicht zu Verhandlungen über die Präquali.
Ich finde das ziemlich verstörend, drückt das nicht nur mangelnde Wertschätzung aus, sondern tiefste Verachtung der Apotheken.
Ich frage mich, ob das nicht sowieso geplant ist. Wenn im Gesetz steht: verhandeln heißt das auf die lange Bank schieben und möglichst nicht umsetzen. Wir werden für dumm verkauft, um es freundlich auszudrücken.
Und wenn die Vertreter der GIV kämen? Und nur stumm rumsitzen? Nichts gewonnen.
Mittlerweile werden aber teure und stressige Audits durchgeführt mit sonderbaren Begründungen. Das ist Abzocke und Mobbing. Auch vom DAV.
Hier ist auch zu betrachten, dass nach der Honorarreform, sprich weitere Kürzung, später über eine Erhöhung „verhandelt“ werden soll.
Politik und Kassen linken uns. Nichts anderes.
Ich finde dieses Verhalten wäre schon einen Aufstand wert.
Die ABDA und DAV finden sich jedoch top und baden in Selbstzufriedenheit

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BP Schladming

von Dr.Diefenbach am 21.01.2024 um 10:35 Uhr

Beim Lesen des heutigen Tagebuches kann man- betreffend die Schladming Infos -eigentlich nur noch verärgert über die Standespolitik reagieren.WIE kann man Schladming in Zeiten wie diesen wählen??WIESO tut es halt mal nicht eine Kongresshalle in Deutschland.??ZAHLEN nicht die KollegInnen den Aufwand??18 % Beitragserhöhung erklären sich auch hier zum Teil.WIE kann die Spitze der Berufspolitik gerade jetzt in URLAUB sein???Das sind FAKTEN!! Das liest man in Berlin
und ich weiss ja, dass das Wohlfühlambiente einen grossen Teil der Sache einnimmt.
Die Berliner Bundespolitik ist an die Wand gefahren worden meist dank Grüner Dilettanz.Bei UNS
macht sich, ich nehme Frau Overwiening aus,auf der Ebene GANZ OBEN dasselbe Problem bemerkbar.WAS ist zB aus der Europapolitik der ABDA geworden,WO sind noch irgendwelche wissenschaftliche ERGEBNISSE,die draussen interessieren??WO fliessen jetzt die ganzen Erkenntnisse der Herren über ARMIN etc.eigentlich in die Praxis ein .da sollten sich ja Potenziale ergeben haben,die sich honorartechnisch niederschlagen.SO muss ich letztendlich jede Woche neue Artikel lesen, wie miserabel die Honorardebatte weiter vor sich hinsiecht

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Alpine Verhältnisse

von Ulrich Ströh am 21.01.2024 um 8:18 Uhr

Die Berufspolitik ist erfolgreich gewesen,…
außer

-In der öffentlichen Diskussion mit Lauterbach.
-der jetzt beschlossenen Etablierung von Gesundheitskiosken.
-der aktuellen Beibehaltung von Präqualifizierung.
-der Nichteinführung von pharm.Dienstleistungen.
-in der ungenügenden Wahrnehmung unseres Berufes in der Öffentlichkeit in den letzten zwei Monaten.

Als Normalo-Apotheker frage ich mich:

Lag es nur an der alpinen Luft von Scladmiing,
dass der ABDA-Hauptgeschäftsführer diese
Einschätzung so formulierte?

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