Allein das regelmäßige Kontakthalten ist für ehrenamtliche Personen nicht leistbar. Dazu kommt die inhaltliche Arbeit. Diese beginnt bereits vor der Regierungsbildung. Tiefgreifende Veränderungen im Gesundheitswesen entstehen nicht über Nacht. Im Gegenteil: Erste Ideen für Reformen findet man in Wahlprogrammen von Parteien. Während der Koalitionsverhandlungen werden diese dann mit dem zukünftigen Koalitionspartner verhandelt und schlussendlich im Koalitionsvertrag beschlossen. Und was im Koalitionsvertrag steht, wird in der Regel auch umgesetzt!
Früher aktiv werden
Erfolgreiche Unternehmen versuchen daher bereits während der laufenden Wahlperiode, Parteien von ihren Reformvorschläge zu überzeugen, damit diese spätestens zur nächsten Wahl in deren Wahlprogrammen und idealerweise dann im Koalitionsvertrag stehen. Schaut man sich alte Wahlprogramme von SPD, Bündnis 90/Die Grünen oder FDP an, dann findet man hier die ersten Ideenskizzen zur derzeitigen Arzneimittelversorgung, zu Gesundheitskiosken oder zur Digitalisierung.
Erfolgreiche Public-Affairs-Abteilungen kennen die Inhalte des Koalitionsvertrages genau und entwickeln gleich zum Anfang jeder Wahlperiode eigene Positionen und Forderungen zu den jeweils relevanten Punkten im Koalitionsvertrag. Denn erfolgreiche Interessenvertretung bedeutet, zur richtigen Zeit und am
richtigen Ort gehört und verstanden zu werden, und dafür muss man jederzeit seine eigenen Interessen kennen und zu den relevanten Themen sprachfähig sein.
Themen und Lösungsvorschläge platzieren
Eine ausschließliche kritische Begleitung von laufenden Gesetzgebungsprozessen reicht aber auch nicht aus. Um erfolgreich seine Ziele umzusetzen, bedarf es vielmehr Verhandlungsgeschick und Lösungsansätze. Wer möchte, dass Probleme in seinem Sinne gelöst werden, platziert seine Themen und Lösungsvorschläge, bevor der Gesetzgeber aktiv wird und eigene oft nicht praxistaugliche Vorschläge unterbreitet. Nicht nur Fordern, sondern auch Anbieten lautet daher die Devise!
Die Vergangenheit hat schon oft gezeigt, dass politische Stakeholder gerne praxisnahe Lösungsvorschläge annehmen. Werden diese dann auch noch von verschiedenen Playern vorgeschlagen – also nicht nur von einem Unternehmen oder einer Interessensgruppe –, ist die Wahrscheinlichkeit der Umsetzung sogar deutlich größer.
Pragmatisches Agieren
Professionelle Public-Affairs-Experten scheinen hier pragmatischer zu agieren als Ehrenamtler, die sich gerne innerhalb ihrer Community als Experte profilieren wollen. Klappern gehört natürlich zum Handwerk, und der Erwartungsdruck zahlender Mitglieder auf die Geschäftsstellen der Interessenorganisationen darf nicht unterschätzt werden. Dennoch sollten hier einige Ehrenamtler zum Wohle ihrer Gemeinschaft ihr Auftreten und ihre politische Kommunikation überdenken, denn das bloße lautstarke Kritisieren und Fordern läuft zunehmend ins Leere.
2 Kommentare
Lobby-Arbeit
von Dorf am 29.01.2024 um 12:42 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
professionelle Lobbyarbeit, DAV & ABDA
von Gundula Reitz am 29.01.2024 um 9:15 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.