Apokix-Umfrage

Nachwuchs als „wichtigste Investition“

29.04.2024, 17:50 Uhr

Was kann man tun, um den Job in der Apotheke für junge Bewerberinnen und Bewerber attraktiver zu machen? (Foto: DAZ / Schelbert)

Was kann man tun, um den Job in der Apotheke für junge Bewerberinnen und Bewerber attraktiver zu machen? (Foto: DAZ / Schelbert)


Bei der Suche nach Nachwuchs sehen sich die Apotheken vor spezielle Probleme gestellt. Mit welchen Herausforderungen sie kämpfen und was sie dagegen tun, das geht aus der jüngsten Apokix-Umfrage hervor.

Nachwuchs verzweifelt gesucht – dies ist eines der drängendsten Probleme vieler Apotheken zwischen Flensburg und Friedrichshafen. Offene Stellen können häufig nicht besetzt werden, die Arbeitsbelastung für die Belegschaft und Inhaber steigt. Die Suche nach Fachkräften belastet die meisten Apotheken. Das zeigt auch die aktuelle Apokix-Umfrage unter 162 Apothekeninhaberinnen und -inhabern der IFH Köln. Die Frage des Monats richtet sich im April nach dem Nachwuchs für das Apothekenteam. 

Laut Apokix-Umfrage haben 81 Prozent der befragten Apothekeninhaber in den letzten ein bis zwei Jahren versucht, PTA für ihre Apotheke zu rekrutieren. Auf der Suche nach Approbierten waren 72 Prozent. Um PKA bemühten sich 53 Prozent und um PhiP 46 Prozent. Die Rekrutierung jüngerer Mitarbeiter:innen hat bei Approbierten nur in 29 Prozent der Fälle „gut funktioniert“, 40 Prozent der Apotheken waren dabei „nicht erfolgreich“ (bei 31 Prozent hat es nur „bedingt funktioniert“). Bei den PTA sieht das Bild ähnlich aus: Hier fiel die Erfolgsquote mit 25 Prozent noch niedriger aus, 32 Prozent der Apotheken waren dabei „nicht erfolgreich“ und bei 43 Prozent hat die Rekrutierung „nur bedingt funktioniert“.

Was sind die größten Herausforderungen?

Zu den größten Herausforderungen bei der Gewinnung jüngerer Mitarbeiter:innen zählen laut Umfrage vor allem die mangelnden Verdienstmöglichkeiten aus Bewerbersicht (81 Prozent) und der Wettbewerb mit anderen pharmazeutischen Bereichen wie Krankenhaus, Wissenschaft, Industrie und Verwaltung (78 Prozent). Mangelnde Karrieremöglichkeiten (59 Prozent), zu hohe Ansprüche der Bewerber:innen an Arbeitszeiten aus Apothekensicht (51 Prozent), zu hohe Gehaltsvorstellungen von Bewerber:innen (44 Prozent) und zu hohe Arbeitsbelastung in der Apotheke aus Bewerbersicht (42 Prozent) werden als weitere Gründe genannt.

Bei der Rekrutierung setzen die Apotheken neben traditionellen Stellenanzeigen (69 Prozent) auf Aushänge (52 Prozent) und Social Media (41 Prozent). Bei den Social-Media-Kanälen nutzen die Apothekenteams vor allem Facebook (91 Prozent), Instagram (79) und LinkedIn/Xing (23). Eine untergeordnete Rolle spielen Tiktok (9) und Youtube (8). Auf Kooperationen mit Bildungseinrichtungen setzen 25 Prozent. Mit direkten Abwerbungen arbeiten nur 9 Prozent der Apotheken, auf Headhunter setzen lediglich 6 Prozent.

Benefits, Gehälter, flexible Arbeitszeitmodelle

Um jüngere Mitarbeiter:innen zu gewinnen, bieten die Apotheken in erster Linie flexible Arbeitszeitmodelle (78 Prozent), eine betriebliche Altersvorsorge (75), Weiterbildungsangebote (60) sowie überdurchschnittliche Gehälter (57) an. Dabei zeigen sich einige Arbeitgeber auch kreativ: Mit mobilitätsbezogenen Benefits wie Job-Ticket, Job-Fahrrad, Deutschlandticket (50 Prozent) oder sonstigen finanziellen Benefits wie Netflix-Abo, Sportangebote, Handygebühren (23) sowie einer frühzeitigen Verantwortungsübergabe/Leitungsfunktionen (27) oder mit Unterstützung bei der Kinderbetreuung (15) versuchen Apotheken jüngere Fachkräfte für sich zu gewinnen.

Dabei sehen 42 Prozent der Apotheken die Rekrutierung und Bindung junger Mitarbeiter:innen als „überlebenswichtig“, da die Apothekenteams immer älter werden. 44 Prozent sehen dies sogar als „wichtigste Investition“ für die Zukunft ihrer Apotheke. Nur 5 Prozent stellen lieber ältere Bewerber:innen ein, da sie über größere Berufserfahrung verfügen.  

Konjunkturindex steigt leicht – auf niedrigem Niveau

Beim Apotheken-Konjunkturindex, der als Stimmungsbarometer für die wirtschaftliche Entwicklung im deutschen Apothekenmarkt gilt, gibt es eine leicht steigende Tendenz: Die aktuelle Geschäftslage im April 2024 bewerten die befragen Apothekeninhaber mit 67,9 Punkten etwas besser als noch im März (59,2 Punkte) oder gar im Januar (50,0 Punkte). Bei einem Wert von 100 ist die Stimmung unter den Apothekerinnen und Apothekern ausgeglichen und der ist in weiter Ferne. Im April des Vorjahres lag der Wert bei 91 Punkten. Im April 2024 beurteilen nur 2 Prozent der Befragten die Geschäftslage als „sehr positiv“, 44 Prozent dagegen als „neutral“ und 12 Prozent als „sehr negativ“.

Die Geschäftsentwicklung in den kommenden 12 Monaten beurteilen die Befragten mit 48,1 Punkten zwar besser als noch im März (40,8 Punkte), im Vorjahr lag der Wert im April 2023 jedoch noch bei 54,5 Punkten. Nur 1 Prozent erwartet, dass sich die Entwicklung in den kommenden 12 Monaten „stark verbessert“, eine „leichte Verbesserung“ erwarten immerhin 6 Prozent. 33 Prozent gehen von einer „stabilen“ Lage aus und 22 Prozent glauben, dass sich die kommenden 12 Monate „stark verschlechtern“.


Stefanie Keppler, DAZ-Ressortleiterin
skeppler@daz.online


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