Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

02.06.2024, 07:30 Uhr

Ob reden noch hilft? (Foto: Alex Schelbert)

Ob reden noch hilft? (Foto: Alex Schelbert)


Den Apotheken steht eine Zeitenwende bevor. Ach was, sie sind mittendrin. Die Apothekenzahlen sind im Sinkflug. Klare Ansage aus dem Ministerium: Mehr Honorar ist für Apothekers nicht drin. Stattdessen ein umverteiltes Honorar von oben nach unten und Light-Apothekenfilialen unter PTA-Führung. Und was macht unsere Standesführung? Proteste? Vielleicht? Am Tag der Apotheke meint sie: „Wir müssen reden.“ Dass das nicht mehr hilft, meinen immer mehr Apothekerinnen und Apotheker. Die Freie Apothekerschaft macht was und freut sich über steigende Mitgliederzahlen. 

27. Mai 2024


Zeitenwende – seit der Zeitenwende-Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz wendet sich die Zeit gefühlt überall. Zeitenwende heißt: Eine neue Ära beginnt. Auch bei uns Apothekers. Aber nein,   eigentlich hat für die Apotheke die Zeitenwende schon längst begonnen, genau genommen sind wir schon mittendrin. Eingeläutet durch die Digitalisierung, das E-Rezept, die bevorstehende elektronische Patientenakte, aber auch durch von uns veranlassbare pharmazeutische Dienstleistungen. Eine Zeitenwende für die Apotheke lässt sich aber auch anders sehen: seit über zehn Jahren keine echte Honoraranpassung, Apothekensterben, Lieferengpässe und nun auch noch die vom Bundesgesundheitsminister vorgeschlagene Apothekenreform mit Apotheke light und einer PTA als Filialleitung. Das könnte eine Zeitenwende im schlechtesten Sinne bedeuten, meint auch Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer. In seiner Eröffnungsrede zum Fortbildungskongress in Meran sagte er: „Wir brauchen den Apotheker oder die Apothekerin in der Apotheke und nicht nur im sogenannten Bedarfsfall telepharmazeutisch zugeschaltet.“ Mein liebes Tagebuch, das sehen wir genauso. Man kann sich immer nur fragen: Was bezweckt Lauterbach mit seinem Vorschlag, PTA-Apotheken zu propagieren? Er fordert doch auch keine Arztpraxen, die vorübergehend nur mit Medizinischen Fachangestellten oder medizinisch-technischen Assistenten und Assistentinnen geführt werden dürfen. Ist ihm die Sicherheit bei der Arzneimittelabgabe und -beratung weniger wert? Mein liebes Tagebuch, man kann nur hoffen, dass dieser Punkt der Lauterbachschen Apothekenreform gestrichen wird. Ein weiteres Thema in Benkerts Rede: die prekäre finanzielle Situation vieler Apotheken. Ein Viertel der Apotheken sei mittlerweile akut existenzgefährdet. Ja, und damit sind wir wieder bei der Zeitenwende. Die ABDA findet bei Karl Lauterbach kein Gehör. Der Bundesgesundheitsminister sagt klipp und klar, dass es für die Apotheken keine Honorarerhöhung geben wird. Und Benkert wird Ende des Jahres aus dem Amt des Präsidenten der Bundesapothekerkammer ausscheiden und nicht wieder kandidieren.

 

28. Mai 2024

Der 7. Juni 2024 ist Tag der Apotheke. Das Aktionsmotto der ABDA in diesem Jahr: „Wir müssen reden. Die Apotheke.“ Gemeint ist damit, dass Apothekenteams mit Politikerinnen und Politikern ins Gespräch kommen sollen. Also, mein liebes Tagebuch, genau genommen ruft die ABDA alle Apothekenteams dazu auf, im Vorfeld der Europa- und Kommunalwahlen an die Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Kreis oder Kommune heranzutreten und das Gespräch zu suchen: Sorgen, Nöte, Forderungen, Lösungen. Von der ABDA kommen Infomaterialien zu den politischen Forderungen und zum Zustand der Arzneimittelversorgung. Nun, ja, alles nett, ob aber reden wirklich noch hilft? Seit über zehn Jahren „redet“ die ABDA mit Politikerinnen und Politiker oder versucht es zumindest. Seit über zehn Jahren ohne Erfolg. Keine Honoraranpassung, keine Honorardynamisierung. So sieht die traurige Bilanz aus. Und jetzt, am Tag der Apotheke 2024, heißt es noch immer „wir müssen reden“. Echt?

 

Tag der Apotheke – man könnte ihn auch Tag der Apothekenschließungen nennen. Das mögen sich wohl Kammer und Verband in Sachsen gedacht haben. Denn sie machen schon im Vorfeld des 7. Juni auf den „dramatischen Sinkflug“ der Apothekenzahlen in ihrem Bundesland aufmerksam. Es gebe in Sachsen nur noch weniger als 900 Apotheken, etwa so viel wie zuletzt vor knapp 30 Jahren. Geschlossen werden Apotheken auf dem Land und in der Stadt gleichermaßen. Und fast zehn Prozent der Apotheken in Sachsen seien defizitär, weitere dreißig Prozent befänden sich in einer wirtschaftlichen Schieflage und seien somit mittelfristig ebenfalls gefährdet, sagen Kammer und Verband. Mein liebes Tagebuch, die Frage bleibt: Wie erreicht man mit dieser Nachricht die Öffentlichkeit – und zwar so, dass die dramatische Lage erkannt wird?

 

Auch in Bremen, dem kleinsten Bundesland, schließen Apotheken: Allein im ersten Halbjahr wird es fünf Apotheken weniger geben und damit eben so viel im wie im ganzen Jahr 2023. Kammerpräsident Klaus Scholz sagt dazu: Apothekerproteste würden zur Kenntnis genommen, hätten aber nicht weitergeführt. Richtig, mein liebes Tagebuch, so ist es. Aber was hilft dann? Aus der Politik kommt auch in Bremen die Antwort, dass GKV und Bund kein Geld für die Apotheken hätten, so die Grünen-Politikerin Kappert-Gonther. Kammerpräsident Klaus Scholz zum Honorarproblem: „Wir können nur auf Gespräche und Einsicht bauen“. Und das, mein liebes Tagebuch, hat schon seit langem nicht geholfen.

 

29. Mai 2024

Den Vorschlag zur Umverteilung des Apothekenhonorars, wie von Lauterbach angedacht, hat der GKV-Spitzenverband dankend aufgegriffen – klar, so was nimmt die GKV in Ermangelung besserer Ideen gerne an. Und so eine Umverteilung kostet die GKV keinen Cent. Der Bundesverband Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) hält davon gar nichts. Der BVDAK-Vorsitzende wirft dem GKV-Spitzenverband vor, sich mit seinen Vorschlägen zum „Büttel des Gesundheitsministers“ zu machen, der ähnliche Pläne verfolge. Und überhaupt, so Hartmann, seien es die Kassen, die seit 2004 das System zu Tode sparen – die Lieferengpässe seien die Folge der vorwiegend preisgetriebenen Ausschreibungspraxis der Kassen. Mein liebes Tagebuch, vollkommen richtig. Hartmann stellt die Frage, ob wir wirklich 95 verschiedene Kassen brauchen. Obwohl das Leistungsangebot gleich ist, werden Versichertengelder für Marketing-Aktionen ausgeben. Und der Verwaltungsaufwand der Kassen beläuft sich jährlich auf rund zwölf Milliarden Euro. Mein liebes Tagebuch, da sollte man in der Tat die Sinnfrage stellen…

 

30. Mai 2024

Bald gibt es noch mehr Einlösemöglichkeiten für E-Rezepte. Die Techniker Krankenkasse geht da voran, sie hat von der Gematik die Zulassung für die Integration einer E-Rezept-Funktion in ihre Versicherten-App erhalten. Also, gut möglich, dass schon bald TK-Versicherte in der Apotheke ihr E-Rezept über die TK-App abrufen. Die TK-App versteht sich nach eigenen Angaben als Alternative zur Gematik-App, die bekanntlich noch relativ selten von Patientinnen und Patienten genutzt wird. Mein liebes Tagebuch, da werden mit Sicherheit bald weitere Krankenkassen mit ihren eigenen Apps folgen. (Auch hier: Das kostet Versichertengelder!)  Und vor langer Zeit dachte man mal, die Gematik-App bleibt die einzige App…

 

Im Saarland schrieb die Apothekerkammer die CDU-Fraktion an und konnte ihr deutlich machen, dass die Apotheken mit dem Rücken zur Wand stehen. Und dass die Eckpunkte der Apothekenreform von Lauterbach keine dringend benötigten Ressourcen bringen. Die Saar-CDU nahm diese Bitte um Unterstützung sehr ernst. Raphael Schäfer, parlamentarischer Geschäftsführer der Christdemokraten im Landtag, fordert daraufhin den Bundesgesundheitsminister auf, die Apotheken „nicht im Stich zu lassen, sondern ihnen finanziell unter die Arme zu greifen und damit eine flächendeckende Arzneimittelversorgung in unserem Land sicherzustellen“. Mein liebes Tagebuch, was wäre, wenn jede Kammer im Land ihre CDU-Fraktion zu ähnlichen Handlungen motivieren könnte?

 

31. Mai 2024

Von geplanten Protesten und Demos, von Eskalationsstrategien ganz zu schweigen, ist derzeit nichts aus dem Berliner Apothekerhaus zu vernehmen. Geht die ABDA wirklich noch davon aus, dass Reden, Umfrageergebnisse und Liebespostkärtchen der Apothekenkundschaft den Bundesgesundheitsminister beeindrucken könnten? Der Referentenentwurf für eine Apothekenreform wird vermutlich in Kürze veröffentlicht werden. Und dann? Ja, dann, mein liebes Tagebuch, wird dort schwarz auf weiß stehen, dass es keinen Cent mehr Honorar geben wird und Apotheken von PTA geführt werden dürfen. Wird die ABDA zu Protesten aufrufen? Die Apothekerverbände von Hessen und Thüringen jedenfalls fordern von der ABDA, sich unverzüglich auf Proteste gegen die Apothekenreform vorzubereiten. Da müssen deutliche Protestmaßnahmen in die Wege geleitet werden, sind sich die beiden Verbandschef Holger Seyfarth und Stefan Fink einig. Sie können sich z. B. mehrtägige Apothekenschließungen vorstellen. Die umgehende Vorbereitung solcher Maßnahmen halten sie für „extrem wichtig“, weil so „die Apothekerschaft in der Gesamtheit umgehend und zeitgleich mit der Veröffentlichung des Referentenentwurfs handlungsfähig ist“. Mein liebes Tagebuch, der Blick in andere Branchen hat gezeigt, dass man in der Politik ohne massive Protestmaßnahmen leider nicht mehr gehört wird. Am 6. Juni hat die ABDA anlässlich des bevorstehenden Tags der Apotheke zu einer Pressekonferenz geladen – vielleicht macht sie dann ja noch auf mögliche Protestmaßnahmen aufmerksam.

 

Der Verein Freie Apothekerschaft (FA), im Jahr 2010 gegründet und lange Zeit nur unter dem Radar sichtbar, schwimmt derzeit auf einer Welle des Zuspruchs: Laut einer Mitteilung der FA konnte das 1000. Mitglied gefeiert werden. Die Gründe: Viele Apothekeninhaberinnen und -inhaber dürften mit der Arbeit der ABDA unzufrieden sein. Das Apothekensterben schreitet in Windeseile fort. Und so wundert es nicht, wenn man Hoffnungen auf andere setzt, z. B. auf die FA. Sie wird von vielen als ein Verein wahrgenommen, der endlich den Finger in die Wunden legt. Konkret: Die FA engagiert sich aktiv z. B. beim Einklagen der Honoraranpassung, bei der Länderliste und bei der rechtswidrigen Werbung ausländischer Arzneimittellogistiker. Das jüngste Vorhaben der FA: Angesichts der Unzufriedenheit der Apothekerschaft mit den ausgehandelten Verträgen zwischen Deutschem Apothekerverband und GKV-Spitzenverband wird der Ruf laut, dass man das Thema Verhandlungen mit den Kassen endlich mal Profis überlassen sollte. Es sollten Profis sein, so die FA, die Gespräche zum Honorar/Festzuschlag führen. Mein liebes Tagebuch, kein schlechter Gedanke. Bisher versuchen sich auf unserer Seite bekanntlich Ehrenamtliche oder Verhandlungskommissionen aus Ehren- und Hauptamtlichen darin, die Verhandlungen mit Kassen zu führen. Aber dort sitzen nicht selten knallharte Verhandler. Ob unsere Seite den Kassen-Profis gewachsen ist, mag jeder selbst anhand der Vertragsergebnisse beurteilen. Die FA jedenfalls will „versuchen, einen professionellen Verhandler gegenüber der Politik und dem Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung zu gewinnen“. Das kostet natürlich, heißt es im Nachsatz, und daher freue man sich über weiteren Mitgliederzuwachs, so die 1. Vorsitzende der FA, Daniela Hänel.


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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7 Kommentare

Realitätssinn!?

von Reinhard Herzog am 02.06.2024 um 12:30 Uhr

"Wenn etwas schief gehen kann, dann geht es auch schief“ (Murphys Gesetz).

„Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen! Und ich lachte
und war froh – denn es kam schlimmer.“
(Otto Walkes)

Wer heute jammert, wird wohl in nicht wenigen Fällen bald zurückblicken und sich erinnern, wie gut es ihm doch einst ging.

Es wird immer noch nicht in der Breite realisiert, welche Großbaustellen und Mega-Aufgaben vor uns liegen - und was politisch-gesellschaftliche Priorisierung am Ende wirklich heißen wird.

Rechnet mit Ertrags-Stagnation oder sogar gewissen Rückgängen. Dazu sollte jeder seine Betriebe modellhaft auf dem Zahlenschirm haben (ohne solche Rechenmodelle bis hinab zum Einkommen fährt man Geisterbahn). Wenn es dann so kommt, ist es wenigstens überraschungsfrei.
Kommt es besser, hat man Grund zu ehrlicher Freude.

Und dazu wäre man gut beraten, endlich mal neue Märkte aufzutun und sich nicht immer nur vornehm zu zieren (Cannabis als prominentes Beispiel - wer so eine Mega-Chance in diesen Zeiten liegen lässt, aber lassen wir das ...).

Aber rechnet nicht damit, dass die große Rettung im Milliardenbereich von oben kommt. Prioritätensetzung eben ... und die Apotheken stehen in der Prioritätenskala des Gesundheitswesens und der Gesellschaft nun einmal nicht gerade an der Spitze.
Das mag man bedauern, beklagen, wütend darüber sein, lautstark protestieren (wenn man es denn mal wirklich täte) - nur, allzu viel helfen wird das alles nichts.

Siehe Prioritätenskala - sowie die eigene Bedeutung und Machtmittel. Arg limitiert, wenn man nur aus seiner starren "Apothekenburg" heraus agieren kann, diese aber schlicht ausgehungert wird ... (so wie es im Mittelalter ja leibhaftig vielen Burgherren erging). Und man selbst keine neuen Nahrungsquellen auftut, sondern sich bestenfalls mehr Arbeit einzukaufen gedenkt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Realitätssinn

von Anita Peter am 02.06.2024 um 13:07 Uhr

Vielleicht sollte man grundsätzliche Fragen klären:

-> Wieviele Apotheken will die Politik haben?
-> Wie soll die Versorgung der Zukunft aussehen? Versand? Automat?
-> Soll es weiterhin kostenfreie niedrigschwellige Zugänge zum Gesundheitssystem geben?
-> Ist es der Gesundheit der Bevölkerung besser oder schlechter gestellt mit mehr oder weniger Apotheken?

Am Geld kann es nicht liegen, dass eine Honoraerhöhung ausbleibt. Sonst würde man sich keine 90 Kassen leisten. Eine Erhöhung der Kassenbeiträge ist bei 90 Kassen ebenso nicht darstellbar. Sollen sich diese erstmal gesundschrumpfen und Synergieffekte realisieren. Ebenso würde man nicht Millionen von Menschen, die sich noch nie am Solidarsystem beteiligt haben, Zugang zum kostenfreien Gesundheitsystem gewähren.

Wie sie bereits schreiben, geht Deutschland einer unangenehmen Zukunft entgegen, und erst wenn die Pseudomoral nicht mehr wie eine Monstranz vor sich hergetragen wird, wird es sich wieder zum besseren ändern.

mehr PDL wagen

von Dr. House am 02.06.2024 um 11:56 Uhr

Die Apothekerschaft sollte vielleicht mal das Gedankenexperiment wagen und die gesamte Berufspolitik als eine Art Werkzeugkasten betrachten. Medikamente, also die Dinger, die wir bei einer Medikationsanalyse auf Plausibilität, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen untersuchen, sind ja eigentlich auch nur das Werkzeug, welche der Gesundheit dienen sollen. Also schlage ich vor, dass wir das, was wir in unseren schönen Fortbildungen gelernt haben mal abstrahieren und auf die Berufspolitik anwenden. Medikationsanalyse ABDA: Folgende Fragen könnten da interessant sein. Stimmt die Dosis, bzw das Verhältnis zwischen Kommunikation und berufspolitischer Handlung? Ist es sinnvoll immer den gleichen Blutdrucksenker, immer das gleichen Antibiotikum einzusetzen - und das über Jahrzehnte - wenn die Wirkung völlig ausbleibt, ja im Gegenteil der Blutdruck immer weiter ansteigt? Müsste wann nicht, wenn unser „Gesundheitsparameter“ das Apothekensterben immer neue Negativrekorde erzielt nicht darüber nachdenken die gesamte Medikation, also den gesamten berufspolitischen Werkzeugkasten einmal auszukippen und neu anzuordnen? Wie sieht es eigentlich mit unserer Glaubwürdigkeit aus, wenn wir durchaus starke Forderungen bis hin zur Drohung stellen (Rohre und schießen….) aber das dann einfach reaktionslos versanden lassen? Dabei müssten wir uns doch mit Wirkungen gut auskennen. Man kann eine Infektion nicht mit einem Poker-Bluff bezwingen. Wir können erklären, warum ein Helikobakter p. so schwer zu behandeln ist, warum zunächst mal der pH-Wert des Magens durch PPI hinreichend angehoben werden muss, damit die Antibiose ausreichend wirkt, wir können erklären, warum Omeprazol und Pantoprazol unbeschadet in den Darm aufgenommen werden muss, damit die Wirkung in den Belegzellen von der Blutseite aus eintreten kann. Und Lauterbach hat sich eben auch wie ein H.p. in einer Art Ammoniakmantel vor der „bösen“ Apothekenlobby verkapselt. Wer, wenn nicht wir, wären in der Lage nach Wirkmechanismen zu suchen, um da effektiv Feuer unter dem Hintern machen zu können? Ich fürchte, wir versuchen es gar nicht. Aus Angst, Scham, Faulheit oder wie ich nach neueren Reden von Frau O. befürchte: man fühlt sich gar nicht zuständig Wirkungen zu erziehlen, sondern die Aufgabe beginnt und endet ausschließlich mit Kommunikation. Und da schließt sich wieder der Kreis zu einer guten und schlechten PDL. Was mache ich eigentlich, wenn ich DIE Lösung habe und 100% überzeugt bin dem Patienten geht es nach der Umstellung der Medikation deutlich besser? Ich habe jedoch einen Arzt, der sagt wortwörtlich (habe ich selbst so erlebt):“Sie haben ja Recht Herr Apotheker, Ihre Argumente sind schlüssig und dem Patienten wäre wahrscheinlich geholfen. Doch er liegt ja schon im Altersheim und da ändern wir halt groß nichts mehr und neben die Wirkungslosigkeit von L-Dopa in Kauf (Patient bekam gleichzeitig einen D2-Antagonisten zur Ruhigstellung). Was macht man da? Hat man seinen Job mit der reinen Kommunikation erfüllt? Schließlich hat ja der Arzt Therapiehoheit über den Patienten, wie der Gesundheitsminister Therapiehoheit über unseren Versorgungsauftrag hat… Ich glaube sterbende Berufe bzw deren Lobby haben eine große Gemeinsamkeit. Sie denken ihre Zuständigkeit betrifft nur die Kommunikation. Sie sind unwillens wirklich zu kämpfen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: mehr PDL wagen

von Das letzte Problem am 02.06.2024 um 12:20 Uhr

So bleibt das letzte Problem.

Wie können Mitarbeiter und Inhaber öffentlicher Apotheken Ihre berechtigten Forderungen duchsetzen ?

AW: mehr PDL wagen

von Conny am 02.06.2024 um 13:34 Uhr

Manchmal ist weniger mehr, wer liest solche Romane?Ach so, ich hab ihn ja gelesen:)

ABDA

von Beldowitz am 02.06.2024 um 9:37 Uhr

Die ABDA hat angekündigt zu eskalieren. 2023 wollte man den Vor Ort Apotheken nicht mitteilen, wie die Eskalation aussieht, denn sonst verliere man den "Überraschungseffekt" und man wolle sich nicht in die Karten blicken lassen.

Das war alles nichts als heiße Luft, die Karten in der Hand ein großer Bluff, die ABDA ist völlig blank und außer unsinnigen Videospots und peinlichen rote T-Shirt Aktionen wird da nichts mehr kommen. Frau Overwiening wollte zu diesem einzigartigen Desaster auch noch ein positives Fazit ziehen, hat es sich dann aber doch verkniffen.

Ich kann nur alle dazu ermuntern sich der freien Apothekerschaft anzuschließen!

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Meraner Klima

von Ulrich Ströh am 02.06.2024 um 9:28 Uhr

Na ja, sich aus dem mediterranen Klima der Kurstadt Meran zur desolaten wirtschaftlichen Lage unserer deutschen Offizinapotheken zu äußern…

Kann man machen, aber was bringt es?

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